Die Inflation hält Österreich weiter fest im Griff. Auch im November zeigte sich keine Entspannung. Mit einer Teuerungsrate von 4 Prozent blieb der Wert exakt auf dem Niveau der beiden Vormonate. Was statistisch nach Stagnation klingt, bedeutet für viele Haushalte eine fortgesetzte Erosion ihrer Kaufkraft. Die Preissteigerungen haben sich verfestigt und treffen den Alltag dort, wo Ausweichmöglichkeiten fehlen.
Besonders ins Gewicht fallen erneut Energie und Lebensmittel. Strom, Heizung und Wohnen verteuerten sich im Jahresvergleich deutlich. Allein die Ausgaben für Wohnung, Wasser und Energie stiegen um 6,6 Prozent. Strom entwickelte sich dabei zum zentralen Preistreiber. Nach dem Auslaufen staatlicher Entlastungsmaßnahmen und dem gleichzeitigen Anstieg von Netzentgelten und Abgaben sind viele Haushalte mit Kosten konfrontiert, die kaum mehr planbar erscheinen. Auch Gas, Heizöl und feste Brennstoffe wurden teurer, wenn auch weniger stark.
Beim Lebensmitteleinkauf zeigt sich ebenfalls keine Entspannung. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich im Jahresvergleich um durchschnittlich 3,6 Prozent. Besonders stark betroffen sind Fleisch und Milchprodukte, die für viele Haushalte zu den fixen Grundausgaben zählen. Preisrückgänge bei einzelnen Warengruppen wie Gemüse oder Speiseölen wirken zwar dämpfend, ändern jedoch nichts daran, dass der tägliche Einkauf deutlich mehr kostet als noch vor einigen Jahren.
Dienstleistungen entwickeln sich zunehmend zu einem weiteren Preistreiber. In der Gastronomie lagen die Preise mehr als 6 Prozent über dem Vorjahreswert, wodurch der Restaurantbesuch für viele Haushalte zur seltenen Ausnahme wird. Freizeit- und Kulturangebote verteuerten sich spürbar, ebenso Pauschalreisen und touristische Leistungen. Aktivitäten, die lange als fixer Bestandteil der Lebensqualität galten, werden für immer mehr Menschen unerschwinglich.
Im europäischen Vergleich fällt Österreich damit weiterhin negativ auf. Während die Inflation im Euroraum insgesamt nahe am Zielwert der Europäischen Zentralbank liegt, bleibt sie hierzulande deutlich höher. Die Hochinflationsphase dauert bereits das vierte Jahr an. In einer Währungsunion, in der viele Länder die Preissteigerungen weitgehend unter Kontrolle gebracht haben, wirkt Österreich zunehmend wie ein Sonderfall.
Die anhaltend hohen Preise wirken sich nicht nur auf Budgets aus, sondern hinterlassen auch Spuren im Empfinden vieler Menschen. Die Teuerung wird oft als gravierender wahrgenommen, als es die Statistik vermuten lässt. Steigende Ausgaben bei Alltagsgütern verstärken das Gefühl, an Kaufkraft zu verlieren, insbesondere dann, wenn die Einkommen nicht Schritt halten. Vor allem regelmäßig anfallende Kosten wie für Lebensmittel oder Treibstoffe prägen dieses Empfinden stärker als Ausgaben, die nur gelegentlich anfallen.
Begleitet wird die Teuerung von einem wachsenden Gefühl der Ohnmacht. Den steigenden Preisen kann man kaum entkommen, oft bleibt nur der Verzicht. Das erhöht den Druck und verstärkt die Verunsicherung. Viele reagieren darauf, indem sie sich kleine, kurzfristige Ausgaben erlauben, während langfristige finanzielle Entscheidungen aufgeschoben werden. Ökonomisch ist dieses Verhalten wenig sinnvoll, aus psychologischer Sicht jedoch nachvollziehbar.
Die Inflation trifft zudem auf ein ohnehin schwieriges wirtschaftliches Umfeld. Europa verliert seit Jahren an relativer wirtschaftlicher Bedeutung. Wachstum bleibt schwach, Zukunftstechnologien werden anderswo entwickelt, und die Konjunktur kommt kaum in Gang. In Österreich kommt erschwerend hinzu, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit Jahren stagniert oder real sogar sinkt. Kaufkraftbereinigt liegt es unter dem Niveau vor der Pandemie.
Für viele Arbeitnehmer verschärft sich die Situation zusätzlich. Zwar werden die Einkommen regelmäßig angepasst, doch bis zur nächsten Erhöhung frisst die Inflation einen beträchtlichen Teil der Kaufkraft auf. Je stärker die Teuerung ausfällt, desto größer ist der reale Verlust in den Monaten davor. Werden Lohnabschlüsse unterhalb der laufenden Inflation vereinbart, bleiben spürbare und langfristige Einbußen bestehen.
Darüber hinaus prägen anhaltend negative Nachrichten über Konjunktur, Standortschwächen und industrielle Probleme das öffentliche Bild. Dadurch verfestigt sich bei vielen der Eindruck eines langfristigen Abschwungs. Während frühere Generationen noch von Wachstum und steigendem Wohlstand ausgingen, überwiegt heute das Gefühl, an Boden zu verlieren. Dieser Wandel zeigt sich für viele nicht nur in Zahlen, sondern ganz konkret im täglichen Leben.
Die Inflation macht diese Wohlstandsverluste sichtbar. Sie zwingt zum Verzicht, verändert Konsumgewohnheiten und senkt die wahrgenommene Lebensqualität. Für viele entsteht der Eindruck, dass man sich anpassen muss, ohne Aussicht auf baldige Entlastung. Die Teuerung wird damit nicht nur zu einem ökonomischen, sondern zu einem gesellschaftlichen Problem, das weit über Preisstatistiken hinausreicht.
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