Al-Scharaa: "Ich habe nichts mit den Anschlägen vom 11. September zu tun"

Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa wurde gestern als erster syrischer Staatschef seit 1946 im Weißen Haus in Washington empfangen. Im Interview mit dem Sender Fox News erläuterte er seine früheren Verbindungen zur Terrororganisation al-Qaida und distanzierte sich von den Anschlägen vom 11. September.

Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa spielte bei seinem ersten Besuch in den USA seine frühere Zugehörigkeit zu al-Qaida herunter. Am 10. November traf al-Scharaa in Washington ein anlässlich eines Treffens mit US-Präsident Donald Trump. Den Zuschauern des Senders Fox News erklärte der einst meistgesuchte Terrorist der USA seine Vergangenheit als Führer der Terrorgruppierung Haiat Tahrir asch-Scham (HTS), vormals al-Nusra-Front, und spielte dabei seine früheren Verbindungen zu al-Qaida herunter. Zugleich distanzierte er sich von den Anschlägen auf das World Trade Center vom 11. September 2001.

Der aktuelle syrische Übergangspräsident, der zuvor die HTS anführte – eine al-Qaida-nahe islamistische Gruppierung, die als Koalition von Anti-Regierungskräften im Dezember 2024 Damaskus einnahm, um den langjährigen Präsidenten Syriens, Baschar al-Assad, zu stürzen –, versuchte damit, sein Bild neu zu zeichnen. Als Anführer der HTS war auf seinen Kopf ein Kopfgeld von 10 Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Al-Scharaa wurde in der letzten Woche vor seinem Trip zur Klimakonferenz COP30 und dem Oval-Office-Termin in Washington von der Liste der "globalen Terroristen" des US-Außenministeriums gestrichen. Er traf sich gestern in Washington mit US-Präsident Donald Trump, nachdem auch die UN in der Vorwoche "terrorbezogene Sanktionen" gegen den syrischen Präsidenten und Innenminister Anas Khattab aufgehoben hatte.

Auf dem Tagesplan stand nach dem Treffen mit dem US-Präsidenten ein für die US-Bürger klärendes Interview mit dem Sender Fox News. Al-Scharaa erläuterte in dem Interview seine frühere Zugehörigkeit zu den Dschihadisten, um diese Realität als "eine Angelegenheit der Vergangenheit" zu erklären. Auf die Frage der Moderatorin, ob er die Anschläge in Verbindung mit al-Qaida vom 11. September bereue, bestritt er jegliche Beteiligung. Der Sender kündigte das Gespräch mit folgender Information an:

"Der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa erklärt in 'Special Report', warum sein Land ein 'geopolitischer Verbündeter' der USA ist, spricht über seine früheren Verbindungen zu al-Qaida und vieles mehr."

Angesprochen auf seine Verbindung zur Terrororganisation al-Qaida, erklärte al-Scharaa wörtlich:

"Ich war erst 19 Jahre alt. Ich war noch sehr jung. Ich hatte damals keinerlei Entscheidungsgewalt. Ich habe damit nichts zu tun. Al-Qaida war zu diesem Zeitpunkt in meiner Region nicht präsent."

Er ergänzte in seinen Ausführungen, dass er "die falsche Person" sei, um mit den Flugzeugentführungen in Verbindung gebracht zu werden, bezogen auf die New Yorker Ereignisse am 11. September 2001, bei denen rund 3.000 Amerikaner ums Leben kamen und die im Anschluss auch den direkten Weg für die US-Invasionen in Afghanistan und im Irak ebneten. Al-Scharaa sagte:

"Wir trauern um jeden Zivilisten, der getötet wurde."

Syriens Informationsminister, Hamza al-Mustafa, kommunizierte parallel auf der Plattform X, dass die syrische Übergangsregierung erst kürzlich eine politische Kooperationsvereinbarung mit der internationalen Koalition zur Bekämpfung des IS (Islamischer Staat, auch: ISIS) unterzeichnet habe "und damit seine Rolle als Partner im Kampf gegen den Terrorismus und zur Unterstützung der regionalen Stabilität bekräftigt".

Syrische Regierungsvertreter streben demnach eine Neubewertung der Sanktionen des sogenannten "Caesar Act" an, des wichtigsten US-Gesetzes, das nach wie vor die Handelsbeziehungen mit Damaskus einschränkt. Hochrangige Regierungsbeamte erklärten gegenüber Fox News Digital:

"Die US-Regierung erlässt eine 180-tägige Aussetzung des Caesar Act und fordert den Kongress nachdrücklich auf, das Gesetz dauerhaft aufzuheben, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die Trump-Regierung unterstützt die vollständige Aufhebung des Caesar Act. Dies steht im Einklang mit der Ankündigung des Präsidenten, die Sanktionen aufzuheben. Die Aufhebung ist entscheidend, damit US-Unternehmen und regionale Staaten in Syrien tätig werden können."

Obwohl al-Scharaa nach der Machtübernahme in Damaskus versprochen hat, das vom Bürgerkrieg zerrüttete Syrien als einen inklusiven Staat wiederaufzubauen, wird seine Herrschaft weiterhin von sporadischer sektiererischer Gewalt gegen drusische, alawitische und christliche Gemeinschaften überschattet.

In dem Interview mit Fox News erläuterte der hofierte Machthaber, Syrien und die USA müssten ihre Bemühungen gegen die Terrororganisation Islamischer Staat intensiv koordinieren. Er äußerte auch die Hoffnung, dass Trump bei den Verhandlungen mit Israel helfen könne, das 2024 seine Besetzung des Südwestens Syriens ausgeweitet hatte.

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