Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte, das fortschreitende Alter von Präsident Joe Biden sei ein "legitimes Thema" im Wahlkampf, da er sich bei den Wahlen in diesem Jahr eine zweite Amtszeit im Weißen Haus sichern wolle. Spekulationen über Bidens kognitive Fähigkeiten wurden letzte Woche erneut laut. Der 81-Jährige verwirrte die Staatsoberhäupter Ägyptens und Mexikos, kurz nachdem er Behauptungen zurückgewiesen hatte, sein geistiger Zustand lasse nach.
Der verbale Fehltritt folgte auf die Ankündigung, dass Biden wegen des falschen Umgangs mit geheimen Regierungsdokumenten nicht strafrechtlich verfolgt wird. Zeitnah hatte ein Staatsanwalt den Präsidenten als "älteren Mann mit schlechtem Gedächtnis" bezeichnet.
Laut Clinton, die im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 erfolglos gegen Donald Trump angetreten war, ist die Debatte über Bidens Alter berechtigt. "Ich habe die ganze Zeit mit den Leuten im Weißen Haus gesprochen, und sie wissen, dass es ein Problem ist, aber wie ich schon sagte: 'Sehen Sie, es ist ein legitimes Problem'", sagte Clinton letzte Woche dem Nachrichtensender MSNBC. "Es ist ein legitimes Problem für Trump, der nur drei Jahre jünger ist, richtig? Also ist es ein Thema."
Aber anstatt zu versuchen, die Bedenken über sein Alter zu ignorieren, sollte Bidens Wahlkampfteam seine Erfahrung als Gesetzgeber vor der Wahl im November mehr herausstellen, empfahl Clinton. Schließlich verfüge Biden neben menschlicher Erfahrung insbesondere über Charakterstärke und Weisheit. Clinton stellte fest:
"Ich denke, Biden sollte sich auch auf die Tatsache stützen, dass er erfahren ist und dass Erfahrung nicht nur in der politischen Arena zählt. (...) Es geht um menschliche Erfahrung, Charakter und Weisheit."
Gemäß einer in der vergangenen Woche von NBC News veröffentlichten Umfrage haben 76 Prozent der Befragten Bedenken wegen Bidens Alter und Gesundheit, sollte er für eine weitere vierjährige Amtszeit wiedergewählt werden. Ähnliche Bedenken äußerten 61 Prozent in Bezug auf Trump, der zum Zeitpunkt der Wahl im November 78 Jahre alt sein wird. Im Oktober hatte der republikanische Spitzenkandidat Fragen zu seiner eigenen geistigen Gesundheit ausgelöst, als er den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán fälschlicherweise als "Oberhaupt der Türkei" bezeichnete.
Bidens persönlicher Anwalt Bob Bauer bezeichnete am Sonntag die Beschreibung des Sonderberaters Robert Hur über das geistige Wohlbefinden des US-Präsidenten als "schäbiges Machwerk". Die von den Republikanern geführte Kritik an Biden sei "irreführend", sagte Bauer CBS. Der Bericht über seine Aufbewahrung von Geheimdokumenten sei "aus dem Ruder gelaufen". Nach einer YouGov-Umfrage unter 1.000 US-Bürgern Anfang des Monats hätte Trump in einem hypothetischen Vergleich zwischen den beiden wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten einen Vorsprung von einem Punkt auf Biden.
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