Vertreter der medizinischen Berufe in der Stadt Omsk, wo der russische Oppositionellen Alexei Nawalny unmittelbar nach seiner mutmaßlichen Vergiftung behandelt wurde, reagierten mit dem Brief auf die Vorwürfe und Unterstellungen ihnen gegenüber.
"Die scharfe Reaktion der liberalen Öffentlichkeit auf die Bemühungen der Omsker Ärzte zur Rettung von Alexei Nawalny überschreitet alle Grenzen der Ethik und des gesunden Menschenverstandes", heißt es in dem Brief.
Die Anhänger von Alexei Nawalny versuchen, jene Ärzte zu verleumden, die das Leben des Politikers gerettet haben. "Menschen, die keinerlei medizinische Ausbildung haben, stellen Diagnosen, urteilen über die Behandlung, manipulieren Informationen." Dabei habe keiner von ihnen den wahren Zustand des Politikers beobachtet und sei nicht mit Ergebnissen von Analysen und Untersuchungen vertraut. "Tatsächlich werden wir mit einer Erscheinung wie einer "politischen Diagnose" konfrontiert, die nichts mit Medizin zu tun hat", hieß es.
Die Autoren des Briefes verweisen darauf, dass Alexei Nawalny heute nur dank der fachlichen Kompetenz der Omsker Mediziner noch am Leben ist. "44 Stunden lang kämpften die Ärzte um sein Leben. Das ist eine Tatsache, die nicht geleugnet werden kann". Und nun entwickelt sich alles bis zu dem Punkt, dass "die Ärzte in Omsk mit Molières Komödienfiguren verglichen werden, für die Blutegel und Aderlass die wichtigsten Behandlungsmethoden waren". Im Brief werden solche Äußerungen als "ekelhafte Beleidigungen" bezeichnet.
Im Brief wird betont, dass die Ärzte vielmehr nun in einen politischen Prozess verwickelt werden. "Wir sind der Meinung, dass solches Verhalten gegenüber den Ärzten, die ehrlich und professionell ihre Pflicht getan haben, unzulässig ist".
Zugleich hat das Krankenhaus in Omsk, in welches der Oppositionspolitiker am 20. August eingeliefert worden war, eine Bitte an die Berliner Charité geschickt, jene Daten vorzulegen, anhand derer angeblich eine Vergiftung des Patienten festgestellt wurde. Das erklärte am Mittwoch der Chefarzt der Klinik, Aleksander Murachowski. "Wir bitten um Laborbefunde, anhand derer Sie die Vergiftung durch Cholinesterasehemmer festgestellt haben. Ebenso, aufgrund welcher klinischen Daten Sie von dieser Vergiftung ausgehen".
Die Bundesregierung schließt die Möglichkeit jeglicher politischen Einflussnahme auf den ärztlichen Befund der Charité, in der Alexei Nawalny derzeit behandelt wird, aus, sagte die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung Ulrike Demmer. Sie betonte, dass die Behörden absolutes Vertrauen in die Ärzte der Charité haben.
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