Bei ihrem Gipfeltreffen in Mexiko-Stadt haben Mexikos Staatschef Andrés Manuel López Obrador, US-Präsident Joe Biden und Kanadas Premier Justin Trudeau nicht nur über Migration und Drogenbekämpfung diskutiert. Im Gespräch waren auch wirtschaftliche Themen. So wurde im Rahmen des zehnten trilateralen Nordamerika-Gipfels die Gründung eines Komitees mit dem Ziel beschlossen, die regionale Abhängigkeit bei Schlüsselprodukten zu reduzieren.
López Obrador teilte mit, dass sich das Komitee unter anderem mit der Ersetzung von Importen befassen werde, damit Nordamerika allmählich seine wirtschaftliche Selbstversorgung stärke, um die Entwicklung, die Kooperation und den Wohlstand der Länder des nordamerikanischen Kontinents zu verwirklichen.
Zuvor hatte sich der mexikanische Präsident über die steigende Abhängigkeit des Kontinents von Produkten aus Asien beschwert, wobei er hervorhob, dass sich der jährliche Konsum von in Asien hergestellten Waren in Amerika auf 18.100 US-Dollar pro Kopf belaufe, während die Nachfrage nach amerikanischen Produkten in Asien 4.400 US-Dollar pro Kopf betrage. In diesem Zusammenhang fragte López Obrador:
"In unseren Pazifik-Häfen legen weiterhin immer mehr Schiffe an, die mit Waren aus Asien voll beladen sind. Die Frage, die wir uns stellen, ist folgende: Können wir in Amerika das herstellen, was wir konsumieren?"
Zwar wurden bei dem Treffen am Dienstag die Pläne, den Import von Halbleitern aus Asien zu reduzieren, nicht direkt erwähnt ‒ dennoch beschlossen Mexiko, die USA und Kanada, die regionale Produktion von Chips zu fördern. Der kanadische Premier sagte diesbezüglich:
"Heute diskutierten wir darüber, wie sich auf diesem Kontinent zuverlässige Lieferketten für alles einrichten ließen: von kritisch wichtigen Mineralien, über Elektroautos bis hin zu Halbleitern."
Obwohl die drei Länder im Rahmen des Freihandelsabkommens USMCA bereits in dieser Richtung zusammenarbeiteten, ließe sich noch viel mehr tun – vor allem wenn globale Lieferketten unter starkem Druck seien, sagte Trudeau. Ihm zufolge würden heute einige wirtschaftlich bedeutsame Länder immer unzuverlässiger und unerwünschter als Partner, um neue Technologien zu entwickeln. Dabei lobte der kanadische Regierungschef einen Halbleiter-Packaging-Betrieb in Québec. Kanada sei bereit, sich den Anstrengungen seiner nordamerikanischen Verbündeten in diesem Bereich anzuschließen.
Nach Angaben der Daten-Visualisierungs-Plattform Observatory of Economic Complexity (OEC) stammen 60,63 Prozent der Chips, die nach Mexiko importiert werden, aus Asien. Die Abhängigkeit der USA von Halbleiter-Herstellern aus Asien beträgt 87,52 Prozent, während Kanada seinen Bedarf an Chips zu 60,5 Prozent mit dem Import aus Asien deckt. Die COVID-19-Pandemie mit ihrer stark gestiegenen Nachfrage nach PCs und Notebooks, die Spannungen zwischen den USA und China sowie der Konflikt zwischen Peking und Taipeh haben zuletzt die globale Chip-Produktion stark belastet. Fast 91 Prozent aller Halbleiter werden in Taiwan, China und südasiatischen Ländern produziert.
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