Russische Wissenschaftler schlagen Alarm: Das Wasser im Baikalsee büßt rapide an seiner weltberühmten Transparenz ein. Die Forscher führen das Problem auf eine mikrobiologische Katastrophe zurück. Mitarbeiter des Limnologischen Instituts bei der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften haben in einer Studie festgestellt, dass Schwämme im tiefsten Süßwassersee der Erde massenhaft absterben.
Nach Angaben der Forscherin Olga Maikowa komme eine komplette oder teilweise Nekrose bei allen Schwammarten und in fast allen Gebieten des Baikalsees vor. Doch besonders schlimm sei die Situation in der Nähe der Ortschaft Listwjanka, die eines der wichtigsten Tourismuszentren der Region ist. Demnach sei die dortige Schwammpopulation gegenüber dem Jahr 2015 um das Sechs- bis Fünfzehnfache zurückgegangen.
Die im Baikalsee beheimateten Schwämme sind normalerweise grün. Diese Farbe erhalten sie dank Algen, die mit den Tieren in Symbiose leben. Wenn ein Schwamm seine typische Farbe verliert, geht es ihm schlecht. Da ein toter Schwamm nicht mehr das Wasser filtern kann, wird dieses schmutziger.
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Der Forscher Igor Chanajew betont die Bedeutung dieser niederen Tiere für das gesamte Ökosystem des Sees:
Ein kleiner Schwamm mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern kann mit seinem Körper bis zu 20 Liter Wasser filtern. Man stelle sich nur vor, wie viel Wasser diese Tiere durch sich gehen lassen, da das gesamte Ufergebiet mit ihnen bedeckt ist.
Nach Angaben der Wissenschaftlerin Tatjana Butina sei die genaue Ursache des Massensterbens der Schwämme bislang ungewiss. Allem Anschein nach komme es zu gewissen Veränderungen in Mikroorganismen-Gemeinschaften.
Das Fazit der Studie des Limnologischen Instituts in Irkutsk ist besorgniserregend: Das Wasser im Baikalsee könnte schon in einigen Jahren trübe werden. Schwämme würden allmählich von anderen Organismen verdrängt werden.
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