Das LNG-Geschäft in den USA brummt wie nie zuvor. Die Vereinigten Staaten wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2022 zum weltweit größten Exporteur von verflüssigtem Erdgas. Dies geht aus den Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA) hervor, einer statistischen US-Behörde, die sich mit Erfassung, Analyse und Verbreitung von Informationen aus dem gesamten Spektrum der Energiequellen befasst.
Demnach seien die US-Ausfuhren laut EIA in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2021 um 12 Prozent gestiegen. Dadurch konnten die Vereinigten Staaten Australien und Katar, die beiden anderen führenden LNG-Exporteure, überholen. Die Statistikbehörde beruft sich dabei auf Daten von Cedigaz, dem Internationalen Verband für Naturgas.
Als Gründe für den Anstieg nannte die EIA steigende Erdgas- und LNG-Preise sowie die weltweit steigende Nachfrage – insbesondere in Europa. Seit Ende letzten Jahres hätten die europäischen Länder ihre LNG-Importe erhöht, um die geringeren Pipeline-Lieferungen aus Russland zu kompensieren und die Erdgas-Lagerbestände aufzufüllen, die sich auf einem historischen Tiefstand befänden, erklärte die Behörde weiter.
Die EU und das Vereinigte Königreich steigerten demnach ihre LNG-Importe in der ersten Hälfte dieses Jahres um 63 Prozent. Etwas mehr als 70 Prozent des in den USA produzierten verflüssigten Erdgases gingen in die EU und nach Großbritannien, so die Behörde.
Das russische Energieministerium erklärte im Mai, dass das US-amerikanische LNG mindestens 30-40 Prozent teurer ist als russisches Pipelinegas.
In Deutschland gibt es derzeit kein einziges LNG-Terminal. Der Import läuft über die Terminals in Belgien oder den Niederlanden. Die Ampelkoalition hatte deshalb jüngst ein Gesetz beschlossen, um die Verfahren für den Bau der LNG-Infrastruktur zu beschleunigen. Das Gas, das unter Druck tiefgekühlt, flüssig per Schiff transportiert, angelandet, erwärmt, regasifiziert und dann in die Netze gepumpt wird, soll Europa dabei helfen, Gaslieferungen aus Russland zu ersetzen. Mit dem beschleunigten Bau von LNG-Terminals in Deutschland wolle man laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) imstande sein, "russisches Gas so schnell es geht ersetzen zu können".
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