US-Bundesstaatsanwälte fordern, dass der einstige Krypto-Milliardär Sam Bankman-Fried, in den Medien meist nur SBF genannt, für den betrügerischen Diebstahl von Milliarden Dollar von seinen Kunden und den nachweislichen Betrug an Anlegern seiner inzwischen bankrotten Krypto-Börse FTX zu 40 bis 50 Jahren Gefängnis verurteilt wird. SBF wurde bereits im November 2023 für schuldig befunden, da er laut den Ermittlungen acht bis zehn Milliarden Dollar gestohlen und seine Mitarbeiter in eine jahrelange Vertuschung verwickelt haben soll. Laut US-Medien bezeichnete dies die Staatsanwaltschaft "als eine der größten Finanzbetrügereien der Geschichte und den wahrscheinlich größten Betrug des letzten Jahrzehnts". Seine Verurteilung ist für den 28. März angesetzt.
SBF wurde im Dezember 2022 auf den Bahamas festgenommen und an die USA ausgeliefert, nachdem seine Unternehmen einen Monat zuvor komplett zusammengebrochen waren. Anfänglich durfte der Betrüger noch zu Hause bei seinen Eltern in Palo Alto, Kalifornien, im Hausarrest wohnen. Im Jahr 2023 wurde er wenige Wochen vor seinem Prozess dann schließlich doch inhaftiert, nachdem der zuständige Richter zu dem Schluss gekommen war, dass SBF zwischenzeitlich versucht hatte, Prozesszeugen, darunter seine vormalige Lebensgefährtin, die Alameda-Chefin Caroline Ellison, zu manipulieren.
In einer 116-seitigen Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es wörtlich:
"Der Angeklagte hat über einen Zeitraum von mehreren Jahren Zehntausende von Menschen und Unternehmen auf mehreren Kontinenten zu Opfern gemacht. Er stahl Geld von Kunden, die es ihm anvertraut hatten; er belog Investoren; er schickte gefälschte Dokumente an Kreditgeber; er pumpte Millionen von Dollar an illegalen Spenden in unser politisches System; und er bestach ausländische Beamte. Jedes dieser Verbrechen ist eine lange Strafe wert."
Die Staatsanwaltschaft bezeichnete laut der Webseite Coin Desk ihren Antrag zur Festsetzung der Schadenshöhe auf elf Milliarden Dollar als "besonders konservative Schätzung" und verwies auf die Tatsache, dass bereits mehr als eine Milliarde Dollar ehemaliger FTX-Gelder beschlagnahmt worden waren. Weiter heißt es in dem Artikel:
"Die Bemühungen der Regierung, einen Teil des Geldes von Bankman-Fried zurückzufordern, zielten auf die politischen Beiträge ab, die er und andere FTX-Führungskräfte bei den US-Wahlen vor zwei Jahren geleistet haben – was die Staatsanwälte als 'das bisher größte Vergehen gegen die Wahlkampffinanzierung' bezeichneten. In dem Dokument wurde festgestellt, dass 251 Kandidaten – Demokraten wie Republikaner – bisher mehr als drei Millionen Dollar zurückgezahlt haben."
Zudem konnte rekonstruiert und zurückverfolgt werden, dass SBF insgesamt an über 300 Politiker und politische Aktionsgruppen Gelder in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar gezahlt hatte. Beispielsweise konnte die Einzelsumme einer Bestechung in Höhe von 150 Millionen Dollar an einen chinesischen Regierungsbeamten nachgewiesen werden.
"So viele Menschen haben an ihn geglaubt, er war ein Genie", sagte Natalie Tien, eine ehemalige FTX-Mitarbeiterin, letztes Jahr gegenüber dem US-Sender CBS News. Tien musste vor Gericht aussagen, "nachdem sie Monate der Verwirrung und Depression erlebt hatte, als sein Imperium zusammenbrach" und auch sie "eine Menge Geld verlor", so der Coin Desk-Artikel schildernd.
Die Staatsanwälte schrieben weiter, dass "Bankman-Fried zwar eine harte Strafe verdient", eine "effektive" lebenslange Haftstrafe von mehr als 100 Jahren aber "nicht notwendig ist". Vor zwei Wochen griffen Bankman-Frieds Anwälte laut dem Sender CBS die Empfehlung der Bewährungsbehörde an, ihren Mandanten zu 100 Jahren Gefängnis zu verurteilen, und erklärten, eine Strafe dieser Länge wäre "grotesk" und "barbarisch".
Der unmissverständliche Vorwurf seitens der Ermittler lautet demgegenüber:
"Bankman-Fried wusste, was die Gesellschaft als illegal und unethisch ansieht, missachtete dies aber aus einem bösartigen Größenwahn heraus, der von den eigenen Werten und dem Überlegenheitsgefühl des Angeklagten geleitet wurde."
Eine anvisierte Strafe von 40 bis 50 Jahren "unterstreicht die bemerkenswerte Schwere des Schadens, der Tausenden Opfern zugefügt wurde, verhindert, dass der Angeklagte jemals wieder einen Betrug begeht, und sendet ein starkes Signal an andere, die versucht sein könnten, sich an finanziellem Fehlverhalten zu beteiligen, dass die Konsequenzen schwerwiegend sein werden", so die Einschätzung der Staatsanwaltschaft.
Bankman-Frieds Anwalt, Marc Mukasey, teilte am Freitag gegenüber dem Sender CNN mit, die Verteidigung werde "Anfang nächster Woche" eine Antwort vorlegen.
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