Nach dem 11. September 2001 haben sich die USA mit all ihrer militärischen Macht auf einen schwer fassbaren Feind gestürzt. Sechzehn Jahre lang galten nichtstaatliche Akteure als die größte Bedrohung für Washington, bis die Regierung von Präsident Donald Trump die neue National Security Strategy, National Defense Strategy and Nuclear Posture Review herausgab, das neue Weißbuch der US-Regierung. Darin werden nicht mehr nichtstaatliche Akteure als größte Bedrohung bezeichnet, sondern wieder ganz klassisch einzelne Staaten. Und ganz vorne auf der Liste stehen Russland, China und nicht ganz weit davon entfernt Nordkorea und Iran.
Im US-Verteidigungsetat für das Jahr 2019 hat Trump schon die Weichen für einen Ausbau des US Militärs gestellt, allerdings mit Fokus auf die Navy. Nun meldete sich auch die Air Force Ministerin Heather Wilson zu Wort und fordert für die US-Luftwaffe ein Stück vom großen Geldkuchen.
Damit es die Air Force mit der Bedrohung aus Russland und China aufnehmen kann, forderte Wilson 74 neue Staffeln bis zum Jahr 2030 an. Damit soll der Bestand von gegenwärtig 312 auf 386 Staffeln (eine Staffel in der US-Air Force besteht aus 8 bis 24 Flugzeugen) steigen. Den größten Zuwachs soll die Stelle für Aufklärung und Führung erhalten, von gegenwärtig 40 auf 62 Staffeln. Der Bestand an Tankflugzeugen soll ebenfalls kräftig ausgebaut werden, von aktuell 40 auf 54 Staffeln.
Interessant ist, dass die Drohnenstaffel nur um zwei weitere ergänzt wird, was dem veränderten Feindbild zu staatlichen Akteuren geschuldet ist. Gerade Kampfdrohnen stellen eine leichte Beute für Flugabwehr- und elektronische Abwehrsysteme dar, weshalb sie für einen eventuellen Krieg gegen eines der als Bedrohung eingestuften Länder untauglich sind. Aus diesem Grund möchte die Air Force sieben weitere Kampfjetstaffeln (von 55 auf 62 Staffeln) und fünf weitere Bomberstaffeln haben (von 9 auf 14 Staffeln). Bei den Bombern wird neben den schweren B-52 auch der geheimnisumwobene B-21 Raider dazugehören, der an die Edwards Air Base für die Testphase ausgeliefert wurde und die B-1 und B-2 Bomber ersetzen soll.
Was nach einem Megaauftrag für die US-Luftfahrt- und Rüstungsindustrie klingt, bringt auch seine Probleme mit sich. Dieser massive Ausbau der Air Force benötigt auch entsprechendes Personal – Air Force Ministerin Heather Wilson rechnet mit 40.000 neuen Stellen -, was bei einem Rückgang von Piloten und Mechanikern in den letzten Jahren ein ernsthaftes Problem darstellen könnte.
Mehr zum Thema - Russische vs. westliche Waffensysteme – zwischen tatsächlicher Bedrohung und Profit