Der Kongressabgeordnete für den 48. Wahlbezirk in Kalifornien, Dana Rohrabacher, hat in einem Interview mit der SiriusXM-Plattform von Breitbart News Tonight erklärt, WikiLeaks-Gründer Julian Assange wäre bereit, ihn auch mit "physischen Beweismitteln" dafür zu versorgen, dass es nicht die russische Regierung war, die diesen mit E-Mail-Verkehr aus dem Demokratischen Nationalkomitee (DNC) versorgt habe.
Der Narrativ von einem angeblichen Komplott des später zum Präsidenten gewählten republikanischen Kandidaten Donald Trump und dessen Team bezeichnete Rohrabacher als "völligen Humbug". Wörtlich erklärte er:
Jeder weiß mittlerweile, dass diese Vorstellung, Trump hätte mit den Russen zusammengewirkt, um diese zu Handlungen zu bewegen wie E-Mails aus dem DNC zu stehlen und sie dann über WikiLeaks zu veröffentlichen […] einfach nur völliger Humbug ist und eine Ausrede. In Wahrheit wollen sie damit nur die Tatsache vertuschen, dass sie selbst versuchen, unsere Verfassung zu unterminieren, indem sie zu verhindern trachten, dass der Präsident die Autorität ausübt, die die Wähler ihm gegeben haben."
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Rohrabacher hatte den Whistleblower im August 2017, als erster US-Kongressabgeordneter überhaupt, in der ecuadorianischen Botschaft in London besucht, wo Assange sich seit 2012 aufhält. Ecuador hat dem Betreiber der Enthüllungsplattform politisches Asyl gewährt.
Assange bot Beweise gegen freies Geleit an
Über die Beweggründe für seinen damaligen Besuch erklärt der Kongressabgeordnete:
Ich wusste, der Einzige, der beweisen könnte, dass das alles ein vollkommener Humbug war, wäre Assange selbst. Deshalb habe ich ihn in London besucht, und er bestätigte mir, dass nicht die Russen ihm die DNC-Mails gegeben haben. Er verfüge dafür auch über physische Beweise und wollte sie mich sehen lassen und mir geben, aber erst, wenn es mir gelungen wäre, ein Abkommen zu erreichen, wonach er nicht festgenommen würde, sobald er die ecuadorianische Botschaft in London verlässt."
Dass Rohrabacher dieses Anliegen nicht weiterverfolgt habe, sei polittaktischen Erwägungen geschuldet:
Leider war das inmitten einer Untersuchung durch einen Sonderermittler, [und] jede Diskussion mit Trump und mir selbst, die Russland erwähnt hätte, wäre für den Sonderermittler ein Vorwand gewesen, um die Untersuchungsbereiche gegen Trump und gegen mich zu vervielfachen. Deshalb habe ich das im Raum stehen lassen. Ich habe zugewartet, um nicht dem Sonderermittler bei dessen Versuch, diesen Präsidenten kaputtzumachen, zusätzliche Munition zu liefern."
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"Ich habe mein Leben lang gegen den Kommunismus gekämpft - aber jetzt ist der Kalte Krieg vorbei"
Rohrabacher, der bereits im Zusammenhang mit der Ukrainekrise 2014 im Kongress durch kritische Fragen über die Rolle neonationalsozialistischer Akteure auf dem Maidan aufgefallen war, wird regelmäßig von US-amerikanischen Medien als Teil einer "fünften Kolonne Russlands" charakterisiert. Der Abgeordnete weist diese Vorwürfe zurück und tritt für eine Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland etwa beim Kampf gegen radikal-islamischen Terrorismus ein. Seinen Kritikern wirft er vor, den Lauf der Welt seit Ende des Kalten Krieges verschlafen zu haben:
Ich habe mein ganzes Leben lang den Kommunismus bekämpft. Aber wir haben den Kalten Krieg gewonnen, die Sowjetunion ist zusammengebrochen und ich denke, jetzt, wo der radikale Islam unser Hauptfeind ist, sollten wir mit Russland zusammenarbeiten, um diesen Feind zu besiegen. Es gibt Leute, die stellen das hin, als wäre ich in irgendeiner Form prokommunistisch oder was auch immer, während es tatsächlich nur für uns selbst Sinn macht, Wege zur Zusammenarbeit zu finden, um diesen schrecklichen Feind zu besiegen, der unsere gesamte westliche Zivilisation bedroht."
Rohrabacher von Medienkritik unbeeindruckt
Dass Rohrabacher keine Berührungsängste gegenüber offiziellen Vertretern des russischen Staates hat, erleichtert dem Abgeordneten seine innenpolitische Arbeit nicht gerade. Dennoch sieht er die breite mediale Kritik an seiner Person gelassen:
Die Medien bringen eine Geschichte nach der anderen von wegen ich wäre Putins liebster Kongressabgeordneter. Jetzt macht mal halblang: Vor allem bin ich der Vorsitzende des Unterausschusses für auswärtige Angelegenheiten, der auch zuständig ist für die Überwachung unserer Beziehungen mit Russland. Ich habe als solcher natürlich Treffen gehabt [mit Russen], und jetzt stellen sie das hin, als hätte ich mich mit diesen gegen die Vereinigten Staaten verschworen. Aber die Leute in meinem Wahlkreis kennen mich und kaufen ihnen das nicht ab.