Unter dem Thema: "Schicksalswahl für die USA und den Westen" beleuchteten Michaela Küfner als Chefkorrespondentin der Deutschen Welle, Annika Brockschmidt als freie Journalistin, die gerade von einer USA-Reise zurückgekehrt war, Christoph von Marschall als diplomatischer Korrespondent beim Berliner Tagesspiegel und Kerstin Klein, die aus dem ARD-Studio aus Washington, D.C. zugeschaltet war, im ARD-Presseclub am Sonntagmorgen mögliche Tatmotive und die Schuldfrage nach dem Mordanschlag auf den US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
In der Einführung zur Diskussion stellte die Presseclub-Moderatorin Ellen Ehni als erstes klar, dass der amtierende US-Präsident Joe Biden den "Angriff auf Trump" in jeder Form verurteilt habe. Gewalt sei "kein Mittel der politischen Auseinandersetzung". Außerdem schätzte sie auch gleich zu Beginn der Sendung das schwindende Potenzial des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei ein.
Sie räumte ein, dass Joe Biden mit mehr und mehr kritischen Stimmen zu kämpfen habe. Hinsichtlich seiner geistigen und körperlichen Verfassung stellten sich "Fragen, ob er überhaupt noch in der Lage ist, der Präsidentschaftskandidat für die Demokraten zu werden". In der Sendung sollte es aber vor allem um die Frage gehen, welche Auswirkungen das Attentat auf das ohnehin schon aufgeheizte Land habe. Und darum, wer für das Attentat die Verantwortung trage.
Als Erste kam dazu die US-Korrespondentin der ARD Kerstin Klein zu Wort. Schon kurz nach dem Attentat hätten sich mehrere prominente Republikaner öffentlich dazu geäußert, dass angeblich die Demokraten die Schuld an dem Attentat tragen würden, konstatierte Klein. Dieses Verhalten bewertete die ARD-Korrespondentin selbst tendenziös:
"Da waren die Republikaner bei allem Entsetzen überraschend schnell damit, die Schuld Joe Biden, den Demokraten und den Medien zu geben."
Die Moderatorin hakte dazu mit einer Frage bei der freien Journalistin Annika Brockschmidt nach: "Ist das für die Republikaner jetzt eine Steilvorlage: Seht her, was das demokratische Lager angerichtet hat! Aus unserer Sicht ist das ja ein bisschen befremdlich." Von dem was man bisher gesehen habe "scheint das die Stoßrichtung" der Republikaner zu sein, bestätigte Brockschmidt Ehnis Vorlage.
Dementsprechend habe sich auch der mögliche republikanische Vizepräsidentschaftskandidat James David Vance, ein Senator des US-Bundesstaats Ohio, geäußert. Ein paar Stunden "danach", habe er auf X gepostet, dass "die Demokraten die Schuld daran" tragen würden. Brockschmidt unterstellte den Republikanern an dieser Stelle ganz allgemein, dass sie nun daran "stricken" würden, der Demokratischen Partei die Schuld am Attentat in die Schuhe schieben zu wollen:
"Das passt natürlich auch in das Narrativ, was da versucht wird zu stricken."
Denn schließlich könnten die Republikaner Trump jetzt als politisch Verfolgten inszenieren, den man schon versucht zu "impeachen" versucht hatte und den man "hinter Gitter bringen" wollte, konstatiert die Journalistin. Diese Darstellung von Trump als die Figur eines politisch Verfolgten betrieben die Republikaner ja schon seit Wochen. Und nun passe es ins Bild. Jetzt würden die Republikaner einfach behaupten, "Sie haben versucht ihn umzubringen", erklärte Brockschmidt.
Dabei hätten die Demokraten durch die Bank weg das Attentat verurteilt. Laut der Diskussion im Presseclub könnten die Demokraten wohl eher nicht hinter dem Anschlag stecken. Stattdessen wurde aber schließlich ernsthaft die Möglichkeit diskutiert, dass Trump selbst den Anschlag gegen sich inszeniert haben könnte. Mit einer Frage in die Runde unterstellte die Presseclub-Moderatorin Ellen Ehni dem Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die potenzielle Absicht, einen Anschlagsversuch gegen sich selbst organisiert zu haben:
"Könnte es sein, dass Donald Trump das Attentat auf sich selbst geplant hat, um als Märtyrer dazustehen?"
Das erscheine ihr eher abwegig, antwortete dann doch die ARD-Korrespondentin. Das könne sie sich nicht vorstellen. Aber es zeige sich, dass dieses Attentat am Ende "Donald Trump viel mehr nutzen wird, als es ihm schaden wird".
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