Von Walentin Bogdanow
Kamala Harris hat den Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, zu ihrem Vizepräsidentschaftskandidaten auserkoren, mit dem zusammen sie die Wahl im November gewinnen will.
In gewisser Weise hat sie damit einen "Running Mate" gefunden, der charakterlich ihr Klon ist und die gleiche Bereitschaft aufweist, sich der Form jedes beliebigen Gefäßes anzupassen.
Walz ist ein Turboliberaler, der vorgibt, ein Zentrist zu sein. Im Grunde genommen ist er ein politischer Transgender mit einer jederzeit änderbaren ideologischen Identität.
Am 27. Mai 2020 fühlte sich unser Kamerateam wie am Set des Films "Der Bürgerkrieg", der noch nicht gedreht worden war. Der einzige Unterschied ist, dass sich alles im wirklichen Leben abspielte. Vom verwüsteten Flughafen der Zwillingsstädte Minneapolis und St. Paul fuhren wir mit einem Mietwagen durch Viertel mit ausgebrannten Geschäften und Tankstellen zur von der Menge verwüsteten Polizeistation, wo Kollegen die ganze Nacht über den Streifenpolizisten Derek Chauvin vor einem Massaker schützten. Der Mob drohte ihm mit einem Lynchprozess wegen des Todes des Kriminellen George Floyd.
Zwei weitere Tage lang wurde die Stadt geplündert, und es gab in ihr keine staatliche Autorität, kein Gewaltmonopol, keine Ordnung mehr. Die Krawallmacher hatten sie ganz für sich allein. Der Gouverneur von Minnesota hieß damals wie heute Tim Walz. Der designierte Kandidat der Demokraten für das Amt des Vizepräsidenten der USA erklärte sich erst am dritten Tag bereit, die Nationalgarde einzusetzen.
Die Nationalgarde, in der Walz sich heute zu dienen rühmt, aus der er aber 2005 in die Politik flüchtete, als er erfuhr, dass sein Artilleriebataillon in den Irak geschickt werden sollte. Mit dem Aufkommen der Black-Lives-Matter-Bewegung wird er sich erneut wandeln: Als der erste Schock abgeklungen ist, verkündete Walz, dass die Polizei von der Gehaltsliste gestrichen werden sollte.
Als Lehrer für Naturwissenschaften, der einst im Rahmen des undurchsichtigen WorldTeach-Programms des Außenministeriums sogar in China unterrichtete (1989, als dort zufällig die Unruhen auf dem Platz des Himmlischen Friedens ausbrachen), hatte er seine liberalen Experimente frühzeitig im Klassenzimmer begonnen. Der naive Liberalismus der 1990er-Jahre wird bei ihm in den 2020er-Jahren einer Agenda mit totalitärem Anspruch weichen.
Minnesota wurde unter Walz zu einem der Staaten, die besonders sichere Zufluchtsorte für LGBT und illegale Einwanderer sind. Zum Pflichtprogramm gehört auch, dass Walz einen eigenen militanten Transgender hat: Die lilafarbenen Locken von Lay Fink flackern in der staatlichen Legislative.
Gemeinsam haben sie es geschafft, in Minnesota Operationen zur Geschlechtsumwandlung für Teenager aus anderen Bundesstaaten anzubieten und zu genehmigen sowie weibliche Hygieneprodukte in Schultoiletten für Jungen unterzubringen. Zu den "Verdiensten" von Walz zählen die Legalisierung von Marihuana, ein aggressiver Kampf für Abtreibungsrechte, die Förderung alternativer Energien – alles so etwas wie eine liberale Pflichtagenda.
Nicht umsonst nannte Donald Trump Walz einen Mann, der versucht, im patriarchalischen Mittleren Westen so etwas wie ein zweites Kalifornien aufzubauen.
Die Ukraine ist in dieser Anamnese ganz selbstverständlich enthalten. Walz unterzeichnete eine Kooperation mit der Region Tschernigow. Er hat persönlich mit Selenskij über Zoom kommuniziert. All dies sind in den Vereinigten Staaten natürlich Pluspunkte. Aber wegen Israel könnte Harris Probleme bekommen: Im Fall von Josh Shapiro – der ebenfalls als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten gehandelt wurde – traf die Sense auf einen Stein: Der propalästinensische Flügel der Demokraten wollte keinen Juden als Vizepräsidenten. Bei der ersten gemeinsamen Kundgebung von Harris und Walz darf Shapiro nur kurz als Aufwärmer reden – die Demokratie der Demokraten in voller Blüte und ungeschminkt.
Dieser Punkt wurde bereits von J.D. Vance aufgegriffen. Er beschuldigte die Demokraten des systemischen Antisemitismus. Diese Angriffe weisen auf ein weiteres Problem für Harris hin, die sich nun selbst in der Position von Trump wiederfindet, der nicht jemanden gewählt hat, der automatisch ihre Wahlmöglichkeiten erweitern könnte, sondern eben jenen Vance (das heißt Trump 2.0).
Mit dem Ausscheiden des langweiligen und alten Biden aus dem Rennen sind die schreienden Liberalen, die Jugend, aufgewacht, und das bedeutet, dass es das Schlimmste wäre, sie zu enttäuschen. Da hat sich ein seltsamer Hybrid namens Tim Walz geradezu angeboten, der Gouverneur eines Staates, in dem die Republikaner seit Nixon 1972 nicht mehr gewonnen haben. Äußerlich und innerlich ist er anders.
Seine größte Schwäche ist sein Wiedererkennungswert. 17 Prozent der Amerikaner befürworten ihn, zwölf Prozent lehnen ihn ab, und 71 Prozent wissen nicht einmal, wer dieser übergewichtige 60-jährige Mann ist, der hölzern versucht, zu Beyoncés "Freedom" zu tanzen.
Harris und Walz werden dem Rest Amerikas die Bedeutung ihrer Aktionen in einer Blitzreise durch die Vereinigten Staaten erklären. Fünf Tage, sieben Staaten, sie werden sogar Hawaii ansteuern. Ihre Konkurrenten werden sie nicht weit kommen lassen. Von Mar-a-Lago aus wird eine Verfolgungsjagd organisiert. Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten schickt seine rechte Hand auf Verfolgungsjagd. Dafür ist Trumps Vance schließlich da, um Harris' Walz keine Verschnaufpause zu lassen.
Übersetzt aus dem Russischen.
Der Journalist Walentin Bogdanow leitet das VGTRK-Korrespondentenbüro in New York.
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