Umfrage: Fast ein Viertel der Russen hält Corona-Pandemie für erfunden

Insgesamt ein Drittel der Russen glaubt, dass die Gefahr durch das Coronavirus nicht real und die Corona-Pandemie erfunden sei. Dies ergab eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Umfrage. Die meisten Corona-Skeptiker wohnen laut Umfrageergebnissen in Südrussland.

Die im Mai durchgeführte Umfrage der Moskauer Hochschule für Wirtschaft ergab, dass 9,6 Prozent der Befragten nicht an die Gefahr des Coronavirus glauben und etwa ein Viertel (23,2 Prozent) die Pandemie für eine "Erfindung von Interessensgruppen" hält. Insgesamt stuft somit fast ein Drittel (32,8 Prozent) der Umfrageteilnehmer die Bedrohung durch das Coronavirus nicht als gefährlich ein, berichtete die Zeitung RBK. Laut Umfrageergebnissen sind die Vorbehalte von Region zu Region unterschiedlich, wobei im Föderationskreis Südrussland die meisten Skeptiker wohnen.

Die Umfrageergebnisse zeigen deutliche Unterschiede bei der Einstellung der Russen gegenüber der Selbstisolation und weiteren von der Regierung verhängten Maßnahmen. Das Verhalten der Menschen, die die Gefahr durch das Coronavirus anerkennen, unterscheidet sich deutlich vom Verhalten der Corona-Skeptiker. Von ihnen besuchen 43 Prozent weiterhin ihre Verwandten, mehr als die Hälfte davon geht spazieren. Etwa drei Viertel der Skeptiker sind außerdem davon überzeugt, dass die Einführung der sogenannten Selbstisolation nicht erforderlich war. Von denjenigen, die in dem Virus eine Gefahr sehen, besuchen hingegen nur 18 Prozent ihre Verwandten. Nur zehn Prozent von ihnen sind der Meinung, dass die Selbstisolation unnötig sei.

Die Akzeptanz der strikten Coronavirus-Maßnahmen lässt in der Bevölkerung weiter nach. Anfang April hielten nur 16 Prozent der Befragten die Selbstisolation für unnötig. Bis Ende Mai verdoppelte sich diese Zahl (32,4 Prozent). Derzeit befürworten bereits 56 Prozent der Russen Corona-Lockerungen. 

Die Umfrage wurde vom 18. März bis 26. Mai online durchgeführt. Daran nahmen mehr als 30.000 Menschen aus allen Regionen Russlands im Alter zwischen 20 und 60 Jahren teil.

Gegenüber den Medien bezeichnete Kremlsprecher Dmitri Peskow jede Nicht-Anerkennung der Existenz des Coronavirus als "Unwillen, sich umzusehen und die Realität zu akzeptieren". Peskow hatte sich im Mai selbst mit dem Coronavirus infiziert. Er wurde vergangene Woche aus dem Krankenhaus entlassen. Er bestätigte:

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Es existiert und es ist gefährlich.

In Russland wurden mittlerweile 414.878 Infizierte registriert. Seit Ausbruch der Pandemie sind landesweit insgesamt 4.855 testpositive Menschen gestorben, 175.877 gelten als genesen. Russland verzeichnet derzeit nach den USA und Brasilien die dritthöchste Anzahl von bestätigten Corona-Fällen weltweit.

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