Die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) erwägt, jährliche Impfungen gegen das Coronavirus zu empfehlen, die auf bestimmte Virusstämme zugeschnitten sein sollen. Demnach sei geplant, die Impfungen jedes Jahr aufzufrischen, um mit neu auftretenden Varianten Schritt halten zu können.
In einem am 23. Januar veröffentlichten Informationspapier skizzierte der FDA-Beratungsausschuss für Impfstoffe und verwandte biologische Produkte eine neue Strategie für Corona-Impfungen und betonte die Notwendigkeit, die bestehenden Empfehlungen zu optimieren.
Der FDA-Ausschuss, der den Plan auf einer Sitzung der Behörde Ende dieser Woche erörtern soll, erklärte, er werde eine "Vereinfachung der Zusammensetzung und der Immunisierungspläne" für Coronavirus-Impfstoffe sowie eine Aktualisierung aller Impfungen gegen dieselben Varianten in Betracht ziehen. Der Ausschuss verglich diesen Plan mit der seit langem angewandten Strategie zur Bekämpfung der Grippe. So heißt es weiter in dem Papier:
"Ähnlich wie bei der Influenza rechtfertigt der globale Charakter der Entwicklung des SARS-CoV-2-Stammes eine globale Reaktion bei der Bewertung und Empfehlung von Änderungen der Impfstoffzusammensetzung."
Laut dem Ausschuss sollte jedes Jahr vor der Herbstsaison eine Bewertung der Varianten des Coronavirus durchgeführt werden. Weiter heißt es in dem Papier, dass die Umstellung auf jährliche Impfungen mit einheitlicher Zusammensetzung dazu beitragen könnte, die Durchimpfungsrate und die Einhaltung der Vorschriften zu verbessern, eine "klarere Kommunikation" mit der Öffentlichkeit zu ermöglichen und Fehler bei der Impfstoffverabreichung zu reduzieren.
Die Berater wiesen zudem darauf hin, dass Personen mit höherem Risiko – wie etwa ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem – möglicherweise zwei Dosen pro Jahr benötigen, dass aber "die meisten Personen" wohl nur eine Dosis brauchen werden.
Doch offenbar sind nicht alle dieser Meinung. Einige FDA-Berater sind von den Plänen der Behörde nicht überzeugt und sagen, dass sie durch "wenig Forschung" gestützt werden. Einige dieser Experten äußerten auch gegenüber der US-Zeitung New York Times ihre Zweifel. So sagte beispielsweise Dr. Eric Rubin, ein Berater der FDA und Chefredakteur der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine:
"Ich würde gerne mehr Daten über die Auswirkungen des Dosierungsintervalls sehen, zumindest Beobachtungsdaten. Und für die Zukunft würde ich gerne Daten gesammelt sehen, um festzustellen, ob wir das Richtige tun."
Ein anderer Berater, Dr. Paul Offit, Forscher am Children's Hospital of Philadelphia, stellte infrage, ob jährliche Impfungen grundsätzlich notwendig seien. Und er vertrat die Ansicht, dass die Entscheidung von einer Vielzahl verschiedener Faktoren abhängig gemacht werden sollte. In seiner Argumentation führte Offit folgende Fragen an:
"Wie alt sind die Kinder? Welche Begleiterkrankungen haben sie? Wann haben sie die letzte Impfdosis erhalten? Haben sie antivirale Medikamente eingenommen?"
Und er ergänzte, dass die derzeitige nationale Impfstrategie in den USA wohl zu lauten scheine: "Jeder bekommt immer eine Dosis", aber das sei "einfach kein guter Grund". Zu dem Vorschlag der FDA sagte Offit, dass er sehr gern glauben möchte, dass die Gesundheitsbehörde noch "offen" für Ratschläge ist, und dass sie sich nicht bereits entschieden haben, "was sie tun werden".
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