US-Präsident Joe Biden gibt zu, dass seine Parteikollegen ihn überzeugt haben, dass er der Demokratischen Partei durch einen Verbleib im Rennen um das Weiße Haus geschadet hätte. In diesem Zusammenhang erwähnte Biden auch die ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi als eine Schlüsselfigur. Pelosi habe seine Entscheidung zum Ausstieg beeinflusst.
Am Sonntag gab Biden sein erstes Interview seit seinem Ausstieg aus dem Wahlkampfrennen. Dem Sender CBS News erklärte er:
"Die Umfragen, die wir hatten, zeigten, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen war. Es wäre bis zum Schluss spannend gewesen. Was geschah, war, dass eine Reihe meiner demokratischen Kollegen im Repräsentantenhaus und im Senat dachten, dass ich ihnen in dem Rennen schaden würde."
Biden sagte, er habe befürchtet, dass es zu einem Diskussionsthema würde, falls er im Rennen bliebe. Daher habe er seine Kampagne zur Wiederwahl Ende Juli ausgesetzt. Bidens Verzicht kam fast einen Monat, nachdem eine Fernsehdebatte mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump seinen offensichtlichen kognitiven Verfall offenbart hatte.
In den Wochen zwischen der Debatte und seinem Rückzug drängten liberale Kommentatoren, demokratische Abgeordnete und Parteispender den amtierenden Präsidenten, seine Kampagne zu beenden. Umfragen zeigten, dass der 81-jährige Biden gegenüber Trump an Boden verlor.
Seinen äußerst unglücklichen Auftritt in der Fernsehdiskussion mit dem Republikaner Ende Juni erklärte Biden zunächst damit, dass er krank gewesen sei. "Aber ich habe keine ernsthaften Probleme", fügte er damals hinzu.
Pelosi war die erste prominente Demokratin, die Bidens geistige Gesundheit nach der Debatte öffentlich in Frage stellte. In einem Interview mit MSNBC in der darauffolgenden Woche erklärte sie, es sei "eine berechtigte Frage, ob das eine Episode oder eine Krankheit ist". Sie lehnte es ab mitzuteilen, ob sie Biden direkt aufgefordert hatte, seine Kampagne auszusetzen, sagte jedoch, sie habe das Gefühl, dass der Präsident keine Kampagne geführt habe, "die auf dem Weg zum Sieg war". Pelosi wörtlich:
"Er mag denken, dass meine Erklärung etwas ausgelöst hat. Ich weiß es nicht, denn ich habe seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen."
Indes öffneten Pelosis Äußerungen zahlreichen einflussreichen Demokraten die Möglichkeit, Bidens Rücktritt zu fordern. Zu diesen Stimmen gehörte vor allem Bidens einstiger Chef, der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Der Washington Post zufolge sorgte er sich, "dass sich die Umfragen von Biden wegbewegten". Zudem befürchtete er, dass der ehemalige Präsident Donald Trump immer mehr Wähler für sich gewinnen könne und dass die Parteisponsoren den amtieren Präsidenten im Stich lassen würden.
In einem Gespräch mit der Zeitung New York Post bezeichnete Trump Bidens Rückzug als einen Putsch der Demokratischen Partei:
"Sie haben ihn alle fallen lassen und gesagt: 'Entweder steigst du nett aus, oder wir gehen gegen dich vor.' Und das ist passiert. Und er hatte keine Wahl. Daran gibt es keinen Zweifel."
Ferner erklärte Biden in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS am Sonntag, dass er seinen republikanischen Vorgänger Trump als eine echte Bedrohung für die Sicherheit des Landes betrachte und dass dieser keinen Respekt vor den Institutionen der US-amerikanischen Demokratie habe:
"Merken Sie sich meine Worte: Wenn Trump diese Wahl gewinnt, werden wir genau beobachten müssen, was vor sich geht. Er ist eine Gefahr, eine echte Bedrohung für die Sicherheit der USA."
Des Weiteren sagte der Präsident, dass er den Wahlkampf von Vizepräsidentin Kamala Harris unterstützen werde. Aktuell stimme er seinen Zeitplan für öffentliche Auftritte im Rahmen der Wahlkampagne im US-Bundesstaat Pennsylvania ab. Zudem geht er davon aus, dass Harris die bevorstehenden Wahlen in Pennsylvania gewinnen wird.
"Ich werde auch in anderen Bundesstaaten Wahlkampf machen. Ich werde alles tun, was Kamala für notwendig hält, um ihr zum Sieg zu verhelfen."
Am 5. November finden Präsidentschaftswahlen in den USA statt. Trump wurde von der Republikanischen Partei bereits als Kandidat für das Amt des Staatsoberhauptes bestätigt. Vizepräsidentin Kamala Harris will für die Demokraten ins Rennen gehen, sie muss jedoch noch die formale Nominierung der Partei erhalten. Dies ist für den bevorstehenden Parteitag in Chicago Ende August geplant.
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