Die US-Finanzwelt kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Konkurs der Silicon Valley Bank in Kalifornien folgen mit der Signature Bank mit Sitz in New York und Silvergate Capital, einem zentralen Kreditgeber für die Krypto-Finanzwirtschaft in Kalifornien, zwei weitere Unternehmen. Mit dem behördlichen Vorgehen gegen die Signature Bank ist laut US-Medien damit innerhalb kürzester Zeit die drittgrößte Pleite in der Geschichte des US-Bankwesens eingetreten.
Wie im Falle der Unternehmensabwicklung der Silicon Valley Bank wird auch das Vorgehen gegen die Signature Bank von der "US Federal Deposit Insurance Corporation" (FDIC), einem unabhängigen Einlagensicherungsfonds und Konkursverwalter, beaufsichtigt. US-Medien sprechen von einer Zwangsverwaltung durch die US-Finanzaufsichtsbehörden. Diese kündigten an, dass die betroffenen Signature-Kontenbesitzer – sowohl versicherte wie auch nicht versicherte Kunden – auf alle ihre Einlagen zugreifen können, analog zu derselben "Systemrisikoausnahme", die auch den Kunden der Silicon Valley Bank ab Montag Zugang zu ihrem Bargeld verschafft.
In einer Erklärung des US-Finanzministeriums, des Federal Reserve Boards (FED) und der FDIC heißt es dazu:
"Heute ergreifen wir entscheidende Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft, indem wir das öffentliche Vertrauen in unser Bankensystem stärken. Mit diesem Schritt wird sichergestellt, dass das US-Bankensystem auch weiterhin seine wichtige Aufgabe des Schutzes von Einlagen und des Zugangs zu Krediten für Haushalte und Unternehmen in einer Weise erfüllen kann, die ein starkes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördert."
Alle getroffenen Maßnahmen wären seitens der Behörden in Rücksprache mit der US-Finanzministerin Janet Yellen getroffen worden. "Der Steuerzahler wird keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen", so heißt es in der Veröffentlichung.
Die gleiche Ausnahmeregelung "für systemische Risiken" würde auch die Causa Signature Bank betreffen, "die heute (Sonntag, 12. März) von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen wurde". Auch hier würden alle Einleger dieses Instituts entschädigt. Laut dem Ministerium und den Kontrollinstanzen "werden auch hier keine Verluste vom Steuerzahler getragen". Seitens der FED heißt es:
"Schließlich kündigte das Federal Reserve Board am Sonntag an, dass es den infrage kommenden Einlageninstituten zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen wird, um sicherzustellen, dass die Banken in der Lage sind, die Bedürfnisse aller ihrer Einleger zu erfüllen."
Ein Vorstandsmitglied von Signature, Barney Frank, ein ehemaliger Kongressabgeordneter, der laut dem Wall Street Journal nach der Finanzkrise von 2008 "die eine Hälfte des Dodd-Frank-Finanzgesetzes (Dodd-Frank Act) mitgestaltet" hatte, teilte gegenüber US-Medien mit, dass das Unternehmen "am Freitag einen Bank-Run in Milliardenhöhe erlitten habe", also ein außergewöhnliches Ereignis in Gestalt eines erhöhten Bank- oder Schalteransturms durch Kunden.
Die Sorge der Signature-Kunden resultierte laut Einschätzung von Frank aus Besorgnissen "über das Unternehmens-Engagement in Kryptowährungen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank". Das dritte aktuell betroffene Unternehmen Silvergate Capital gilt neben Signature als "eine der beiden wichtigsten Banken" für die Krypto-Finanzwirtschaft, so urteilt der US-Sender CNBC. Damit kommt neuerlich die Rolle des bereits angeklagten Krypto-Betrügers Sam Bankman-Fried ins Spiel.
Silvergate hatte vor der Liquidierung "etwas mehr als 11 Milliarden Dollar an Vermögenswerten, verglichen mit über 114 Milliarden Dollar bei Signature", so heißt es in den Informationen von CNBC. Die nunmehr bankrotte Kryptobörse FTX war wiederum "ein wichtiger Kunde von Silvergate". Die Hauptverhandlung gegen Bankman-Fried soll im Oktober dieses Jahres starten. Die Silvergate-Aktie stürzte nun im nachbörslichen Handel um mehr als 36 Prozent ab.
Laut der US-Seite Coin Desk begannen die Silvergate-Probleme unmittelbar ab dem "vierten Quartal 2022, als Krypto-Kunden nach dem Zusammenbruch der FTX-Börse von Sam Bankman-Fried um ihre Einlagen kämpften". Ende September des vorigen Jahres verfügte demnach Silvergate Capital noch über "Einlagen in Höhe von 13,3 Milliarden Dollar, davon etwa 1,9 Milliarden der Vermögenswerte in bar und 11,4 Milliarden in Wertpapieren", wie aus Coin Desk vorliegenden Unterlagen hervorgeht.
In den folgenden drei Monaten schrumpften die Einlagen auf etwa 6,3 Milliarden Dollar, so dass "die Bank gezwungen war, durch den Verkauf von Wertpapieren weitere Barmittel zu beschaffen", die dann Ende 2022 bei etwa noch 5,7 Milliarden Dollar lagen.
Silvergate Capital informierte dann Anfang März 2023 über die noch immer existierenden Engpässe. Das Unternehmen wies demnach branchenintern darauf hin, dass "die zusätzlichen Verluste das Unternehmen unter das Niveau der 'guten Kapitalausstattung' gedrückt hätten und dass es 'die Auswirkungen dieser nachfolgenden Ereignisse auf seine Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens' prüfe", so Darlegung im Coin Desk-Artikel.
Am 8. März gab Silvergate Capital schließlich bekannt, dass das Unternehmen beabsichtige, die Bank "freiwillig und geordnet zu liquidieren", und dass dieser Plan auch die "vollständige Rückzahlung aller Einlagen" umfasse.
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