"Wir führen einen Krieg gegen Russland." Das behauptete zumindest Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), als sie sich bei einer Versammlung des Europarats am 25. Januar für die Entsendung von Kampfpanzern an die Ukraine aussprach. Anders als damals noch das faschistische Deutschland unter Adolf Hitler hat das einstige Land der Dichter und Denker am 25. Januar somit offen den Krieg gegen Russland erklärt. Alle anderen Vertreter der EU- und NATO-Mitgliedsstaaten hatten es dagegen zuvor peinlichst vermieden, mit ihren Äußerungen auch nur den Hauch eines Anscheins aufkommen zu lassen, Kriegspartei in dem Konflikt zu sein.
Entsprechend stießen die abermals unüberlegten Äußerungen der Außenministerin auf Kritik. "Die Aussage Baerbocks, Deutschland befinde sich im Krieg mit Russland, zeigt, dass sie ihrem Job nicht gewachsen ist. Die Außenministerin sollte eine Spitzendiplomatin sein und sich nicht wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten und den Ruf unseres Landes mit Füßen treten", kritisierte etwa Sahra Wagenknecht (Die Linke) auf Twitter. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz bemühte sich umgehend um Schadensbegrenzung. Auf die Frage, ob sich Deutschland und seine Verbündeten nun an dem Krieg beteiligen würden, antwortete der SPD-Politiker am Mittwochabend im ZDF: "Nein, absolut nicht." Er fügte hinzu: "Es darf keinen Krieg zwischen Russland und der NATO geben." Auch das Auswärtige Amt stellte nach den Äußerungen Baerbocks klar, dass Deutschland "nicht Partei des Konflikts" sei.
Russland reagierte verärgert auf die abnorme Aussage. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte gegenüber Reportern, dass die Panzerlieferungen westlicher Länder an die Ukraine deren direkte und zunehmende Verwicklung in den bewaffneten Konflikt bezeugten. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, forderte am Freitag zudem eine Stellungnahme des deutschen Botschafters in Moskau. "Einerseits erklärt Deutschland, dass es keine Partei im Konflikt in der Ukraine ist. Andererseits sagt Baerbock, dass sich die Länder Europas im Krieg mit Russland befinden. Verstehen Sie (Baerbock), wovon Sie da reden?", schrieb Sacharowa auf Telegram.
Neben den zu erwartenden Kritikern riefen die Worte Baerbocks diesmal jedoch auch eine sich mit Kritik an ausländischen Politikern sonst eher zurückhaltende Stimme auf den Plan: den US-Moderator Tucker Carlson. In seiner Abendsendung – der erfolgreichsten Sendung der USA – "Tucker Carlson Tonight" auf Fox News ging er mit der deutschen Außenministerin für ihre Äußerungen hart ins Gericht. Carlson zählt zu den einflussreichsten Journalisten der USA. Er ist populär, polarisiert und redet vor allem nie um den heißen Brei herum. Dabei nimmt er keine Rücksicht auf nationale Polit- oder Medientabus. So schonungslos Carlson mit dem politischen Establishment der Vereinigten Staaten auch umgeht, über Repräsentanten ausländischer Regierungen äußert er sich dagegen normalerweise eher zurückhaltend. Doch bei Baerbock hörte nun auch bei ihm der Respekt auf.
"Die deutsche Außenministerin erwähnte, dass der Dritte Weltkrieg bereits im Gange ist", stimmte der Moderator die Zuschauer auf das Thema seiner Sendung ein. Zur Veranschaulichung spielte er einen Mitschnitt von Baerbocks berüchtigter Rede im EU-Parlament ab. Nachdem er die peinliche "Wir stehen im Krieg mit Russland"-Passage auch seinem Millionenpublikum präsentiert hatte, schmunzelte er und erklärte: "She's a jerk". Übersetzt heißt "jerk" so viel wie Trottel oder sogar Arsch.
Dann ging der Moderator auf die Entscheidung der NATO-Mitgliedsstaaten ein, der Ukraine nun auch Kampfpanzer zu liefern. "Unsere Idiotenklasse" spiele dort gerade "Zweiter Weltkrieg", witzelte er. Im Übrigen sei es schon lange her, dass die Deutschen Panzer in die Ukraine geschickt haben, was gar nicht gut geendet habe und auch diesmal nicht gut enden werde. Dennoch, kritisierte Carlson, habe sich die NATO entschieden, den umstrittenen Schritt tatsächlich zu gehen. In diesem Zusammenhang verwies er auf das von den USA ausgewiesene Ziel, die Krim zurückzuerobern. "Warten Sie einen Moment", sagte Carlson dem Publikum. "Am Anfang hieß es: 'Lasst uns Russland einfach auf die Grenzen vor Februar 2022 zurückdrängen.' Das erschien den meisten Leuten, uns eingeschlossen, ziemlich vernünftig."
"Aber Russland die Krim wegnehmen?", fügte der Moderator hinzu und verwies auf die für den Kreml wichtige Schwarzmeerflotte, die auf der Krim stationiert ist. "Russland hat oft gesagt, und es gibt allen Grund, ihnen zu glauben, dass das zu einem Atomkrieg führen würde. Aber das ist der neue Plan? Wurde darüber abgestimmt? Das ist wirklich verrückt."
In seiner Heimat musste Carlson für seine vom Mainstream abweichende Ukraine-Berichterstattung zuletzt heftigst Kritik einstecken. Während des USA-Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij im Dezember hatte der Moderator auch als Einziger das überhebliche Auftreten des selbst ernannten "Kriegshelden" kritisiert. Selenskij "kam im Weißen Haus an wie der Manager eines Stripclubs und begann, Geld zu verlangen", kommentierte Carlson damals die PR-Veranstaltung im Weißen Haus.
Zu Beginn der Woche fiel der spitzen Zunge des Fox News-Moderators dann der kanadische Premierminister Justin Trudeau zum Opfer. In einem Interview mit dem kanadischen Hochschulprofessor David Azerrad verglich der Moderator Trudeau in seiner Sendung "Fox Nation" mit dem kubanischen Kommunistenführer Fidel Castro und verwies dabei auf die Proteste der Trucker gegen die Corona-Beschränkungen im vergangenen Jahr. "Ich meine, warum sollten wir tatenlos zusehen, wie unser größter Handelspartner, das Land, mit dem wir die längste Grenze teilen – und eigentlich ein großartiges Land, ich liebe Kanada. Ich habe Kanada immer wegen seiner natürlichen Schönheit geliebt – warum sollten wir es zu Kuba werden lassen", sagte Carlson.
"Warum befreien wir es nicht? Wir geben so viel Geld aus, um die Ukraine von den Russen zu befreien, warum schicken wir nicht eine bewaffnete Truppe, um Kanada von Trudeau zu befreien? Und das meine ich ernst." Er sei "absolut für eine Schweinebucht-Operation" in Kanada. In der Schweinebucht auf Kuba hatte eine von der CIA aufgestellte Söldnerarmee aus Exilkubanern am 17. April 1961 versucht, den kubanischen Machthaber Fidel Castro zu stürzen. Die Invasion endete für die Regierung von John F. Kennedy jedoch im Debakel. Kuba verstärkte daraufhin seine Annäherung an die damalige Sowjetunion.
Carlson, der einst für seine Antikriegshaltung bekannt war, hatte auch schon früher militärische Maßnahmen gegen einen anderen Nachbarn der Vereinigten Staaten vorgeschlagen. Angesichts des anhaltenden Migrationsstroms aus Mexiko plädierte der Moderator 2019 etwa dafür, dass die USA gegen Mexiko "zurückschlagen" sollten. "Wenn die Vereinigten Staaten von einer feindlichen ausländischen Macht angegriffen werden, müssen sie zurückschlagen, und Mexiko ist zweifellos eine feindliche ausländische Macht", sagte Carlson.
"Seit Jahrzehnten schickt die mexikanische Regierung ihre Armen in den Norden unseres Landes. Dies hat es der kriminellen Oligarchie dieses Landes ermöglicht, an der Macht zu bleiben und noch reicher zu werden, allerdings auf unsere Kosten. Die Flut illegaler Arbeitskräfte in die Vereinigten Staaten hat unsere Gemeinden geschädigt, unsere Schulen ruiniert, unser Gesundheitssystem belastet und unsere nationale Einheit zerrüttet."
Während ihn die einen für seine Haltung lieben, wird Carlson für diese von anderen dagegen buchstäblich gehasst. Letztlich bleibt er aber dennoch einer der erfolgreichsten Moderatoren der USA, der mit seinen Sendungen ein Millionenpublikum erreicht.
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