Mit einer ungewöhnlichen Social-Media-Aktion hat das österreichische Sozialministerium kurz vor Weihnachten für Aufsehen gesorgt. Anlass war der Welt-Orgasmus-Tag, den das von SPÖ-Ministerin Korinna Schumann geführte Ressort nutzte, um auf eine angebliche Ungleichheit zwischen Frauen und Männern beim sexuellen Höhepunkt aufmerksam zu machen.
Im Zentrum der Kampagne steht der sogenannte Orgasmus-Gap.
Gemeint ist die Beobachtung, dass Frauen insgesamt seltener zum Orgasmus kommen als Männer oder Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Das Ministerium verweist dabei auf Studien und betont den Zusammenhang zwischen sexueller Gesundheit, Stressabbau und allgemeinem Wohlbefinden.
Als Ursache für diese Ungleichheit nennt das Ressort ein männlich geprägtes Verständnis von Sexualität. Dieses werde unter anderem durch Mainstream-Pornografie vermittelt und beeinflusse Erwartungen, Rollenbilder und Aufklärung.
Sexualerziehung müsse deshalb über Fortpflanzung hinausgehen und auch Lust, Vielfalt und Selbstbestimmung thematisieren, heißt es aus dem Ministerium.
Nicht der thematische Kern, sondern die Art der Darstellung rückte rasch in den Vordergrund. Auf sozialen Plattformen arbeitete das Ministerium mit auffälligen Emojis und einer stark vereinfachten Sprache, die von Teilen des Publikums als unpassend für eine staatliche Behörde wahrgenommen wurde. Auch parteiintern führte der Auftritt zu Zurückhaltung.
In vielen Reaktionen stand die Frage der politischen Schwerpunktsetzung im Raum. Vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel, steigender Lebenshaltungskosten und anhaltender Belastungen im Gesundheitswesen erschien die Fokussierung auf Sexualthemen für manche als irritierend, während andere den Ansatz als Beitrag zur Enttabuisierung einordneten.
Der ungewöhnliche Schritt verdeutlicht eine wachsende Kluft zwischen politischer Kommunikation und gesellschaftlicher Realität.
Während das österreichische Gesundheitssystem unter massivem Druck steht, rückt das von der SPÖ geführte Sozialministerium unter Korinna Schumann ein vermeintliches Orgasmus-Lücken-Problem in den Mittelpunkt.
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