Die Lieferung von US-Artilleriemunition an die Ukraine ist um "mehr als 30 Prozent" zurückgegangen. Dies sei eine Folge der Bemühungen Washingtons, Israel in seinem Kampf gegen die Hamas zu unterstützen, berichtete ABC News am Dienstag unter Berufung auf einen ungenannten ukrainischen Regierungsvertreter.
Dem Beamten zufolge bestehe das Hauptproblem in der Lieferung von 155-mm-Artilleriegeschossen nach NATO-Standard, die "etwa 60–70 Prozent der Gesamtversorgung der Ukraine" ausmachten. Die Blockade im US-Kongress könnte dazu führen, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine langsam versiegen.
"Wir sind in großen Schwierigkeiten … die Basismunition kommt nicht", habe der ukrainische Vertreter erklärt. Bei einer weiteren Verschlechterung der Lage drohe, dass die Ukraine ihre Position auf dem Schlachtfeld "zu einem sehr hohen Preis" verliert.
Die US-Vertreter hätten zwar gesagt, dass der Hamas-Israel-Konflikt keinen Einfluss auf die Verpflichtungen haben würde, - so der ukrainische Beamte weiter - aber ihre Zusicherungen hätten sich als falsch erwiesen.
Im Gespräch mit ABC dementierte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Vertreter der USA jedoch die Behauptung, wonach die Krise im Nahen Osten Washington dazu gezwungen habe, seine Hilfe für Kiew zu reduzieren. Die Entwicklung, so betonte er, habe "absolut nichts mit den Ereignissen in Gaza zu tun". Er erklärte, dass die für die Ukraine vorgesehenen präsidialen Hilfspakete "bereits Wochen im Voraus zusammengestellt werden, sodass es keine Verbindung zwischen den beiden Konflikten gibt".
Dem Bericht zufolge äußerte sich der ukrainische Beamte im Vorfeld eines Überraschungsbesuchs von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Dieser war am Montag nach Kiew gereist, um seine "unerschütterliche Unterstützung" für die Ukraine zu bekräftigen. Noch während seiner Reise kündigte das Pentagon ein neues Hilfspaket im Wert von 100 Millionen Dollar an, das auch Artilleriegranaten verschiedener Kaliber umfasst.
Zeitgleich appellierte Austin auch an den US-Kongress, zusätzliche Hilfe für die Ukraine zu bewilligen. Vor seinen Äußerungen hatte die Regierung von US-Präsident Joe Biden im vergangenen Monat die Gesetzgeber aufgefordert, einen zusätzlichen Hilfsantrag in Höhe von 100 Mrd. USD zu genehmigen. Davon war der größte Teil für die Ukraine bestimmt. Die Initiative stieß jedoch auf den Widerstand der Republikaner. Einige von ihnen stellten die Strategie des Weißen Hauses in dem Konflikt infrage und sprachen sich gegen eine "Carte blanche"-Finanzierung aus.
Anfang dieses Monats erklärte das Weiße Haus, dass Washington ohne die Zustimmung des Kongresses kein Geld mehr für die Finanzierung von Waffenlieferungen an die Ukraine zur Verfügung stehe. Eines der wichtigsten Hilfsprogramme sei bereits ausgeschöpft.
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