Österreich ermittelt gegen Retter nach Messerangriff in Villach

Ein 41-jähriger Syrer stoppte in Villach einen Messer-Angreifer mit seinem Auto und verhinderte weiteres Blutvergießen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Körperverletzung. Gleichzeitig erhält er Drohungen aus IS-nahen Kreisen und muss mit seiner Familie umziehen. Spendenaktionen wurden gestartet.

Der 23-jährige Ahmad G. attackierte mit einem Messer mehrere Passanten, dabei verlor ein 14-Jähriger sein Leben. Ein 41-jähriger Syrer griff entschlossen ein, stoppte den Täter mit seinem Auto und verhinderte so weiteres Blutvergießen.

Nun jedoch gerät der "Held von Villach" selbst ins Visier der Justiz.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt bestätigte gegenüber dem Standard, dass gegen den Mann wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt wird. Hintergrund ist die gesetzliche Lage: Körperverletzung gilt als Offizialdelikt, weshalb eine strafrechtliche Prüfung obligatorisch ist. 

Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft dürfte der Fall "auf Nothilfe hinauslaufen" – eine gesetzliche Regelung, die Handlungen zur Abwehr akuter Gefahr legitimiert. Während die Ermittlungen noch laufen, wird in der Öffentlichkeit bereits kontrovers diskutiert, ob der couragierte Einsatz des Mannes strafrechtliche Konsequenzen haben sollte.

Ermittlungen gegen den "Helden von Villach", weil er den Täter zu Boden fuhr

Unterdessen muss A. sich mit massiven Bedrohungen auseinandersetzen, insbesondere aus IS-nahen Kreisen. Aus Angst um seine Sicherheit hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und muss mit seiner Familie umziehen. Zwei Spendenaktionen wurden ins Leben gerufen, um ihn finanziell zu unterstützen: Die Crowdfunding-Plattform Respekt.net hat ein Ziel von 11.000 Euro gesetzt, während die Gemeinwohlstiftung Común ebenfalls eine Hilfsaktion gestartet hat.

Laut dem Initiator der zweiten Spendenaktion, Sebastian Bohrn Mena, seien die Bedrohungen ernst zu nehmen. Die Darstellung, A. werde aus seiner eigenen Community heraus bedroht, sei falsch – die Drohungen kämen aus internationalen, IS-nahen Netzwerken. Er betont:

"Immer wieder heißt es, er werde aus seiner eigenen, syrischen Community heraus bedroht, die damit insgesamt ein Sicherheitsrisiko darstelle. Das ist falsch."

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) appellierte an die Mandatare, die politische Aufarbeitung mit Bedacht zu führen, um keine zusätzliche Verunsicherung in der Bevölkerung zu erzeugen.

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