Das US-Verteidigungsministerium soll nach den Plänen des US-Parlaments eine interne Meldestelle für UFO-Sichtungen bekommen. Wie das US-Nachrichtenmagazin Politico berichtet, hat das Repräsentantenhaus vergangene Woche eine entsprechende Gesetzesreform auf den Weg gebracht, die es sowohl gegenwärtigen als auch ehemaligen US-Militärangehörigen bei einer Meldung solcher Himmelsphänomene künftig ermöglicht, derzeit noch geltende Geheimhaltungsvereinbarungen zu umgehen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Hintergrund der Initiative ist die Zunahme nicht erklärbarer einschlägiger Beobachtungen, die in den USA zuletzt verstärkt zu einer Debatte über den Umgang mit solchen Sichtungen führten. Bei einer Parlamentsanhörung zum Thema hatten sich im Mai mehrere US-Abgeordnete darüber beschwert, dass das US-Militär bisher viele Infos und Aussagen über unerklärliche Himmelsphänomene mit Verweis auf Geheimhaltungsvereinbarungen zurückhalte.
Dieser Umstand könne die Nationale Sicherheit gefährden, kritisierten die Abgeordneten damals. Unter anderem hatte der Vorsitzende des Unterausschusses für Spionageabwehr im Repräsentantenhaus, Andre Carson, bei der Anhörung erklärt:
"UFOs sind unerklärlich, das ist wahr. Aber sie sind real. Sie müssen untersucht werden."
Daraufhin hatte der für die Militärgeheimdienste zuständige Vizeverteidigungsminister Ronald Moultrie zwar eine verbesserte Kommunikationspolitik gegenüber US-Gesetzgebern versprochen. Zeitgleich verwies er jedoch auch auf entsprechende strategische Ziele des Pentagons: "Einerseits will das US-Militär transparent sein gegenüber der Öffentlichkeit, andererseits muss man gewisse militärische Informationen schützen – also geheim halten", so Moultrie.
Schon seit geraumer Zeit vermuten viele Experten, dass viele der vermeintlich unerklärbaren Himmelsphänomene vielmehr auf neuartige Testflugzeuge, Raketen oder Drohnen des Militärs zurückzuführen sind. Das neue Meldesystem soll dem US-Parlament nun dabei helfen, sich eine Übersicht zu machen – über das, was wirklich vermeintlich unerklärbare Himmelsphänomene sind, und über das, was einfach nur Tests des Militärs sind.
Die in der vergangenen Woche mit Mehrheit beschlossene Reform des National Defense Authorization Act (NDAA), eines US-Bundesgesetzes, das den Haushalt des US-Verteidigungsministeriums bestimmt, soll dem US-Kongress zugleich auch mehr Kontrolle über die UFO-Untersuchungen des Pentagons verleihen. Hintergrund sind Geheimhaltungsvorschriften des Militärs, derentwegen Militärangehörige ihre Beobachtungen bisher nicht ohne Weiteres öffentlich machen dürfen. Ob es allerdings auch zu mehr Transparenz gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit beiträgt, ist noch unklar.
Mit Inkrafttreten des Gesetzes wird das Pentagon dazu verpflichtet, ein Meldesystem einzurichten, über das alle Infos über geheimnisvolle Sichtungen sowie Vorkommnisse gesammelt werden sollen. Zeugen können ihre Beobachtungen somit künftig an das noch neu einzurichtende UFO-Untersuchungsbüro des US-Verteidigungsministeriums melden, ohne dabei an bisherige Verschwiegenheits- und Geheimhaltungsvorgaben gebunden zu sein oder diesen zuwiderhandeln zu müssen.
Die Gesetzesreform ist insbesondere auf Bemühungen des republikanischen Abgeordneten Mike Gallagher sowie seinen demokratischen Amtskollegen Ruben Gallego zurückzuführen, mehr Informationen über bisherige geheime UFO-Untersuchungsprogramme und Erkenntnisse des US-Verteidigungsministeriums zu bekommen. Mit ihrer Forderung berufen sich die beiden Politiker vornehmlich auf Fragen zur nationalen Sicherheit.
"Hauptinteresse ist es sicherzustellen, dass unser Militär und unsere Geheimdienste mit den bestmöglichen Informationen, Kapital und wissenschaftlichen Ressourcen ausgestattet sind, um so Feinde zu besiegen und die militärische und technologische Überlegenheit der USA aufrechtzuerhalten", erklärte Gallagher gegenüber Politico. Zugleich wolle er aber auch "die Fähigkeit des Kongresses fördern, Fakten zu sammeln und den Ursprung und die Art der Bedrohung dessen, was in unserem Himmel zu fliegen scheint, weiter zu beweisen oder zu widerlegen".
"Ich glaube, dass einige Personen daran gehindert werden, dem Kongress gegenüber umfänglich transparent zu berichten, weil sie an Verschwiegenheitsvereinbarungen gebunden sind", so der Politiker weiter. "Wenn das wahr ist, möchte ich sicherstellen, dass es keinen technischen Grund gibt, der sie daran hindert, mit uns zu sprechen." Die "Amnestie"-Bestimmung gelte daher für "alle Ereignisse im Zusammenhang mit unidentifizierten Luftphänomenen" sowie für "alle Aktivitäten oder Programme der Regierung oder ihrer Auftragnehmer im Zusammenhang mit unidentifizierten Luftphänomenen".
Eine Ausnahme von der Bestimmung gebe es lediglich für Daten, bei denen Beamte zu dem Schluss kommen, dass es sich um Objekte handelt, die zu streng geheimen US-Programmen gehören könnten, in die nur wenige eingeweiht sind, oder um Ereignisse, "die wahrscheinlich mit einem Programm mit besonderem Zugang oder einem Programm mit unterteiltem Zugang zusammenhängen".
Was steckt hinter dem Phänomen?
Zuletzt hatte der US-Kongress das US-Verteidigungsministerium und die Geheimdienste vermehrt dazu aufgefordert, das Phänomen einschlägiger zu untersuchen. Ausschlaggebend waren insbesondere im vergangenen Jahr vom Pentagon veröffentlichte Videos von drei als "nicht identifiziert" eingestuften Flugobjekten, die in einen geschützten militärischen Luftraum eindrangen und teilweise die bekannte Aerodynamik zu überwinden schienen.
Einer der Kampfjet-Piloten hinter den Aufnahmen war Chad Underwood. Gegenüber dem US-Online-Magazin Intelligencer schilderte er damals, dass sich das Objekt aus dem Video "erratisch" bewegt habe. Dessen "Veränderungen der Höhe, der Fluggeschwindigkeit und des Aussehens waren einfach anders als alles, was ich bisher beim Fliegen gegen andere Flugziele erlebt habe", so Underwood.
Das von ihm aufgrund seines Aussehens als "Tic Tac" bezeichnete Objekt habe den "Gesetzen der Physik" widersprochen. So sei es innerhalb von Sekunden von einer Höhe von 15 Kilometern auf 30 Meter gesunken, was nicht möglich sei. Von Spekulationen über Außerirdische wollte Underwood allerdings nichts wissen: "Es ist einfach das, was wir ein UFO nennen. Ich konnte es nicht identifizieren. Es ist geflogen. Und es war ein Objekt. So einfach ist das."
Mitunter wegen solcher Aussagen hat auch der US-Senat das UFO-Thema stärker unter die Lupe genommen. So erklärte der Geheimdienstausschuss des Senats in seiner Version des Intelligence Authorization Act für das Haushaltsjahr 2023, die Aufsicht über die Sammlung und Berichterstattung über unidentifizierte Luft- und Raumfahrtphänomene verstärken zu wollen.
USA drängen auf mehr Transparenz
Im letzten Jahr hatten die US-Geheimdienste auf Drängen einzelner Senatoren erstmals einen Bericht über UFO-Sichtungen des US-Militärs veröffentlicht. In dem Dokument hieß es damals, dass es keine eindeutige und einheitliche Erklärung für die unbekannten Flugobjekte gebe. "In unserem Datensatz fehlt es derzeit an ausreichenden Informationen, um Vorfälle spezifischen Erklärungen zuzuordnen." Hinweise auf mögliches außerirdisches Leben fanden sich in dem Bericht jedoch nicht.
Ausgewertet wurden demnach 144 Sichtungen des Militärs zwischen den Jahren 2004 und 2021. In 80 Fällen wurden die Objekte durch gleich mehrere Sensoren erfasst. Einige davon hätten geradezu in der Luft stillgestanden, sich gegen den Wind bewegt oder abrupte Manöver durchgeführt, sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit bewegt oder ohne erkennbaren Antrieb, hieß es in dem Bericht. In einigen wenigen Fällen hätten die Militärflugzeuge sogar Funksignale empfangen. Auf den Bericht angesprochen hatte der frühere US-Präsident Barack Obama in einer Fernsehshow erwidert:
"Über Aliens gibt es einige Dinge, die ich hier nicht sagen kann."
Was aber stimme, sei, "dass es Bilder und Aufnahmen von Objekten im Himmel gibt, von denen wir nicht genau wissen, was sie sind, und bei denen wir nicht erklären können, wie sie sich bewegen".
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