Tech-Milliardär Elon Musk hat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter damit gedroht, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr bei Twitter schalten, öffentlich bloßzustellen. Der neue Twitter-Besitzer reagierte mit seinem Tweet in der Nacht zum Samstag auf den Vorschlag des konservativen Polit-Lobbyisten Mike Davis, er solle die Werbekunden nennen, "damit wir sie mit einem Gegenboykott belegen können." Musk schrieb in seiner Antwort:
"Danke. Ein thermonukleares Benennen und die entsprechende Schamesröte ist exakt das, was passieren wird, wenn das nicht aufhört."
In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Volkswagen-Gruppe, der Pharmakonzern Pfizer und der Lebensmittelriese Mondelez angekündigt, Werbung bei Twitter aussetzen zu wollen. Dass Firmen sich darüber sorgen, ihre Anzeigen könnten neben "negativen Inhalten" auftauchen, ist kein neues Phänomen. Auch Googles Videotochter Youtube hatte bereits damit zu kämpfen.
Musk hatte vergangene Woche versucht, Werbekunden mit einem offenen Brief zu beruhigen: Twitter werde kein Ort sein, an dem man sich ohne Konsequenzen alles erlauben könne. Auch jetzt betont er, dass sich an den Inhaltsregeln der Plattform bislang nichts verändert habe. Einige Werbekunden halten sich aber dennoch zurück.
Musk beklagte sich am Freitag über einen "massiven Umsatzeinbruch" und machte dafür "Aktivistengruppen" verantwortlich, die Druck auf die Unternehmen ausübten. Diese nicht näher umschriebenen Aktivisten versuchten, "die Redefreiheit in Amerika zu zerstören." Musk schrieb in einem Tweet:
"Twitter hatte einen massiven Umsatzrückgang zu verzeichnen, weil Aktivistengruppen Druck auf Werbekunden ausübten, obwohl sich an der Inhaltsmoderation nichts geändert hat und wir alles getan haben, um die Aktivisten zu besänftigen. Das ist extrem daneben! Sie versuchen, die Meinungsfreiheit in Amerika zu zerstören."
Mike Davis schlug daraufhin bei Twitter einen Gegenboykott gegen die Werbekunden vor, die sich solchem Druck beugten. Davis ist ein entschiedener Gegner der sogenannten "Cancel-Kultur" und wirft Internet-Konzernen vor, konservative Ansichten zu unterdrücken.
Musk hatte vergangene Woche den Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden US-Dollar (rund 44 Milliarden Euro) abgeschlossen und dafür unter anderem Schulden aufgenommen, die bedient werden müssen. Die Werbeeinnahmen stellen fast den gesamten Umsatz von Twitter dar, ihr Rückgang ist deshalb besonders schmerzhaft. Twitter mache aktuell mehr als vier Millionen US-Dollar Verlust pro Tag, schrieb Musk in einem weiteren Tweet. Das habe den Stellenabbau am Freitag unvermeidbar gemacht.
Bezüglich der Frage, wie viele Arbeitsplätze abgebaut worden seien, machte Musk keine Angaben. Aber ein Tweet des unter anderem für das Herausfiltern problematischer Inhalte zuständigen Managers Yoel Roth stand im Einklang mit Medienberichten, wonach etwa jeder zweite Job wegfallen sollte. In seinem Bereich seien rund 15 Prozent betroffen gewesen, während der Anteil firmenweit bei rund 50 Prozent gelegen habe, schrieb Roth. Medien hatten von rund 3.700 gestrichenen Stellen berichtet, was in etwa der Hälfte der Belegschaft entspreche.
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(rt de/dpa)