Der Anteil Russlands am GBI-EM-Index der US-Bank J.P. Morgan, der wichtigsten globalen Benchmark für Anleihen in Landeswährung von Schwellenländern, ist gegenüber etwa sieben Prozent vor zwei Jahren und nur 1,5 Prozent im Jahr 2007 auf 8,3 Prozent gestiegen, wie neue Daten zeigen.
Analysten sagen, dass die Staatsreserven im Gesamtwert von weit über einer halben Billion US-Dollar, eine kompetente Zentralbank und eine konservative Fiskalpolitik Russland zu einem der stärksten Märkte machen, der bis auf die schlimmsten Sanktionen kugelsicher ist.
Experten wiesen gegenüber Reuters darauf hin, dass die neuen Sanktionsdrohungen gegen Moskau den Reiz der günstigen "Realzinsen" von zwei Prozent (Zinsen minus Inflation) und einer der stärksten öffentlichen Bilanzen der Welt nicht beeinträchtigen werden. Daniel Moreno, der Leiter der Abteilung für Schulden in Schwellenländern bei der internationalen Banken- und Finanzgruppe Mirabaud, erklärte:
Was wir wissen, ist, dass die USA und die EU in den letzten sechs Jahren seit den Ereignissen in der Ukraine kontinuierlich Sanktionen verhängten. Die Frage ist, ob diese Sanktionen eine (für den Westen) wünschenswerte Wirkung haben. Ich denke, die Antwort lautet definitiv Nein.
Gespräche über den Verzicht der EU auf die Gaspipeline Nord Stream 2 in Verbindung mit sinkenden Ölpreisen und bevorstehenden US-Wahlen kosteten den russischen Rubel-, Staatsanleihen- und Aktienmärkten in den letzten Wochen fünf bis zwölf Prozent.
Nichtsdestotrotz zeigten die Daten von J.P. Morgan, dass dessen Kunden bei den aktuellen Ereignissen mehr in russische Anleihen investierten als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, zumindest in den letzten sechs Jahren.
Hohe "reale" Zinssätze trugen zusammen mit den anderen starken Fundamentaldaten Russlands dazu bei, Investoren zurückzulocken, da Ausländer vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie einen Rekordanteil von 35 Prozent des auf Rubel lautenden Staatsanleihenmarktes besaßen.
Gestützt durch seine riesigen Öl- und Gasreserven wird Russlands Verschuldung im Verhältnis zum BIP in diesem Jahr voraussichtlich nur 20 Prozent betragen – weniger als ein Fünftel der Verschuldung der Vereinigten Staaten, Großbritanniens oder Frankreichs und weniger als ein Drittel der Verschuldung Chinas.
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