Seit Jahrzehnten hackt sich China in amerikanische Stromnetze und Unternehmen ein, erbeutet sensible Daten und geistiges Eigentum wie Chip-Designs und verschafft sich so einen Vorteil gegenüber den Vereinigten Staaten. Dies berichtet die New York Times am Freitag.
Nach einjährigen Ermittlungen kamen Experten und Beamte zu dem Schluss, dass eine Gruppe namens "Salt Typhoon" hinter dem großangelegten Cyberangriff steckt. Der Angriff, bei dem Informationen von fast jedem US-Amerikaner gestohlen worden sein könnten, richtete sich gegen mehr als 80 Länder. Sie sehen darin einen Beweis dafür, dass die Fähigkeiten Chinas denen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten ebenbürtig sind.
Der Angriff von Salt Typhoon war ein jahrelanger, koordinierter Angriff, bei dem große Telekommunikationsunternehmen und andere Unternehmen infiltriert wurden, wie die Ermittler letzte Woche in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten.
Das Ausmaß des Angriffs war weitaus größer als zunächst angenommen. Sicherheitsbeamte warnten zudem, dass die gestohlenen Daten es den chinesischen Geheimdiensten ermöglichen könnten, globale Kommunikationsnetze zu missbrauchen, um Personen wie Politiker, Spione und Aktivisten zu überwachen.
Britische und amerikanische Beamte bezeichneten den Angriff als "hemmungslos" und "wahllos". Kanada, Finnland, Deutschland, Italien, Japan und Spanien unterzeichneten ebenfalls die Erklärung, die Teil einer Kampagne war, mit der die chinesische Regierung öffentlich angeprangert werden sollte. "Angesichts des Ausmaßes der Kampagne kann ich mir nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Amerikaner verschont geblieben ist", befürchtet Cynthia Kaiser, ehemalige Spitzenbeamtin der Cyberabteilung des FBI, die die Ermittlungen zu den Hackerangriffen leitete.
Laut Sicherheitsexperten könnte der Angriff von "Salt Typhoon" eine neue Ära chinesischer Cyberfähigkeiten einläuten und seine strategischen Rivalen – darunter die Vereinigten Staaten – auf die Probe stellen. Er unterstreicht Chinas Ambitionen, den globalen Einfluss des Landes auszubauen. Diese Ambitionen wurden am Mittwoch bei einer aufwendigen Militärparade in Peking mit Kampfflugzeugen, Panzern und Tausenden von Soldaten, die über den Platz des Himmlischen Friedens marschierten, zur Schau gestellt.
"In vielerlei Hinsicht markiert Salt Typhoon ein neues Kapitel", betont Jennifer Ewbank, ehemalige stellvertretende Direktorin der CIA für digitale Innovation. Bereits vor einem Jahrzehnt seien die westlichen Verbündeten besorgt gewesen über Chinas Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen, persönlichen Informationen und Regierungsdaten. Dabei kamen allerdings noch rudimentäre Techniken zum Einsatz.
Die Ermittler brachten den Angriff von Salt Typhoon mit mindestens drei in China ansässigen Technologieunternehmen in Verbindung, die seit mindestens 2019 tätig sind, aber erst im vergangenen Jahr aufgedeckt wurden. In der gemeinsamen Erklärung hieß es, die Unternehmen arbeiten für chinesische Militär- und Zivilgeheimdienste, die Auslandsoperationen durchführen.
Die Angreifer erbeuteten Daten von Telekommunikations- und Internetdienstleistern und drangen allein in mehr als ein halbes Dutzend US-Telekommunikationsunternehmen ein. Die Hacker nutzten alte Schwachstellen in den Netzwerken aus und hackten sich auch in Beherbergungs- und Transportunternehmen ein, so die britischen Behörden.
Die Hacker konnten Telefongespräche abhören und unverschlüsselte Textnachrichten lesen, räumte Senator Mark Warner aus Virginia, der führende Demokrat im Geheimdienstausschuss des Senats, ein.
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