Ein Bär auf dem Mars? – NASA macht zwei erstaunliche Entdeckungen

Auf dem Mars haben Wissenschaftler der NASA gleich zwei interessante Entdeckungen gemacht. Während die eine eher animalischen Charakter hat, könnte die andere gar die Grundlage für eine Kolonialisierung des Roten Planeten bilden.

In den 1970er Jahren schien ein NASA-Bild des Mars ein menschenähnliches Gesicht zu zeigen, was Beobachter zu der Frage veranlasste, ob auf dem Roten Planeten einst eine untergegangene Zivilisation gelebt hatte. Das berühmte "Marsgesicht" stellte sich letztlich jedoch nicht als Beweis für eine marsianische Zivilisation heraus, sondern ist lediglich das Resultat der menschlichen Tendenz, in allem – von Pflanzen über Felsen bis hin zu Häusern – menschliche Gesichter erkennen zu wollen. Erinnern Sie sich daran, wie Sie als Kind in den blauen Himmel schauten und eine Wolke sahen, die wie ein Lamm, ein Pferd oder ein anderes Lebewesen oder vertrautes Objekt auf der Erde aussah? Dasselbe passiert auch bei Weltraumbildern, die eigentlich nur Felsen, Staub und andere natürliche Muster zeigen.

Verantwortlich dafür ist ein Phänomen namens "Pareidolie", das mit der Verdrahtung unseres Gehirns zusammenhängt. Einst als Symptom einer Psychose angesehen, beruht es in Wirklichkeit jedoch auf einem Fehler in der visuellen Wahrnehmung. Um all die Eindrücke, die täglich auf uns einwirken, verarbeiten zu können, ist unser Gehirn darauf ausgerichtet, Dinge wiederzuerkennen. Damit wir Situationen schneller einordnen und in Sekundenschnelle reagieren können, sortiert das Gehirn die erfassten visuellen Informationen daher in Schubladen, die es kennt – es verfügt also quasi über eine permanent laufende Gesichtserkennung.

Das Wort Pareidolie leitet sich von den griechischen Wörtern "para", was so viel wie fehlerhaft, falsch bedeutet, und dem Substantiv "eidōlon", was Bild, Form oder Gestalt bedeutet, ab. Pareidolie ist eine Form der Apophänie, ein wahrnehmungspsychologisches Phänomen, das Menschen Muster und Beziehungen in zufälligen, bedeutungslosen Einzelheiten der Umwelt erkennen lässt. Ein Paradebeispiel für Pareidolie ist das Grabtuch von Turin, das das Abbild eines Mannes zeigt. Das Bild soll Gläubigen zufolge allerdings nicht irgendeinen beliebigen Mann, sondern Jesus selbst zeigen. Das Negativbild wurde erstmals 1898 auf der Rückseite der Fotoplatte des Amateurfotografen Secondo Pia entdeckt, der es fotografieren durfte, als es im Turiner Dom ausgestellt war.

Aber auch in den Schäden am Pedra da Gávea, einem riesigen Felsen außerhalb von Rio de Janeiro, erkennen viele Betrachter ein menschliches Gesicht. Es gibt eine Reihe von Theorien über die Ursache dieses Phänomens. Während einige Studien nahelegen, dass die Pareidolie eine psychologische Erklärung für viele Wahnvorstellungen wie etwa UFO-Sichtung liefere, führen andere Studien das Phänomen dagegen auf ganz normale Vorgänge im menschlichen Gehirn zurück. Dennoch hat die Pareidolie oftmals religiöse Untertöne. So ergab eine finnische Studie beispielsweise, dass Menschen, die religiös sind oder stark an das Übernatürliche glauben, mit größerer Wahrscheinlichkeit Gesichter in leblosen Objekten und Landschaften sehen, als Menschen, die sich diesen Themen verschließen. 

Der US-amerikanische Kosmologe und Autor Carl Sagan vertrat die Ansicht, dass die Pareidolie ein Überlebensinstrument sei. In seinem 1995 erschienenen Buch "The Demon-Haunted World – Science as a Candle in the Dark" (Die von Dämonen heimgesuchte Welt – Die Wissenschaft als Kerze im Dunkeln) schlussfolgerte er, dass die Fähigkeit, Gesichter aus der Ferne oder bei schlechter Sicht zu erkennen, eine wichtige Überlebenstechnik sei. Während dieser Instinkt den Menschen in die Lage versetzt, sofort zu beurteilen, ob es sich bei einer entgegenkommenden Person um einen Freund oder einen Feind handelt, merkte Sagan an, könne ebendieser aber auch dazu führen, dass zufällige Bilder sowie Licht- und Schattenmuster fälschlicherweise als Gesichter interpretiert werden.

Leonardo da Vinci hingegen schrieb über Pareidolie als künstlerisches Mittel. "Wenn du irgendeine Wand betrachtest, die mit verschiedenen Flecken oder mit einer Mischung aus verschiedenen Steinen befleckt ist, wirst du, wenn du im Begriff bist, eine Szene zu erfinden, darin eine Ähnlichkeit mit verschiedenen Landschaften sehen können, die mit Bergen, Flüssen, Felsen, Bäumen, Ebenen, weiten Tälern und verschiedenen Hügelgruppen geschmückt sind", philosophierte der Wissenschaftler in einem seiner umfangreichen Notizbücher.

Ungeachtet seiner Ursache ist das Phänomen aber immer wieder Gegenstand interessanter Debatten. So wollten Menschen auf Bildern des Spirit-Rovers aus dem Jahr 2008 etwas gesehen haben, das sie für einen hasenartigen Felsen hielten. Auch bei anderen Mars-Missionen wurden interessante Objekte gesichtet, denen man menschlich anmutende Formen zuordnete, wie zum Beispiel 2018 auf Bildern des Mars Reconnaissance Orbiter, die auf dem roten Planeten ein Marsmännchen zu zeigen schienen. Selbst Wissenschaftler der NASA scheinen vor dem Phänomen der Pareidolie, oder in diesem Fall der "Bärenadoilie", nicht gefeit zu sein, wie ein am Mittwoch auf dem Youtube-Kanal des High Resolution Imaging Science Experiments (HiRISE) der Universität Arizona zeigt. 

In dem Video soll laut Ansicht der Wissenschaftler nämlich ein Satellitenbild eines Mars-Kraters zu sehen sein, der wie ein Bärengesicht aussieht. Das Foto wurde demnach bereits am 12. Dezember von der HiRISE-Kamera aufgenommen, die am Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) der NASA angebracht ist. Und tatsächlich ist nicht zu leugnen: Der Krater sieht aus wie das Gesicht eines Bären. "Es gibt einen Hügel mit einer V-förmigen Einsturzstruktur (die Nase), zwei Krater (die Augen) und ein kreisförmiges Bruchmuster (der Kopf)", veranschaulichte HiRISE-Prüfleiter Alfred McEwen von der Universität Arizona. 

Mit einem Durchmesser von rund zwei Kilometern ist das "Gesicht", das von MRO im Dezember aufgenommen wurde, deutlich größer als jenes eines durchschnittlichen Bären. Handelt es sich bei der Entdeckung also möglicherweise um die "fossilen Überreste" eines riesigen Marsbären? Nein, sagen die Wissenschaftler, die zugleich auch eine Erklärung für die merkwürdige Gesteinsformation liefern. Zu sehen sei "ein Hügel, der eine V-förmige, eingebrochene Struktur" habe – die Nase des vermeintlichen Bärengesichts. Oberhalb des Hügels lägen zwei Krater, die innerhalb des Bärengesichts die Augen darstellen. Der Kreis drumherum – der Kopf des Bären – sei ein "kreisförmiges Bruchmuster" innerhalb der Oberfläche des Roten Planeten, das vermutlich auf Ablagerung über einem vergrabenen Einschlagskrater zurückzuführen sei", erklärte McEwen.

"Vielleicht ist die Nase ein Vulkan- oder Schlammschlot und die Ablagerung könnte aus Lava oder Schlammströmen bestehen?"

Wahrscheinlich muss die Menschheit eines Tages selbst zum Mars fliegen, um herauszufinden, was genau ihn wie einen Bären aussehen lässt. Beschleunigt werden könnten diese Ambitionen durch einen weiteren Fund, den NASA-Wissenschaftler vor wenigen Wochen machten: Unter der Leitung der Arizona State University konnte ein Forscherteam durch die Analyse von Daten des NASA-Rovers Curiosity und seines Neutronenspektrometers Dynamic Albedo of Neutrons (DAN) auf dem Mars unabhängig voneinander bestätigen, dass die sogenannten Frakturhalos – lange Brüche im Untergrund, die seitlich von hellerem Sedimentgestein flankiert werden – wasserreiche Opale enthalten. 

Opale entstehen, wenn Wasser kieselsäurereichen Gesteins verwittert. Dabei bildet sich eine Lösung, die sich in Rissen und Spalten im Gestein absetzt. Im Laufe der Zeit härtet diese Lösung zu einem festen Klumpen aus, der trüb und matt sein kann oder in schillernden Farben leuchtet. Auf alten Bildern, die vom Curiosity-Rover aufgenommen wurden, sind hellere Gesteinsbrocken zu sehen, die die Oberfläche des Roten Planeten durchziehen und von "Halos" umgeben sind. Proben dieser Gesteine waren zuvor von den Instrumenten des Rovers gesammelt worden, und in der neuen Studie analysierten Forscher der Arizona State University diese Archivdaten mit neuen Techniken.

Die Zusammensetzung der Gesteine schien hauptsächlich aus Siliziumdioxid und Wasser zu bestehen – den Hauptbestandteilen von Opal. "Unsere neue Analyse von Archivdaten zeigte eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen allen Bruchhalos, die wir viel später während der Mission beobachtet haben", so der Astronom Travis Gabriel, Mitautor der Studie. "Es war unglaublich zu sehen, dass diese Bruchnetzwerke so weit verbreitet und wahrscheinlich voller Opal waren." Dies ist nicht das erste Mal, dass opalähnliches Material auf dem Mars entdeckt wurde. Bereits 2008 entdeckte der Mars Reconnaissance Orbiter große, helle Flecken in mehreren Regionen des Roten Planeten, die auf Ablagerungen von hydratisiertem Siliziumdioxid zurückgeführt wurden.

Jetzt scheint es, dass das Material weiter verbreitet ist als bisher angenommen. Der Fund von Opal auf dem Mars hat allerdings nicht nur Auswirkungen auf den zukünftigen Schmuck von Astronauten. Zum einen deutet dies darauf hin, dass es auf dem Mars vor sehr viel kürzerer Zeit Wasser gab, als bisher angenommen wurde. Selbst nachdem die Oberfläche ausgetrocknet und für Mikroben, die dort gelebt haben könnten, unwirtlich geworden war, könnten unter der Marsoberfläche hingegen eine Zeit lang noch lebensfreundliche Bedingungen geherrscht haben.  

Außerdem könnte dieser Opal eine nützliche Wasserquelle für künftige menschliche Besucher darstellen. Da das Wasser nicht fest in einer Kristallstruktur gebunden ist, kann es aus dem Material freigesetzt werden, wenn es abgeschliffen und erhitzt wird. Das Team schätzt, dass ein 1 Meter langer Halo bis zu 5,7 Liter Wasser in den obersten 0,3 Metern der Oberfläche enthalten könnte. Die Forschungsergebnisse wurden im Journal of Geophysical Research veröffentlicht.

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