Gute Feen waren gestern, heute müssen Märchen geschlechtslos sein – zumindest bei Disney. Wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab, wird die Bezeichnung "gute Fee" in den Boutiquen der Themenparks abgeschafft und durch eine geschlechtsneutrale ersetzt. Der Titel "gute Fee", der sich auf die magischen Figuren in mehreren Disney-Zeichentrickfilmen bezieht, wurde an Friseure und Visagisten vergeben, die in den "Bibbidi Bobbidi Boutiquen" arbeiten. Die Salons bieten Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren Schminkkurse an, bei denen sie in Disney-Prinzessinnen oder -Ritter verwandelt werden. Von nun an werden diese Mitarbeiter, die bisher als "gute Fee in Ausbildung" bezeichnet wurden, einfach als Auszubildende bezeichnet.
Dieser Schritt ist nur der jüngste in einer langen Liste von Versuchen Disneys, sich politisch korrekter zu zeigen. Letzten Sommer strich das Unternehmen den Gebrauch von "Damen und Herren, Jungen und Mädchen" aus seinen Themenparks und änderte seine Kleiderordnung, um den Mitarbeitern zu erlauben, mit sichtbaren Tattoos in einem Kostüm des jeweiligen Geschlechts zu arbeiten. Letztes Jahr wurde außerdem bekannt, dass Disney die sogenannte "kritische Rassentheorie" in sein Mitarbeiterschulungsprogramm aufgenommen hat und seine weißen Mitarbeiter auffordert, "ihre Bücherregale zu dekolonisieren" sowie an Wiedergutmachungsmaßnahmen teilzunehmen. Und dieses Jahr eröffneten die Disney-Themenparks während des Pride-Monats geschlechtsneutrale Sanitäranlagen.
Der investigative Journalist Christopher Rufo meinte zu den Maßnahmen Disneys:
"Ich denke, es sollte sehr klar sein, dass Disney sein Geld mit Mittelamerikanern verdient, die in seine Themenparks gehen und seine Inhalte kaufen, und diese Leute sollten wissen, dass dieses Unternehmen sie hasst."
Julie Burchill, US-amerikanische Journalistin und Buchautorin, wies in ihrer Kolumne für Newsweek darauf hin, dass Disney eindeutig zu jenen Unternehmen gehöre, die "um die Gunst derjenigen buhlen, die nicht ihr natürliches Publikum sind, und zwar auf Kosten derjenigen, die es sind". Sie sagte:
"So kommt es, dass ein so lang geliebtes Unternehmen wie Disney sein Kernpublikum, die Familien, aufgibt und stattdessen jede Laune des Woke-Mobs bedient, was sowohl ineffektiv als auch, wie wir sehen, unrentabel ist."
Wie sie betonte, beginne bereits eine "Gegenreaktion", da "viele Leute ihre Disney+-Abonnements kündigen". Die Disney-Aktien befinden sich seit vielen Monaten im Sinkflug – und das liegt nicht nur an den Auswirkungen der Pandemie, sondern auch daran, dass das Unternehmen mit seiner "politisch korrekten" Strategie Kunden verliert.
Allerdings ist Disney nicht das einzige Unternehmen, das es dem "Woke-Mob" recht machen will – und die Journalistin fragt sich, warum die großen Konzerne das tun:
"Warum tun sie das? Nun, viele aus der Klasse der Unterhaltungs-, Medien- und Verlagsbosse werden genau jene Art von Menschen sein, die überprivilegierte, unterbeschäftigte Nachkommen hervorgebracht haben, die diesen kulturellen Totentanz vorantreiben. Ich kenne Feministinnen, die in Angst vor ihren 'gender-fluiden' Kindern leben, und während sie in der Öffentlichkeit vielleicht die attraktiven Suffragetten-Farben Lila, Weiß und Gelb schwenken, sind sie zu Hause fest in die kränklichen Schattierungen der Trans-Rights-Flagge gehüllt und schleichen auf Zehenspitzen um die gigantischen Kleinkinder herum, die ihre sanftmütigen Lohnsklaven streng anweisen, ihre Pronomen zu respektieren."
Die Walt Disney Company stand auch im Mittelpunkt eines Kulturkriegs um Floridas umstrittenes Gesetz über elterliche Rechte in der Erziehung, das auch als "Don't say gay"-Gesetz bezeichnet wird und es Lehrern verbietet, mit Kindern im Kindergarten bis zur dritten Klasse über Sexualität und Geschlechtsidentität zu sprechen.
Der Vorstandsvorsitzende von Disney, Bob Chapek, verurteilte das Gesetz und versprach, sich für dessen Aufhebung einzusetzen. Als Reaktion darauf unterzeichnete der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, ein neues Gesetz, das Disneys Themenparks in Florida ihren Selbstverwaltungsstatus entzieht, der es ihnen zuvor erlaubt hatte, Steuern zu erheben, Infrastruktur zu bauen, Lizenzen zu vergeben und eigene Gebietsgesetze einzuführen.
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