US-Präsident Joe Biden leidet nicht an degenerativen Erkrankungen, Demenz, Alzheimer oder Ähnlichem und das Weiße Haus sieht keine Notwendigkeit, zusätzliche Daten über seinen Gesundheitszustand zu veröffentlichen. Dies gab US-Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre bekannt. Angesichts der Tatsache, dass führende Demokraten eingeräumt haben, dass die Sorge um die geistige Gesundheit des Präsidenten "legitim" sei, erklärte Jean-Pierre, dass der Präsident "weiß, wie man seinen Job macht."
In der Nacht zum 28. Juni fand zwischen den beiden Hauptkandidaten für das Amt des US-Präsidenten eine TV-Debatte statt. Viele US-amerikanische Medien betonten, dass Biden im Vergleich zu Donald Trump sehr schwach gewirkt habe. Er habe sich mehrfach verhaspelt und Worte nicht immer klar ausgesprochen.
Mehrere US-amerikanische Nachrichtenagenturen und Unterstützer der Demokratischen Partei bezeichneten den Auftritt des 81-Jährigen Biden als eine Katastrophe. Einige forderten ihn auf, seinen Wahlkampf sofort einzustellen. Umfragen zeigen, dass die US-Amerikaner Trump als klaren Sieger in dem Fernsehduell ansehen.
Jean-Pierre erklärte, dass die US-Regierung die öffentliche Besorgnis über den Auftritt des amtierenden amerikanischen Präsidenten verstehe, aber er werde an den zukünftigen Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Darüber hinaus räumte sie Bidens Alter und eine gewisse "Verlangsamung" ein und betonte, dass er nicht geistig krank sei und am Tag der TV-Debatte "keine Medikamente eingenommen" habe. Laut der Sprecherin verberge das Weiße Haus keine Informationen über Bidens Gesundheitszustand.
"Wir sagen nicht, dass die Fragen nach dem Gesehenen ungerechtfertigt sind. Es war keine gute Nacht. Wir haben jährlich medizinische Gutachten über seinen Gesundheitszustand vorgelegt. Was einen kognitiven Test anbelangt, so halten seine Ärzte einen solchen für nicht erforderlich."
Jean-Pierre wiederholte Bidens Erklärung, er sei "erkältet und heiser" gewesen und betonte, der Präsident wisse, "wie man seinen Job macht" und "wie man nach einem Rückschlag wieder auf die Beine kommt". Auf die Frage, ob Biden behindert sei, antwortete sie mit einem Nein und sagte dem Reporter, der die Frage gestellt hatte, dieser "sollte es besser wissen".
Biden selbst erklärte seinen ungeschickten Auftritt bei der Debatte mit einem vollen Reiseprogramm. "Ich war nicht sehr klug. Ich entschied mich, kurz vor den Debatten ein paar Mal um die Welt zu reisen", sagte Biden bei einer Spendenveranstaltung in McLean im US-Bundesstaat Virginia. "Das ist keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung", fügte er hinzu.
Videoaufnahmen, auf denen Biden verloren aussieht und mit der Luft "Hände schüttelt", bezeichnete Jean-Pierre als Fälschungen. Die Sprecherin des Weißen Hauses versicherte, dass Experten solche Videos als "billige Fälschungen" und "gezielte Desinformationskampagnen" gegen den US-Regierungschef betrachteten.
Im Internet kursiert jedoch ein Video, welches das Gegenteil unter Beweis stellt. Der britische Aktivist Russell Brand veröffentlichte den Clip auf der Plattform X mit den Worten: "Das ist Joe Biden '19 und '24. Bis zur Debatte haben die Medien versucht, dies zu leugnen. Wem werden Sie vertrauen, ihnen oder Ihren eigenen lügenden Augen?"
Am Vortag erklärte die ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi gegenüber dem Sender MSNBC, dass sie die Bedenken hinsichtlich Bidens körperlicher Leistungsfähigkeit aufgrund seines schwachen Auftritts bei der Debatte gegen seinen rivalisierenden US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump für gerechtfertigt halte:
"Ich denke, es ist eine berechtigte Frage: War das ein einmaliger Ausrutscher oder ist das sein allgemeiner Zustand? Wenn die Leute diese Frage stellen, ist sie absolut berechtigt."
Eine neue Umfrage von CBS News/YouGov im Anschluss an die Debatte ergab, dass 72 Prozent der registrierten Wähler nicht der Ansicht sind, dass Biden über die "geistige und kognitive Gesundheit verfügt, die für das Amt des Präsidenten erforderlich ist". Die Umfrage ergab, dass selbst unter den Demokraten etwa 45 Prozent der Meinung sind, Biden sollte aus dem Rennen aussteigen. Die Präsidentschaftswahlen in den USA finden am 5. November statt.
Trump hat bereits die erforderliche Anzahl von Delegiertenstimmen erhalten, um als Kandidat der Republikaner für das Amt des Präsidenten nominiert zu werden, berichtet TASS. Auch Biden, der für eine zweite Amtszeit kandidiert, hat laut der Agentur die Unterstützung einer ausreichenden Anzahl von Delegierten der Demokratischen Partei erhalten. Beide Kandidaturen werden im Sommer auf jeweiligen Parteitagen bestätigt.
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