In der vergangenen Woche kündigte das US-Verteidigungsministerium an, der Ukraine weitere Waffen wie Drohen, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge im Wert von 300 Millionen US-Dollar zukommen zu lassen. Nun wurde bekannt, dass zu den Tausenden von Javelin-Panzerabwehrraketen und Stinger-Flugabwehrraketen zusätzlich bereits erste Chargen der sogenannten "Switchblade"-Drohne an die Ukraine geliefert wurden. Weitere sollen folgen.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar gelten Drohnen als wichtiges Kampfmittel beider Kriegsparteien. Erst kürzlich wurde bekannt, dass gar das von Elon Musk im Kriegsgebiet bereitgestellte Starlink-Satelliteninternet zur Steuerung der Kampfdrohnen genutzt wird, um russische Streitkräfte anzugreifen.
Die nun an die Ukraine ausgelieferte Drohne vom Typ "Switchblade", die auch als Kamikaze-Drohne bezeichnet wird, hat zwar weitaus weniger Aufmerksamkeit erregt als ihre beiden Stallgefährten des Typs Stinger und Javelin, ist aber nicht weniger tödlich. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Rakete, die auf ein beim Start sichtbares Ziel abgefeuert wird, kreist die Switchblade bis zu 15 Minuten lang über dem Schlachtfeld. Dabei sendet sie Videobilder, auf denen der Bediener Ziele in einer Entfernung von bis zu sechs Meilen erkennen, lokalisieren und identifizieren kann. Nach der Bestätigung durch den Bediener taucht die Switchblade ab, um das Ziel mit einer kleinen, aber leistungsstarken Splitterladung zu zerstören.
Ihr Gefechtskopf hat in etwa die Wirkung einer Handgranate, wodurch ungepanzerte Fahrzeuge zerstört oder mehrere Soldaten bekämpft werden können. Die Switchblade ist dazu in der Lage, Verteidigungsanlagen zu umkreisen oder gar vertikal abzutauchen, um Ziele in Gräben oder Schützenlöchern zu zerstören. Eine Funktion dieser Drohne, welche die meisten Formen der gegnerischen Deckung unbrauchbar und somit zunichtemacht.
Obwohl die Hightech-Drohne nur mit einer Geschwindigkeit von rund 105 Kilometer pro Stunde fliegt und von einem elektrischen Propeller angetrieben wird, gilt die Switchblade unter Herstellern dennoch als Rakete. Rein optisch könnte man die Drohne jedoch eher als Miniatur-Marschflugkörper betrachten. Und dieser ist winzig: Das gesamte System ist etwa 60 Zentimeter groß und wiegt inklusive Startrohr weniger als 2,5 Kilogramm.
Das Lenkwaffensystem verfügt über einen bordeigenen Sensor mit GPS-Ortung, der die Drohne zum Ziel führt. So können die Switchblades sowohl mobile als auch stationäre Ziele treffen. Zudem verfügen die Lenkwaffen über eine sogenannte "Wave-Off"-Funktion, die es den Operatoren ermöglicht, einen Angriff bei Bedarf kurzfristig abzubrechen.
Das Switchblade-System gilt als eines der bestgehüteten Geheimnisse des US-Militärs. Zwar gibt es im Internet zahlreiche Videos von Reaper-Drohnen, die Ziele mit Raketen angreifen, doch über die Switchblades ist nichts zu finden. Auch das Pentagon hatte in der Vergangenheit keine Berichte über Aktionen veröffentlicht, bei denen die Miniatur-Drohnen eingesetzt wurden.
Erst im Jahr 2013 wurde durch einen Bericht der amerikanischen Militärzeitschrift Defense News bekannt, dass die Waffe von den US-Streitkräften in Afghanistan erfolgreich gegen "hochrangige Ziele" eingesetzt wurde. Seitdem ist das Switchblade offenbar zu einer bevorzugten Waffe der US-Spezialeinheiten und anderer Infanterieeinheiten geworden, die das Drohnensystem für seine Fähigkeit zu Präzisionsschlägen auf große Entfernung schätzen. Mit nahezu scharfschützenähnlicher Präzision kann die Switchblade ihr Ziel aus sechs Meilen Entfernung treffen, ohne dabei den Standort des Schützen zu offenbaren.
Wie US-Medien berichten, wollen die USA der Ukraine nun weitere 100 Switchblades liefern.
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