Während Donald Trump nach seinem überwältigenden Wahlsieg an der Zusammenstellung seines neuen Kabinetts arbeitet, nutzen internationale Staats- und Regierungschefs die Gelegenheit, erste Signale der Zusammenarbeit zu setzen. Einer von ihnen ist der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der am Montagabend ein ausführliches Telefonat mit dem designierten US-Präsidenten führte. Neben strategischen Themen gratulierte Nehammer Trump erneut zu seinem Wahlerfolg und lud ihn zu einem Besuch nach Wien ein.
In einer Mitteilung über die Plattform X unterstrich Nehammer die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen. "Wir haben unser gemeinsames Engagement für Frieden, Wohlstand und Freiheit weltweit bekräftigt", erklärte der Kanzler und zeigte sich optimistisch, die bilateralen Beziehungen mit den USA weiter auszubauen.
Ein zentrales Gesprächsthema war die Energiesicherheit. Beide Seiten hoben die Notwendigkeit hervor, angesichts der geopolitischen Spannungen und der Preisvolatilität enger zusammenzuarbeiten. Zudem betonte Nehammer die Bedeutung einer stabilen transatlantischen Partnerschaft für die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Stärke beider Regionen.
Das Gespräch nahm jedoch auch eine persönlichere Wendung: Laut der Tageszeitung Heute zeigte sich Trump an Nehammers Einschätzung zu Kreml-Chef Wladimir Putin interessiert.
Der österreichische Kanzler, der als einziger europäischer Regierungschef seit Beginn des Ukraine-Kriegs direkten Kontakt zu Putin gesucht hat, genießt in dieser Frage besonderes Gewicht. Offenbar wollte Trump aus erster Hand erfahren, wie Nehammer die Haltung des russischen Präsidenten und die Möglichkeiten eines Dialogs einschätzt.
Im weiteren Verlauf des Telefonats brachte der österreichische Bundeskanzler Wien als möglichen Standort für künftige Friedensgespräche ins Spiel. Diese Einladung sei nicht nur ein Zeichen diplomatischer Höflichkeit, sondern auch Ausdruck des österreichischen Anspruchs, eine vermittelnde Rolle in internationalen Konflikten einzunehmen.
Mit diesem Gespräch setzt Nehammer ein klares Signal: Österreich will seine Rolle als neutraler Brückenbauer zwischen Ost und West erneut stärken. Gleichzeitig positioniert sich der Kanzler als pragmatischer Staatsmann, der frühzeitig den Kontakt zu einem einflussreichen – wenn auch umstrittenen – US-Präsidenten sucht.
Das Telefonat markiert einen wichtigen ersten Schritt in der Neuausrichtung der Beziehungen zwischen Wien und Washington. Nehammer zeigt sich dabei als weitsichtiger Diplomat, der nicht nur Österreichs Interessen vertritt, sondern auch die Bedeutung des Dialogs in politisch angespannten Zeiten unterstreicht.
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