Victoria Nuland kündigt

Sie war eine der entscheidenden Personen, die die Ukraine in den heutigen Abgrund führten: Victoria Nuland. Jeder, der sich mit dem Maidan-Putsch beschäftigt hat, kennt ihr Gesicht und das Bild, wie sie auf dem Maidan Kekse verteilte. Jetzt scheint ihre Karriere ebenso am Ende zu sein wie ihr Spielfeld, die Ukraine in ihrem derzeitigen Zustand.

Das US-Außenministerium teilte mit, dass Victoria Nuland "beabsichtigt, in den kommenden Wochen als Staatssekretärin für politische Fragen zurückzutreten". Nuland gilt als eine der zentralen Gestalten der US-amerikanischen Neokonservativen, der Neocons, und hatte den Putsch in der Ukraine im Jahr 2014 entscheidend mit vorangetrieben. Bekannt wurde sie damals zum einen durch das demonstrative Verteilen von Keksen auf dem Maidan, zum anderen durch ihre Eingeständnisse wie etwa die Äußerung, seitens der USA habe man immerhin 5 Milliarden US-Dollar für diesen Regimewechsel aufgewandt. Ein weiteres Highlight ihrer Karriere in dieser Zeit war ein abgehörtes Telefonat zwischen ihr und Jeffrey Pyatt, dem damaligen US-Botschafter in Kiew, in dem sie – bezogen auf die Wunschvorstellungen beiderseits des Atlantiks zur Besetzung der Putschregierung – sagte: "F*** the EU!"

Die Erklärung, die der US-Außenminister Antony Blinken persönlich verfasst zu haben scheint, spricht jedoch nicht etwa "nur" von einem Rücktritt, sondern von "Retirement", also der Versetzung in den Ruhestand. Das Schreiben selbst erweckt den Eindruck, die Initiative sei von ihr persönlich ausgegangen. Huldigend wird in dieser offiziellen Ankündigung die Koseform "Toria" des Vornamens "Victoria" benutz. Das Schreiben erinnert an manchen Stellen eher an einen Nachruf als an die Ankündigung einer Pensionierung:

"Was Toria wirklich außergewöhnlich macht, ist die glühende Leidenschaft, die sie mitbringt, um für das zu kämpfen, an das sie am meisten glaubt: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Amerikas fortdauernde Fähigkeit, diese Werte rund um die Welt zu vermitteln und zu fördern
...
Aber es ist Torias Führung in der Ukraine, die Diplomaten und Studenten der Außenpolitik in den kommenden Jahren studieren werden. Ihre Bemühungen waren unverzichtbar, um Putins ausgewachsene Invasion in der Ukraine zu bekämpfen, eine globale Koalition zu schmieden, um sein strategisches Scheitern sicherzustellen, und der Ukraine zu helfen, auf den Tag hinzuarbeiten, wenn sie imstande sein wird, stark auf ihren eigenen Füßen zu stehen – demokratisch, wirtschaftlich und militärisch."

Victoria Nuland trägt persönlich Mitverantwortung für die Hunderttausende an Toten in der Ukraine, besagt dieser Satz inhaltlich, denn tatsächlich war sie die Person, die für den Putsch wie auch für die Ausrichtung der Ukraine gegen Russland verantwortlich war.

Ihr voraussichtlicher Nachfolger John Rodney Bass ist ein Karrierediplomat, der die Vereinigten Staaten bisher in drei Ländern als Botschafter vertreten hat: in Georgien von 2009 bis 2012, in der Türkei von 2014 bis 2017 und in Afghanistan von 2017 bis 2020. Im Oktober 2017 musste er auf Anweisung des türkischen Präsidenten seinen Posten in Ankara räumen.

Während Nuland von Russland geradezu besessen wirkte, hatte Bass mit diesen Ambitionen bisher nur wenig zu tun. In seiner Tätigkeit für Strobe Talbott, damals Staatssekretär im State Department, war er an Verhandlungen im Kosovo-Krieg beteiligt und war als Stabschef von Talbott im Jahr 2000 an Abrüstungsverhandlungen mit Russland beteiligt.

Nulands Rolle war unter anderem deshalb so zentral, weil sie – weitgehend über familiäre Beziehungen – mit gleich zwei zentralen Denkfabriken der Neocons verbunden ist: Zum einen über ihren Ehemann mit dem "Project for a New American Century", zum anderen über ihre Schwiegertochter mit dem in der westlichen Presse gern zitierten "Institute for the Study of War".

Der russische Senator Konstantin Dolgow kommentierte laut RIA Nowosti die Meldung von Nulands Karriereende mit den Worten: "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff."

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