US-Präsident Joe Biden hat am Freitag bei einer Rede vor dem kanadischen Parlament irrtümlich China gelobt und damit Gelächter bei den Anwesenden ausgelöst. Der 80-jährige Präsident, der oft für seine Fauxpässe kritisiert wird, verwechselte Kanada mit China. "Heute applaudiere ich China für sein Engagement", sagte er, als er über Kanadas Einwanderungspolitik sprach. Biden korrigierte sich sofort und erklärte: "Entschuldigen Sie mich, ich applaudiere Kanada... Sie wissen, woran ich denke - an China", was weiteres Gelächter auslöste.
"Darauf werde ich jetzt aber nicht eingehen."
Laut einem Bericht der New York Post verwechselte er die beiden Länder, als er Kanada dafür lobte, dass es sich bereit erklärt hat, jährlich 15.000 weitere Migranten aus lateinamerikanischen Ländern aufzunehmen - im Austausch für die Zustimmung der USA zu den kanadischen Bemühungen, diejenigen abzuschieben, die bei der illegalen Einreise nach Kanada erwischt werden. Kurz darauf ließ sich der US-Präsident dennoch kurz auf China ein und kritisierte Pekings Menschenrechtsbilanz, während er die Freilassung der beiden Kanadier Michael Kovrig und Michael Spavor lobte, die von der kanadischen Presse als "die Michaels" bezeichnet werden.
Die beiden Männer waren im September nach mehr als 1000 Tagen in chinesischer Haft freigelassen worden, nachdem die USA die Anklage gegen die chinesische Staatsbürgerin und Huawei-Erbin Meng Wanzhou fallen gelassen hatten. Vor den anwesenden Parlamentsmitgliedern führte Biden fort, dass die USA und Kanada ihre Bürger im Gegensatz zu China "als Bürger" schätzten – "und eben nicht als Verhandlungsmasse". Sie sie seien kein diplomatisches Druckmittel. "Sie sind menschliche Wesen mit Leben und Familien, die respektiert werden müssen", so Biden:
"Und ich bin sehr froh, dass die beiden Michaels – Michael Kovrig und Michael Spavor – nach 1.000 Tagen in Haft sicher zu ihrer Familie zurückgebracht wurden."
Ungeachtet Bidens Einschwenken sorgte dessen Versprecher dennoch für Furore. Der republikanische US-Kongressabgeordnete Byron Donalds etwa teilte den Clip auf Twitter und schrieb: "Fauxpass oder Freudscher Versprecher? Biden lobt China 'versehentlich' in einer Rede vor dem kanadischen Parlament. Er denkt an China, und die HouseGOP (House Republican Conference, die offizielle Organisation der republikanischen Repräsentanten im US-Repräsentantenhaus) weiß warum." Der Sohn des früheren US-Präsidenten Donald Trump und Vizepräsident der Trump Organisation, Eric Trump, teilte den Clip ebenfalls in den sozialen Medien. "Was für eine Blamage für die Vereinigten Staaten von Amerika", schrieb er auf Twitter.
Auf einer Pressekonferenz später am Tag wäre Biden beinahe ein ähnlicher Fauxpas unterlaufen, als er Japan sagte, während er Chinas Beziehungen zu Russland erörterte. Aber er fing sich mitten im Wort bei "Japa...". Bidens Versprecher waren nicht die einzigen peinlichen Momente seiner Kanada-Reise. Während einer anderen Rede witzelte er darüber, dass er das NHL-Team, die Toronto Maple Leafs, nicht unterstützt. Die National Hockey League (NHL) ist eine seit 1917 bestehende Eishockey-Profiliga in Nordamerika. "Ich muss sagen, dass ich Ihre Mannschaften mag, außer die Leafs", erklärte Biden unter Buhrufen.
"Ich sage Ihnen, warum – sie haben die Flyers im Januar geschlagen, deshalb. Damit bezog er sich auf das Lieblingsteam seiner Frau Jill, die Philadelphia Flyers. Doch auch schon bei der Begrüßung lief nicht alles Rund. "Bonjour, Kanada!", begann der US-Präsident seine rund 30-minütige Rede vor dem kanadischen Parlament. "Ich muss Ihnen sagen, dass ich vier Jahre Französisch in der Schule hatte. Als ich das erste Mal versucht habe, eine Rede auf Französisch zu halten, wurde ich ausgelacht. Besser wird es heute auch nicht laufen."
Biden befand sich auf einem zweitägigen Besuch in Ottawa zu Gesprächen mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau. Es war der erste Besuch in diesem Land seit seinem Amtsantritt im Januar 2021. In einer gemeinsamen Erklärung erklärten die beiden Staatsoberhäupter, sie seien sich der ernsten langfristigen Herausforderung bewusst, die die Volksrepublik China für die internationale Ordnung darstelle, wobei sie sich auf den offiziellen Namen des Landes bezogen. Zu jenen Herausforderungen gehörten demnach "störende Handlungen wie wirtschaftlicher Zwang, nicht marktwirtschaftliche Politiken und Praktiken sowie Menschenrechtsverletzungen".
Biden hatte in der Vergangenheit wiederholt erklärt, dass Chinas wachsende Macht die "größte strategische Herausforderung" in der indopazifischen Region und anderswo darstelle und dass der Sieg im Wettbewerb mit der "asiatischen Macht" für seine Regierung höchste Priorität habe. Doch auch die Beziehungen zwischen Kanada und China waren zuletzt angespannt. Im November letzten Jahres einigte sich Kanada auf eine neue indopazifische Strategie, in der es China als eine "zunehmend störende globale Macht" bezeichnete.
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