Die USA wollen der Ukraine im Rahmen eines neuen Unterstützungspakets erstmals moderne Mehrfachraketenwerfer zur Verteidigung gegen Russland liefern. Das in den USA hergestellte Artilleriesystem Himars sei demnach Teil eines Hilfspakets im Wert von 700 Millionen US-Dollar, das daneben zudem Geschosse, Radarsysteme, Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin, Hubschrauber, taktische Fahrzeuge sowie Ersatzteile beinhalte, teilte das Weiße Haus am Dienstagabend mit.
Die US-Regierung habe der Ukraine das System mit Munition mit einer Reichweite von 80 Kilometern zugesichert. Dadurch ermögliche der Mehrfachraketenwerfer den ukrainischen Truppen eine größere Präzision bei der Bekämpfung russischer Vorstöße, erklärten hochrangige US-Regierungsvertreter gegenüber Reportern.
Die von dem Himars-System abgefeuerten Geschosse, können je nach Art der Munition bis zu 300 Kilometer weit fliegen. Sie werden von einem mobilen Fahrzeug aus auf landgestützte Ziele abgefeuert, was es den Ukrainern somit ermöglichen würde, Ziele weit innerhalb Russlands zu erreichen. Die Ukraine habe allerdings zugesichert, ergänzten die Beamten, mit der Mittelstreckenwaffe keine Ziele auf russischem Territorium anzugreifen.
Der jetzigen Entscheidung gingen allerdings erhebliche Bedenken voraus. Noch am Montag hatte US-Präsident Joe Biden die Lieferung von Mehrfachraketenwerfern, "die nach Russland hineinschießen können", ausgeschlossen. Demnach fürchteten die Entscheidungsträger, dass die Entsendung von immer schwereren Waffen an die Ukraine von Russland als Provokation aufgefasst werden könne, die Vergeltungsmaßnahmen Moskaus gegen die USA nach sich ziehen könnten.
Moskau hatte zuvor mehrfach öffentlich erklärt, dass jede Bedrohung Russlands eine erhebliche Eskalation in dem Konflikt bedeuten würde. "Die Lieferung von Waffen durch westliche Länder an die Ukraine, die in der Lage sind, Angriffe auf russisches Territorium durchzuführen, wird ein Schritt in Richtung einer inakzeptablen Eskalation der Spannungen sein", erklärte der russische Außenminister Sergei Lawrow gegenüber RT Arabia.
In einem am Dienstagabend in der New York Times veröffentlichten Gastbeitrag bestätigte Biden allerdings, dass er trotz der Bedenken beschlossen habe, "den Ukrainern fortschrittlichere Raketensysteme und Munition zur Verfügung zu stellen, die es ihnen ermöglichen, wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld in der Ukraine präziser zu treffen". Solange die USA oder ihre Verbündeten nicht angegriffen würden, "werden wir uns nicht direkt in diesen Konflikt einmischen, weder durch die Entsendung amerikanischer Truppen in die Ukraine noch durch einen Angriff auf russische Streitkräfte", so der US-Präsident weiter. "Wir ermutigen oder ermöglichen der Ukraine nicht, jenseits ihrer Grenzen zuzuschlagen. Wir wollen den Krieg nicht verlängern, nur um Russland Schmerzen zuzufügen." Zugleich versicherte er:
"Wir wollen keinen Krieg zwischen der NATO und Russland."
"Wir wollen den Krieg nicht verlängern, nur um Russland Schmerzen zuzufügen." Die USA versuchten auch nicht, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stürzen, versicherte Biden. Wenn Russland für seine Spezialoperation in der Ukraine jedoch keinen Preis zahlen müsse, könne das zum Ende der "regelbasierten internationalen Ordnung" und zu katastrophalen Folgen weltweit führen.
Allerdings wollten die USA den ukrainischen Streitkräften weiter dabei helfen, sich gegen russische Artillerie zu verteidigen, erklärte der US-Präsident. Die Biden-Regierung erwartet, dass die Ukraine die Raketen in der östlichen Donbass-Region einsetzen könnte, wo sie sowohl die russische Artillerie abfangen als auch russische Stellungen ausschalten könnten.
"Wir wollen eine demokratische, unabhängige, souveräne und wohlhabende Ukraine, die über die Mittel zur Abschreckung und Verteidigung gegen weitere Aggressionen verfügt", so Biden. Deshalb würden die USA mit ihren Partnern zusammen auch weiter an Sanktionen gegen Russland arbeiten.
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