Das Erste, was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit, heißt es in einem alten Sprichwort. Dass hinter diesem oftmals mehr als nur Vermutung steckt, zeigen die nahezu täglich mit der Öffentlichkeit geteilten US-Geheimdienstinformationen zum Ukraine-Krieg. Diese stellten sich im Nachgang oft als falsch heraus. Ein Zustand, dem US-Präsident Joe Biden jetzt offensichtlich Einhalt gebieten will.
Berichten zufolge warnte er seine hochrangigen Geheimdienstmitarbeiter, dass undichte Stellen über den Informationsaustausch mit dem ukrainischen Militär gestoppt werden sollten, da diese Washington von seinen Zielen in dem Konflikt "ablenken".
In einem Telefongespräch mit dem CIA-Direktor William Burns, der Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes Avril Haines und dem Verteidigungsminister Lloyd Austin lobte Biden zwar die Arbeit der obersten US-Spionagebehörden, betonte jedoch, dass die Veröffentlichung von Geheimdienstinformationen kontraproduktiv sei und gestoppt werden müsse. Das berichtete der US-Sender NBC News am Freitag unter Berufung auf Regierungsbeamte.
Zu dem Gespräch kam es, nachdem zahlreiche amerikanische Nachrichtenagenturen zuvor berichtet haben, dass von den USA gelieferte Geheimdienstdaten es den ukrainischen Streitkräften ermöglicht hätten, im vergangenen Monat das russische Schiff "Moskwa" vor der Küste von Odessa anzugreifen.
Pentagon-Sprecher John Kirby dementierte die Berichte allerdings mit den Worten: "Die Ukrainer verfügen über eigene nachrichtendienstliche Fähigkeiten, um russische Marineschiffe aufzuspüren und ins Visier zu nehmen, wie sie es in diesem Fall getan haben."
Auch Russland wies die vermeintlichen Informationen als falsch zurück und erklärte, dass sein Kreuzer nicht angegriffen wurde, sondern sank, weil an Bord ein Feuer ausgebrochen war und infolgedessen Munition explodiert ist.
Die New York Times berichtete am Mittwoch außerdem, die USA hätten Kiew angeblich mit Informationen versorgt, die es dem ukrainischen Militär ermöglichten, mehrere russische Generäle ins Visier zu nehmen und zu töten. Auch diesen Bericht wies Kirby zurück. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass die Weitergabe von "Gefechtsfeldinformationen zur Unterstützung der Ukraine bei der Verteidigung ihres Landes" Teil der vom US-Militär an Kiew geleisteten Hilfe sei.
Der US-Sender NBC berichtete in der vergangenen Woche, dass Amerika der Ukraine "nahezu in Echtzeit" Daten zur Verfügung gestellt habe, die dem osteuropäischen Land angeblich dabei halfen, ein russisches Transportflugzeug mit "Hunderten von Soldaten" abzuschießen.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses reagierte auch auf diesen Bericht und erklärte lediglich, dass die USA "den Ukrainern regelmäßig detaillierte, zeitnahe Informationen auf dem Schlachtfeld zur Verfügung stellen, um ihnen bei der Verteidigung ihres Landes gegen die russische Aggression zu helfen, und dies auch weiterhin tun werden."
Infolgedessen forderten mehrere ehemalige US-Geheimdienst- und Regierungsbeamte die Biden-Regierung in den sozialen Medien nun dazu auf, künftig nicht mehr mit den Medien über Geheimdienstangelegenheiten zu sprechen.
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