Russlands Energieministerium erwartet, dass sich die Nachfrage auf dem Ölmarkt in der zweiten Jahreshälfte allmählich erholen wird. Doch bevor dies geschieht, sollten die ölproduzierenden Länder es vermeiden, ihre Öllager vollständig zu füllen, um einen Marktzusammenbruch zu verhindern. Das erklärte der russische Energieminister Alexandr Nowak am Sonntag. In einem Interview mit dem TV-Sender Rossija 1 sagte er:
Die Welt hat noch nie einen Rückgang der Ölnachfrage um 20 bis 30 Prozent erlebt. Wenn die Schwankungen im zweistelligen Prozentbereich liegen, ist das ungewöhnlich. Die meisten Experten sind sich einig, dass wir uns auf dem Höhepunkt des Nachfragerückgangs befinden und der Markt sich in jedem Fall wieder beleben wird. Wir werden diesen Scheitelpunkt durchleben müssen und versuchen, die Lagerstätten nicht zu überfüllen, denn wenn sie voll sind, bedeutet dies einen völligen Zusammenbruch. Wir sollten es also vermeiden. Alle erwarten, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder belebt und die Nachfrage steigt.
Der Minister äußerte sich auch über den Preis der Mai-Futures für WTI-Öl, der am 20. April in die Negativzone geriet:
Ich glaube nicht, dass diese Situation zu ernst genommen werden sollte, als ob alles Öl nun deswegen billig sein wird.
Es handelt sich nicht um den Handel mit echtem Öl, es sind sogenannte Futures. Sie waren im Moment für niemanden von Interesse, weshalb sie zu einem Preis unter dem Einstandspreis verkauft wurden. Das ist eine besondere Situation und hat nichts mit dem realen Ölmarkt zu tun.
Am 20. April ging der Preis der Mai-Futures für WTI-Öl zum ersten Mal in der Geschichte in die Negativzone, auf minus 37,6 US-Dollar pro Barrel. Vorausgegangen war ein dramatischer Rückgang der Ölnachfrage um 29 Millionen Barrel pro Tag, laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur.
Darüber hinaus sind die Öllager weltweit überfüllt, während die OPEC+-Vereinbarung über die Kürzung der Ölproduktion erst ab Mai in Kraft treten wird. Aus diesem Grund berücksichtigen die Händler diesen Faktor bei sofortigen Ölverträgen nicht.
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