Das US-Verteidigungsministerium kauft sich Einfluss auf die Inhalte von Hollywoodfilmen, indem es selektiven Zugang zu teurem Gerät gewährt. Das haben die Journalisten Tom Secker und Matthew Alford in einem auf internen Pentagon-Akten beruhenden Bericht aufgedeckt. Dass diese unselige Verbindung zwischen Kriegspropagandisten und Filmproduzenten Jahrzehnte zurückreicht und hunderte von teils sehr populären Filmen betrifft, schreibt der Medienwissenschaftler Michael McCaffrey auf RT International.
Seit 1927 nutzt das US-Militär demnach Hollywood, um "sein öffentliches Image in über 1.800 Filmen und Fernsehsendungen zu produzieren und zu formen". Die Macher einer Vielzahl von Filmen wie "Lone Survivor" und "Captain Phillips", von Blockbuster-Reihen wie "Transformers" sowie der Marvel-, DC- und X-Men-Superhelden-Filme haben sich auf einen verhängnisvollen Handel mit dem Pentagon eingelassen: Sie überlassen Teile der kreativen Kontrolle den Offizieren und sparen im Gegenzug Millionen von Dollar, die sie sonst für militärische Ausrüstung, Service-Mitglieder und Standortgebühren ausgeben müssten.
Wer nicht kooperiert, muss ohne Kriegsgerät drehen
Captain Russell Coons, Direktor des Navy Office of Information West, sagte dem TV-Sender Al Dschasira, was das Militär bei einer Zusammenarbeit mit Regisseuren erwarte:
Wir werden kein Programm unterstützen, das eine Uniform entehrt oder uns auf kompromittierende Weise darstellt.
Phil Strub, Leiter des "Film and Television Liaison Office" des Pentagon, erklärt die Marschrichtung:
Wenn die Filmemacher bereit sind, mit uns zu verhandeln, um unsere Probleme mit dem Drehbuch zu lösen, werden wir in der Regel eine Einigung erzielen. Wenn nicht, steht es den Filmemachern frei, ohne militärische Unterstützung weiterzumachen.
Das US-Verteidigungsministerium engagiert sich laut McCaffrey nicht zum Spaß in Filmen wie "Iron Man", "X-Men", "Transformers" oder "Jurassic Park III". Grund dafür sei, dass dies eine wirkungsvolle Strategie darstelle, um junge US-Amerikaner psychologisch zu programmieren. Diese sollen gar nicht unbedingt das Militär selbst anbeten, wohl aber dessen globalen Einsatz. Diese so erzeugte "Liebe zum Militarismus" habe jedoch verheerende Auswirkungen auf die reale Welt, so McCaffrey.
So habe die psychologische Konditionierung für die sehr reale Unterstützung des Irakkrieges auf Filmen wie "Der Soldat James Ryan" (1998, Regie: Steven Spielberg) und "Black Hawk Down" (2001, Regie: Ridley Scott) beruht, die eine altruistische Stoßrichtung des amerikanischen Militär-Interventionismus betonen würde.
Mit "Top Gun" in die Kriegsbegeisterung
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg der Pentagon-Propaganda war laut McCaffrey das Fliegerdrama "Top Gun" (1986). Der von Jerry Bruckheimer produzierte Film seiein Wendepunkt im Verhältnis von Hollywood und Pentagon gewesen, da er inmitten einer Reihe von künstlerisch erfolgreichen, gegen das Verteidigungsministerium gerichteten Antikriegsfilmen wie "Apocalypse Now", "Platoon" und "Full Metal Jacket" entstanden sei, die Amerikas Vertrauenskrise nach Vietnam zum Ausdruck gebracht hätten.
"Top Gun", der ohne die massive Unterstützung des Pentagon nicht hätte entstehen können, fiel mit einem großen Anstieg der öffentlichen Zustimmung für das Militär zusammen. Von einem Tiefpunkt von 50 Prozent im Jahr 1980 war die öffentliche Unterstützung für das Militär auf 85 Prozent gestiegen, als der Golfkrieg 1991 begann.
Auch die CIA instrumentalisiert die Popkultur
Laut McCaffrey nutzt auch der Geheimdienst CIA Hollywood-Filme, um sein Image aufzubessern oder sein Weltbild zu verbreiten. So habe die CIA heimlich den Film "Zero Dark Thirty" (2012) unterstützt und als Propagandainstrument genutzt, um die Amerikaner davon zu überzeugen, dass Folter "funktioniere". Und während des "Kriegs gegen den Terror" habe die CIA den Film "Der Krieg des Charlie Wilson" (2007) benutzt, um ihre Unterstützung der Mudschahedin in Afghanistan weißzuwaschen.
Im Gegensatz zum Post-Vietnamkriegs-Kino hat es laut McCaffrey nach den Invasionen im Irak und in Afghanistan keine filmische Renaissance kriegskritischer Filme gegeben, sondern nur eine stete Abfolge kriegsfreundlicher Produktionen wie "American Sniper" und "Lone Survivor". "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" (2008), der ohne Unterstützung des Pentagon gedreht wurde, sei die einzige Ausnahme gewesen, die es erfolgreich gewagt habe, einige der "hässlichen Wahrheiten eines kriegerischen Amerika" darzustellen.
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