Von Rainer Rupp
Die US-Rekordexporte seien hauptsächlich auf die globale Instabilität zurückzuführen, erklärte Brigadegeneral Jeffrey Geraghty, Direktor des Air Force Security Assistance and Cooperation Directorate jüngst gegenüber Defence NewsOne. Die steigenden Spannungen weltweit, wie Russlands Invasion in die Ukraine, hätten den verstärkten Verkauf von US-Waffen an Partnernationen gefördert.
Im Geschäftsjahr 2024 beliefen sich die durch die von General Geraghty geleitete Abteilung unterstützten Verkäufe von US-amerikanischen Waffen auf 46,2 Milliarden US-Dollar, gegenüber 28,7 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2023. Dies stelle einen neuen Rekord dar. Der Großteil dieses Umsatzes stammt aus jüngsten Verkäufen von F-35- und F-16-Kampfflugzeugen. So genehmigten die USA in diesem Jahr den Verkauf von 40 F-16 an die Türkei und bis zu 40 F-35 an Griechenland.
Allerdings war der Deal mit der Türkei nicht unumstritten. Die USA hatten den Verkauf der F-16 zunächst zurückgehalten, bis Ankara der Aufnahme Schwedens in die NATO zugestimmt hatte. Ursprünglich plante die Türkei, den fliegenden Computer und entsprechend störanfälligen Kampfjet des Typs F-35 zu kaufen, der von Washington als fortschrittlichstes Kampfflugzeug der Welt angepriesen wird. Aber nachdem die Türken das beste Luftabwehrsystem der Welt, die russische S-400 erworben hatten, wurde Ankara von der Biden-Regierung aus dem die NATO und andere US-Vasallen umspannenden F-35-Programm ausgeschlossen, was damals die Beziehungen der gekränkten Türkei zu den USA erheblich belastete.
Jetzt jedoch können die Türken froh sein, dass sie das "faule Ei" vom Typ F-35 nicht zum überteuerten System-Preis von 100 Millionen $/Stück gekauft haben.
Jüngsten Berichten zufolge sind nur etwa 55 Prozent der aktuell 450 großen F-35-Flotte lediglich begrenzt einsatzfähig, d. h. sie können jederzeit mindestens einen der ihnen zugewiesenen Einsätze durchführen. Diese Zahl ist deutlich unter dem angestrebten Ziel des Programms von 90 Prozent. Etwa 21 Prozent der F-35-Flotte sind überhaupt nicht einsatzfähig und müssen am Boden bleiben. Laut einem Bericht des US-GAO (US-Bundesrechnungshof) vom September letzten Jahres ist eine chaotische Gemengelage im Service- und Reparaturbereich für die hochempfindliche F-35-Primadonna verantwortlich.
So ist laut GAO ein erheblicher Teil der F-35 nicht einsatzbereit, weil sie auf Ersatzteile warten, und weitere 15 Prozent seien aufgrund nicht durchführbarer Wartungsanforderungen nicht einsatzfähig. Verzögerungen bei Depotreparaturen und ein Rückstand von über 10.000 zu reparierenden Teilen tragen erheblich zu diesen niedrigen Bereitschaftsraten bei. Der Mangel an ausreichenden Depot-Reparaturkapazitäten wird voraussichtlich bis mindestens 2027 ein Problem bleiben, so die GAO.
Diese gravierenden Mängel sind sowohl auf logistische als auch auf technische Probleme zurückzuführen, darunter Verzögerungen bei der Einrichtung von Depot-Reparaturkapazitäten, unzureichender Zugang zu technischen Daten für die Wartung und ein Mangel an Ersatzteilen aufgrund unterbrochener Lieferketten (aus China?).
Das ganze F-35-Programm ist ein Scherbenhaufen und dennoch hält das Pentagon am ursprünglichen Beschaffungsplan von insgesamt 2.500 Exemplaren fest, zu geschätzten Lebenszykluskosten von über 1,7 Billionen (1700 Milliarden) Dollar. Davon werden geschätzte 1,3 Billionen Dollar auf den Betrieb und die Instandhaltung des Flugzeugs entfallen. (Diese Methode der US-Rüstungsindustrie ist schon aus den frühen Zeiten des China-Handels bekannt, als die Amerikaner den Chinesen massenhaft Lampen spottbillig abgaben, um ihnen dann das Petroleum zu Wucherpreisen zu verkaufen.)
Trotz des F-35-Fantasie-Preises und der ungesicherten, aber dafür extrem kostspieligen Wartungsprobleme hat auch die Bunte Wehr unter der Ampelregierung zur Verteidigung der NATO 35 dieser Superflugzeuge zum überhöhten Preis von 8,3 Milliarden Dollar bestellt, was nach Adam Riese einen Stückpreis von fast 240 Millionen Euro macht. Wahrscheinlich beinhaltet dieser Preis bereits einen Teil der Reparatur- und Service-Kosten.
Vor diesem Hintergrund mutet das Verkaufsgespräch des bereits oben erwähnten US-Generals Geraghty wie Realsatire an. In seiner Pressekonferenz betonte er, dass der Kauf von US-Waffen den anderen Ländern eine "dauerhafte Beziehung" zu den USA und auch logistische Unterstützung biete, was bei Käufen aus China oder Russland nicht der Fall sei. Viele Länder hätten festgestellt, dass billigere Waffenangebote von Nicht-Alliierten oft qualitativ minderwertig seien und langfristig teurer würden.
Was die Zusammenarbeit der US-Rüstungskonzerne mit Unternehmen in der Ukraine betrifft, so zeigen sich die US-Bosse als sehr zurückhaltend bei möglichen Co-Produktionsverträgen. Als Haupthindernisse werden die Unsicherheiten in einem Kriegsgebiet, sowie die grassierende Korruption in der Ukraine und die eher trüben längerfristigen Geschäftsaussichten genannt. Denn die US-Bosse versuchen abzuschätzen, welche lokalen oder regionalen Märkte den Krieg in der Ukraine überdauern könnten, zumal es Jahre dauern würde, neue, große Produktionslinien aufzubauen.
Einige europäische Rüstungskonzerne, darunter Rheinmetall, waren schneller und haben bereits Verträge unterzeichnet. Das ist darauf zurückzuführen, dass die EU den europäischen Rüstungskonzernen im Fall eines Verlusts ihrer Investitionen in der Ukraine durch Kriegshandlung diesen mit unseren Steuergeldern ersetzen will. Für die US-Unternehmen gibt es eine solche "politische und finanzielle Risikoversicherung"für potenzielle Investitionen in der Ukraine (noch) nicht.
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