Der Schauspieler und Hollywood-Superstar George Clooney veröffentlichte einen Gastbeitrag in der New York Times, der im inneren Zirkel der Demokraten für Unruhe sorgt (Bezahlschranke). Clooney erklärt seine Loyalität gegenüber dem gesundheitlich angeschlagenen US-Präsidenten, erläutert aber unmissverständlich, dass nun die Zeit gekommen wäre, dass zeitnah der Rückzug von Joe Biden aus dem Wahlkampf mitgeteilt wird. Noch im Juni organisierte Clooney mit Hollywood-Größen und Ex-Präsident Barack Obama eine große Spenden-Gala und sorgte so für rund 30 Millionen Dollar Zuwachs in den Wahlkampfkassen der Demokraten.
Der Gastbeitrag kündigt schon in der Überschrift im Stile von Hollywood-Drehbüchern und bekannter US-Dramaturgie den Inhalt an:
"George Clooney: Ich liebe Joe Biden. Aber wir brauchen einen neuen Nominierten."
Clooney verteidigt sich mit der Erklärung, vor der drohenden und wirkungsstarken Kernaussage seines Anliegens, dass er "ein lebenslanger Demokrat" und "stolz darauf sei, was meine Partei repräsentiert und wofür sie steht". Er erinnert unmissverständlich daran, als Rechtfertigung der nahenden Empfehlung, was seine Leistung und sein Engagement, in den zurückliegenden Jahren für die Demokraten darstellte:
"Im Rahmen meiner Beteiligung am demokratischen Prozess und zur Unterstützung des von mir gewählten Kandidaten habe ich einige der größten Spendensammlungen in der Geschichte meiner Partei geleitet. Barack Obama im Jahr 2012. Hillary Clinton im Jahr 2016. Joe Biden im Jahr 2020."
Es folgt dann die schriftliche, dramaturgische Streicheleinheit für das Team um Joe Biden, erneut im klassischen Hollywood-Stil:
"Ich liebe Joe Biden. Als Senator. Als Vizepräsident und als Präsident. Ich betrachte ihn als Freund, und ich glaube an ihn. Ich glaube an seinen Charakter. Ich glaube an seine Moral. In den letzten vier Jahren hat er viele der Kämpfe, die er zu bestehen hatte, gewonnen."
Final kommt es zum eigentlichen Ansinnen eines Gastbeitrags in der renommierten New York Times. Schon der folgende Absatz gleicht einem finalen verbalen Niederschlag:
"Aber, die eine Schlacht, die er nicht gewinnen kann, ist der Kampf gegen die Zeit. Keiner von uns kann das. Es ist niederschmetternd, das zu sagen, aber der Joe Biden, mit dem ich vor drei Wochen auf der Benefizveranstaltung zusammen war, war nicht der Joe Biden des Jahres 2010, der eine große Sache war. Er war nicht einmal der Joe Biden von 2020."
Das Social-Media-Team von Biden veröffentlichte hinsichtlich der von Clooney erwähnten jüngsten Spendengala am 16. Juni ein X-Posting mit dem Text:
"Meine Kampagne hat einige lustige und talentierte Leute, die uns helfen, im November zu gewinnen – und wir räumen ziemlich gut ab."
Biden zog diesen Termin zu diesem Zeitpunkt dem anstehenden Ukraine-Gipfel in der Schweiz vor. US-Medien titelten am Folgetag der Gala:
"Clooney und Roberts helfen Biden bei einer mit Stars besetzten Hollywood-Gala, über 30 Millionen Dollar zu sammeln."
Clooney hält Erklärungen aus dem Biden-Umfeld nicht mehr für akzeptabel, egal ob sie lauten: "War er müde? Ja. War er erkältet? Vielleicht". Die Demokraten müssten sich nun dem stellen, was das ganze Land bereits realisiert hätte nach dem TV-Debakel im ersten Aufeinandertreffen des Präsidenten mit Donald Trump:
"Aber unsere Parteiführer müssen aufhören, uns zu erzählen, dass 51 Millionen Menschen nicht gesehen haben, was wir gerade gesehen haben. Wir sind alle so verängstigt von der Aussicht auf eine zweite Amtszeit von Trump, dass wir uns entschieden haben, alle Warnzeichen zu ignorieren."
Gnadenlos seziert Clooney weiter den Ist-Zustand des US-Präsidenten:
"Als Demokraten halten wir kollektiv den Atem an oder drehen die Lautstärke herunter, wenn wir sehen, wie der Präsident, den wir respektieren, die Air Force One verlässt oder zu einem Mikrofon zurückkehrt, um eine ungeschriebene Frage zu beantworten."
Die Hollywood-Größe fragt, ob diese unmissverständlichen Darlegungen von Realitäten "fair sind", dem sei so, um sich dann zu rechtfertigen:
"Das muss es auch sein. Es geht um das Alter. Um nichts anderes. Aber auch nichts, was man rückgängig machen kann. Mit diesem Präsidenten werden wir im November nicht gewinnen. Außerdem werden wir das Repräsentantenhaus nicht gewinnen, und wir werden den Senat verlieren. Das ist nicht nur meine Meinung, das ist die Meinung aller Senatoren, Kongressmitglieder und Gouverneure, mit denen ich unter vier Augen gesprochen habe."
Abschließend erfolgt eine Empfehlung, die im Weißen Haus für wenig Begeisterung sorgen wird. Langjährige führende Demokraten, die "im November zu verlieren drohen, müssen diesen Präsidenten auffordern, freiwillig zurückzutreten", so Clooney wörtlich im Gastbeitrag. Genannt werden dabei als einwirkende Persönlichkeiten "Chuck Schumer, Hakeem Jeffries und Nancy Pelosi".
Clooney erklärt final, dass "die kurze Vorlaufzeit bis zum Wahltag", bezogen auf einen Kandidatenwechsel, "für uns ein Vorteil wäre, keine Gefahr", da der Vorgang die Chance geben würde, "die Zukunft zu präsentieren, ohne so viel Oppositionsforschung und negativen Wahlkampf, der mit diesen lächerlich langen und teuren Wahlperioden einhergeht".
Hollywood-Kollege Michael Douglas stellte sich unmittelbar an die Seite von Clooneys Anliegen, um zu kommentieren: "Ich denke, das ist ein gutes Argument":
Der bekannte US-amerikanische Hollywood-Produzent und Filmregisseur Rob Reiner erklärte in einem X-Posting, dass "mein Freund George Clooney deutlich zum Ausdruck gebracht hat, was viele von uns gesagt haben (…) Joe Biden muss zurücktreten". Stephen King, Bestsellerautor und Hollywood-Drehbuchlieferant und bekennender Trump-Hasser, reagierte mit der Aufforderung an Biden, "es ist an der Zeit, dass er – im Interesse des Amerikas, das er so sehr liebt – ankündigt, dass er nicht zur Wiederwahl antreten wird".
Der Clooney-Gastbeitrag vom 10. Juli sorgte umgehend für breite und kontroverse Diskussionen in den US-Medien.
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