Fast die Hälfte der Arbeitslosen in Österreich sind Ausländer: Ukrainer und Syrer dominieren

Ehemalige Sozialberater kritisieren mangelnde Kontrolle in AMS-Kursen und sprechen von geschönten Berichten sowie ausbleibenden Sanktionen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Wien weist die Vorwürfe zurück und verweist auf interne Qualitätsprüfungen.

Ehemalige Sozialberater schildern ein System, das Pflichten zwar formuliert, in der praktischen Umsetzung aber oft abschwächt. Arbeitslose, die Kurse wiederholt versäumen oder kaum mitarbeiten, würden nicht konsequent gemeldet. Selbst Hinweise auf mögliche Schwarzarbeit blieben ohne Folgen. Die Quellen sprechen von einem Umfeld, das Sanktionen grundsätzlich scheut.

Manche Institute passen Berichte so an, dass Konflikte vermieden werden. Verantwortliche AMS-Betreuer agieren unterschiedlich streng, was zu divergierenden Standards führt. Die Wirksamkeit der Schulungsprogramme hängt daher stark von individuellen Praktiken ab.

Das AMS Wien weist die Vorwürfe zurück. Die Behörde betont, dass die Institute regelmäßig überprüft werden und Fehlverhalten sanktioniert werde. Transparente Berichterstattung sei unabdingbar, da mit öffentlichen Mitteln gearbeitet werde.

Sozialberater berichten jedoch von erheblichem Leerlauf im Kursbetrieb. Arbeitslose verbringen Zeit mit privaten Tätigkeiten oder verlassen den Unterricht über längere Phasen. Meldestrukturen würden nicht überall konsequent angewandt. Dies verzögere Integrationsprozesse und verschärfe bestehende Defizite.

Zudem bleibt die Sprachkompetenz das zentrale Hindernis. Auch nach langen Förderphasen seien viele Arbeitslose nur eingeschränkt kommunikationsfähig. Einige Sozialberater erinnern sich an Gruppen, die kaum grundlegende Verständigung erlaubten. Vermittlungsbemühungen scheitern regelmäßig an diesen Barrieren.

Die Datenlage in Wien verdeutlicht die strukturelle Herausforderung. Mehr als 48.000 Menschen sind seit über einem Jahr ohne Beschäftigung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen einfacher Tätigkeiten, die zunehmend digitale oder technische Fähigkeiten voraussetzen.

Wien als soziales Zentrum der Langzeitarbeitslosen

In Österreich sind derzeit 346.419 Menschen arbeitslos. Auffällig ist, dass ein erheblicher Anteil davon keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Bundesweit sind 43,3 Prozent der Arbeitslosen Ausländer, in Wien liegt der Anteil mit 56,5 Prozent noch deutlich höher.

Die höchsten Anteile ausländischer Arbeitsloser nach Bundesländern zeigen sich in Vorarlberg (42,2 Prozent), Salzburg (40,2 Prozent), Oberösterreich (37,7 Prozent) und Tirol (37,6 Prozent). In der Steiermark liegt der Anteil bei knapp 36 Prozent, in Niederösterreich und Kärnten jeweils bei 27,4 Prozent, im Burgenland bei 23,3 Prozent.

Bei den Herkunftsländern führt wie in den Vorjahren Syrien die Statistik an, mit 24.560 registrierten Arbeitslosen. Es folgen Türken mit 13.617 Personen, ein Anstieg von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sowie Rumänen (12.559), Serben (11.412) und Afghanen (9.741). Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen stieg um 53,3 Prozent auf 8.901 Personen.

Die geografische Verteilung zeigt, dass Migranten besonders stark in der Bundeshauptstadt konzentriert sind. In Wien leben 79,3 Prozent der Syrer, ebenso 77 Prozent der Polen, 73,9 Prozent der Serben, 68,2 Prozent der Somalier und 67,3 Prozent der Iraner.

Auch Afghanen (64 Prozent), Ukrainer (57,6 Prozent) und Italiener (50,4 Prozent) sind mehrheitlich in Wien ansässig. Slowaken (48 Prozent) und Türken (47,2 Prozent) leben knapp zur Hälfte in der Hauptstadt. Österreicher ohne Arbeit verteilen sich hingegen deutlich breiter: Nur etwa 33 Prozent wohnen in Wien.

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