Unsere Moderatorin Jasmin Kosubek ließ den beiden Denkern freien Lauf in der Erkundung und Deutung des „Neoliberalismus“ als politischem und wirtschaftlichem Modell und Leitbild. Zum einen handele es sich dabei um einen oft bemühten populär-politischen Kampfbegriff. Zum anderen handele es sich um eine legitime Bezeichnung für eine durchaus heterogene Strömung von Paradigmen, die den Sozialismus sowie den klassischen Liberalismus als Wirtschaftsformen ablehnen. Für viele Wirtschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts sei der „Neoliberalismus“ in Deutschland erstmals in der Form der heute bekannten Sozialen Marktwirtschaft aufgetreten.
Viele andere machen dasselbe Phänomen verantwortlich für all das Übel der Nachkriegszeit: Arbeitslosigkeit, Inflation, Spekulation, Finanzkrisen und die vielzitierte soziale Ungleichheit mit ihrer sich nicht nur in Deutschland weiter streckenden „Schere“.
Bontrup und Krall könnten wirtschaftspolitisch fast nicht unterschiedlicher sein. In Fragen der ökonomischen Umverteilung und Steuerpolitik eruieren sie eloquent gegensätzliche Pole. Sie liefern sich einen kontroversen Diskurs auf Augenhöhe zur Frage: Ist der Neoliberalismus wirklich an allem schuld?