Zudem soll der 50-Jährige 800.000 Rubel (rund 10.300 Euro) zahlen. Auch weitere Angeklagte – Juri Itin und Alexei Malobrodski – bekamen Bewährung. Eine weitere Angeklagte, die frühere Mitarbeiterin des russischen Kulturministeriums Sofja Apfelbaum, soll laut der Richterin fahrlässig gehandelt haben, indem sie nicht alle Unterlagen sorgfältig geprüft habe. Sie muss eine Geldstrafe zahlen.
Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich bereits in der Früh Hunderte von Menschen, darunter auch prominente Sänger und Schauspieler. Trotz der starken Hitze warteten sie stundenlang auf das Urteil, das eigentlich schon um 11 Uhr Lokalzeit verkündet werden sollte.
Während der Anhörung meldete sich auch Kulturministerin Olga Ljubimowa zu Wort. Im Fall Serebrennikow gehe es darum, dass dem Staat großer finanzieller Schaden zugefügt wurde, so die Ministerin. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass der Fall analysiert werden müsse – auch mit Blick auf die staatliche Finanzierung der Kultur.
Der Fall beschäftigte die russische Justiz und auch die internationale Kunstwelt seit Jahren. Die Ermittlungen liefen seit Sommer 2017. Im vergangenen Jahr kam der Regisseur nach mehr als eineinhalb Jahren im Hausarrest mit Einschränkungen auf freien Fuß. Er soll 129 Millionen Rubel (etwa 1,6 Millionen Euro) für das Theaterprojekt "Plattform" unterschlagen haben. Der Vorwurf lautet, es habe die für das Geld geplanten Inszenierungen nie gegeben. Die Angeklagten hätten einen Teil der Summe, so das Urteil, "unmittelbar nach der Zuteilung unterschlagen".
Serebrennikow leitet in Moskau das anerkannte Gogol-Zentrum, inszenierte aber auch in Berlin, Stuttgart und Hamburg. Deutsche Theaterschaffende haben sich mit Serebrennikow solidarisch gezeigt. Sie forderten bei einer Demonstration vor der Russischen Botschaft in Berlin seine Freilassung. Das Deutsche Theater in Berlin hatte in einem Instagram-Beitrag die sofortige Einstellung des Strafprozesses gefordert.
Auch zahlreiche russische Künstler veröffentlichten im Vorfeld der Urteilsverkündung Videos, in denen sie ein ungerechtes Justizsystem beklagten. Tausende Kulturschaffende unterzeichneten einen Unterstützerbrief für Serebrennikow und kritisierten massive Verstöße im Prozess. Es seien Unterschriften und Beweise gefälscht und Zeugen unter Druck gesetzt worden. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie internationale Stars hatten sich für den Filme- und Theatermacher eingesetzt.
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