Die Versorgung Europas mit russischem Gas ist aus Sicht von Österreichs Kanzler Karl Nehammer auch abseits von Sanktions-Überlegungen nicht mehr gesichert. Die Sprengung von Pipelines oder andere Kriegsfolgen etwa könnten zu einem Lieferstopp führen, sagte Nehammer in einem Interview kurz nach seinen Besuchen in Kiew und Moskau. In einem Interview für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und die österreichische Nachrichtenagentur APA sagte der Politiker:
"Das Risiko ist ja ohnehin da, dass das dennoch passieren kann – auch wenn Österreich, Deutschland und andere sich gegen ein Gasembargo aussprechen."
Nehammer hatte sich am Montag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen und war damit der erste EU-Regierungschef, der seit Beginn der russischen militärischen Intervention in der Ukraine Moskau besuchte. Putin habe das Thema Gas von sich aus angesprochen, berichtete der Kanzler. Der russische Präsident habe zugesichert, dass die vereinbarten Mengen geliefert würden und weiterhin in Euro bezahlt werden könne.
Putin sei sich durchaus bewusst, dass der Krieg schwere wirtschaftliche Folgen für sein Land habe. Aus Nehammers Sicht werden die jüngsten EU-Sanktionen hinsichtlich der Exporte von Elektronik etwa für die Rüstung erst mittelfristig Russlands Schlagkraft schwächen.
Mehr zum Thema - Österreichs Bundeskanzler: Kein Freundschaftsbesuch in Moskau und "kein optimistischer Eindruck"
rt de / dpa