Die US-Demokraten eröffneten ihren viertägigen Parteitag in Chicago im Bundesstaat Illinois am Montag mit der offiziellen Verabschiedung von Joe Biden und der offiziellen Nominierung des Vize-Kandidaten Tim Walz. Im Verlauf der Tage präsentierte die Partei viel Politprominenz zur Unterstützung der Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, darunter als geladene Redner Hillary Clinton, das Ehepaar Obama, Ex-Präsident Bill Clinton sowie den Celebrity-Star Oprah Winfrey und den Gold-Medaillentrainer der US-Basketballmannschaft, Steve Kerr. Am Abschlusstag galt dann die ganze Aufmerksamkeit der Hallengäste und anwesender Medien der mit Spannung erwarteten Rede von Kamala Harris.
Die politischen USA wären nicht die hollywoodgeprägten USA, wenn die kinderlose Harris zu Beginn ihrer Rede nicht mehrere Minuten lang eher emotionale Themen und Ebenen bedienen würde, diese gerichtet an ihren Ehemann und seine zwei Kinder aus erster Ehe. Des Weiteren nahm sie Bezug auf ihre eigenen familiären Wurzeln, ihre Kindheit, Schulzeit und die Gründe ihrer Berufswahl als Juristin.
Dieser Part wechselte dann spontan zu der mehr als pathetischen Äußerung:
"Im Namen von Amerikanern, wie den Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin. Menschen, die hart arbeiten. Die ihren Träumen nachjagen. Und füreinander da sind.
Im Namen aller, deren Geschichte nur in der größten Nation der Welt geschrieben werden kann.
Ich nehme Ihre Nominierung zur Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika an.
Mit dieser Wahl bietet sich unserer Nation eine kostbare, kurzfristige Gelegenheit, die Verbitterung, den Zynismus und die trennenden Kämpfe der Vergangenheit hinter sich zu lassen."
Es folgte die bei Politikern beliebte Allgemeinfloskel: "Und ich möchte, dass Sie das wissen: Ich verspreche, dass ich eine Präsidentin für alle Amerikaner sein werde."
Vor dem politischen Part ihrer Rede arbeitete sich Harris kurz an ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump ab, um zu behaupten:
"Amerikanerinnen und Amerikaner, diese Wahl ist nicht nur die wichtigste in unserem Leben. Sie ist eine der wichtigsten im Leben unserer Nation.
In vielerlei Hinsicht ist Donald Trump ein unseriöser Mann.
Aber die Folgen, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, sind äußerst ernst. Denken Sie nicht nur an das Chaos und die Katastrophe, als er im Amt war, sondern auch an das, was seit seiner letzten Wahlniederlage geschehen ist. Donald Trump hat versucht, Ihre Stimmen wegzuwerfen."
Obwohl die USA auf allen nur erdenklichen innenpolitischen Ebenen aufgrund der zurückliegenden vier Jahre der Biden-Administration, unter Mitverantwortlichkeit von Vize-Präsidentin Kamala Harris, nachweislich brachliegen und die multiethnische Gesellschaft mehr als gespalten gilt, sprach Harris in ihrer Rede alleinig von Trumps Amtszeit, republikanischer Blockadepolitik und drohenden Szenarien nach einem erneuten Trump-Wahlsieg am 5. November.
Mit einem eigenen Wahlsieg wolle sie dann "Arbeitsplätze schaffen. Unsere Wirtschaft wachsen lassen. Und die Kosten senken für den täglichen Bedarf." Donald Trumps Social-Media-Team reagierte via X-Posting auf diesen Part der Rede:
Zum Themenblock Außenpolitik behauptete Harris einleitend:
"Als Vizepräsident habe ich mich mit Bedrohungen unserer Sicherheit auseinandergesetzt, mit ausländischen Staatsoberhäuptern verhandelt, unsere Bündnisse gestärkt und mich bei unseren tapferen Truppen in Übersee engagiert."
Auch in diesem Part attackierte sie erneut Trump, um den Zuhörern zu erklären:
"Trump hingegen drohte damit, die NATO aufzugeben. Er ermutigte Putin, bei unseren Verbündeten einzufallen. Er sagte, Russland könne 'tun, was immer es wolle'. Fünf Tage bevor Russland die Ukraine angriff, traf ich mit Präsident Selenskij zusammen, um ihn vor Russlands Invasionsplänen zu warnen. Ich habe dazu beigetragen, eine weltweite Reaktion von über 50 Ländern zu mobilisieren, um sich gegen Putins Aggression zu verteidigen. Und als Präsidentin werde ich stark an der Seite der Ukraine und unserer NATO-Verbündeten stehen."
Zum Thema Israel betonte Harris nachdrücklich, dass sie "immer für das Recht Israels eintreten werde, sich zu verteidigen, und ich werde immer dafür sorgen, dass Israel in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen". Zum Thema der inhumanen Katastrophe im Gazastreifen erklärte sie:
"Was den Krieg in Gaza betrifft: Präsident Biden und ich arbeiten rund um die Uhr. Denn jetzt ist es an der Zeit, ein Geiselabkommen und einen Waffenstillstand zu erreichen. Gleichzeitig ist das, was in den letzten 10 Monaten in Gaza geschehen ist, verheerend. So viele unschuldige Menschen wurden getötet. Verzweifelte, hungrige Menschen auf der Flucht nach Sicherheit, immer und immer wieder. Das Ausmaß des Leids ist herzzerreißend."
Harris beendete den außenpolitischen Part ihrer Rede mit der Ankündigung:
"Als Präsidentin werde ich bei der Verteidigung der Sicherheit und der Ideale Amerikas niemals zögern. Denn in dem andauernden Kampf zwischen Demokratie und Tyrannei weiß ich, wo ich stehe ‒ und wo die Vereinigten Staaten von Amerika hingehören."
Der Abschluss ihrer knapp 40-minütigen Rede lautete dann, bevor von der Hallendecke tausende Luftballons abgelassen wurden:
"Und lassen Sie uns gemeinsam das nächste große Kapitel in der außergewöhnlichsten Geschichte schreiben, die jemals erzählt wurde. Ich danke Ihnen. Gott segne Sie. Möge Gott die Vereinigten Staaten von Amerika segnen."
Unterstützung von der musikalischen US-Prominenz erhielt Harris während des Parteitags durch Stevie Wonder, John Legend, Prince-Wegbegleiterin Sheila E. und den Popstar Pink.
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