Richter James Burke verkündete das Strafmaß, rund zwei Wochen nachdem eine Jury Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung von zwei Frauen schuldig gesprochen hatte. Laut der Zeitung The New York Times hatte Weinsteins Verteidigung ursprünglich eine milde Strafe von fünf Jahren Haft für ihren Mandanten gefordert – wegen seines schlechten Gesundheitszustands und seiner bisherigen Verdienste. Der Ankläger beharrte hingegen auf 29 Jahren Gefängnis. Alle sechs Hauptzeuginnen von Weinsteins Sexualverbrechen waren bei der Urteilsverkündung im Gerichtssaal anwesend.
Weinstein wurde in einem Rollstuhl in das Gericht in New York geschoben und wandte sich US-Medienberichten zufolge zum ersten Mal seit Beginn des Prozesses selbst an den Richter:
Ich fühle große Reue gegenüber euch allen. Ich fühle große Reue gegenüber allen Frauen. Ich fühle wirklich Reue für diese Situation. Ich fühle es tief in meinem Herzen. Ich versuche es wirklich, ich versuche wirklich, ein besserer Mensch zu sein.
Die Vorwürfe hätten ihn "verwirrt". Die zwei Frauen, auf deren Vorwürfen der Prozess beruhte, legten unter Tränen noch einmal ihre Sicht der Dinge dar.
Der New Yorker Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance bedankte sich nach der Verkündung des Strafmaßes bei dem Gericht "für eine Strafe, die eine Warnung an alle Sexualstraftäter und gewalttätigen Partner in allen Bereichen der Gesellschaft" sei.
Die Schauspielerin Mira Sorvino, die Weinstein ebenfalls sexuelle Übergriffe vorwirft, kommentierte per Twitter, sie habe "Tränen des Staunens und des Dankes" geweint. Das Justizsystem habe diesmal für alle Opfer gearbeitet.
Weinsteins Chef-Verteidigerin Donna Rotunno bezeichnete die Strafe dagegen als "obszön" und "lächerlich".
Nach dem Schuldspruch war der gesundheitlich angeschlagene Weinstein zunächst in ein Krankenhaus gekommen und dann in das Gefängnis Rikers Island in New York eingeliefert worden. Nun soll er in einem Gefängnis im Bundesstaat New York untergebracht werden. Nachdem sich der wegen Sexualverbrechen anklagte Unternehmer Jeffrey Epstein vergangenes Jahr in einem Gefängnis in Manhattan das Leben genommen hatte, dürften die Sicherheitsmaßnahmen im Fall Weinstein besonders im Fokus stehen.
Die MeToo-Bewegung feierte das Urteil gegen Weinstein als einen Meilenstein – kritisierte aber auch, dass er nicht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden wurde. Die Verteidigung des Ex-Filmproduzenten kündigte bereits an, in Revision gehen zu wollen.
Die juristischen Kämpfe sind für den Ex-Produzenten auch nach dem Verfahren in New York nicht zu Ende. In Los Angeles wurde er ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt. Auch dort könnte es zum Prozess kommen. Davon abgesehen verhandeln seine Anwälte weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit zivilen Klägerinnen um Entschädigungen.
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(rt/dpa)