Zahlreiche kanadische Lastwagenfahrer hatten am Wochenende den Grenzübergang zwischen Coutts, Alberta, und Sweet Grass, im US-Bundesstaat Montana, blockiert. Parallel protestierten weitere Lkw-Fahrer in der kanadischen Hauptstadt Ottawa in einem sogenannten "Freedom Convoy" vor dem Parlament. Die Provinzregierung Albertas schickte bewaffnete Polizeikräfte, um die Blockade an der Grenze aufzulösen.
Die Polizei in Ottawa wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Premierminister Justin Trudeau und seine Familie seien vorsorglich an einen geheimen Ort in der Hauptstadt gebracht worden. Über das gesamte Wochenende sollte die Polizeipräsenz hoch bleiben. Die Demonstranten blockierten den Berichten zufolge am Samstag Teile der Innenstadt. Die genaue Teilnehmerzahl habe bis zum Abend noch nicht festgestanden. Insgesamt wurden rund 10.000 Menschen erwartet. Einige Demonstranten sagten, sie wollten mehrere Tage bleiben. Die Proteste seien zunächst zwar lautstark gewesen, aber größtenteils friedlich. Gestartet sei der Konvoi am vergangenen Sonntag in British Columbia an der Westküste Kanadas.
Am Montagnachmittag beschlossen die Lkw-Fahrer, an der Grenze zu den USA eine Fahrspur in Richtung Norden für den örtlichen Verkehr zu öffnen und allen, die den Grenzübergang verlassen wollten, dies zu gestatten.
Einer der Lkw-Fahrer erklärte, dass er nur in einem Polizeiwagen die Blockade verlassen werde. Die Polizei sei "nicht bereit zu verhandeln", sagte ein weiter Lkw-Fahrer gegenüber dem Sender Rebel News und fügte hinzu, dass sie mit der Öffnung einer Fahrspur technisch gesehen ein Provinzgesetz einhielten, das 2020 verabschiedet wurde, um gegen Aktivisten der indigenen Rechte vorzugehen.
Nach Angaben des Bürgermeisters von Coutts, Jim Willett, blockierten etwa 100 Lkw den Highway 4 auf kanadischer Seite und verursachten einen kilometerlangen Stau auf der Interstate 15 in Montana. Auf der US-amerikanischen Seite sitzen Berichten zufolge seit Samstag etwa 50 bis 100 Lkw fest. Die Blockade ist ein Protest gegen die am 15. Januar in Kraft getretene Vorschrift der US-amerikanischen und kanadischen Regierungen, dass Lkw-Fahrer vollständig gegen COVID-19 geimpft sein müssen.
Trudeau spricht von "Rassisten"
Der Premierminister von Alberta, Jason Kenney, der sich zu einem Treffen der US-Gouverneure in Washington aufhält, verurteilte die Blockade am Sonntag als "erhebliche Unannehmlichkeiten für rechtmäßige Autofahrer" und bestand darauf, dass sie "sofort beendet werden muss".
Kenney, ein Mitglied der Konservativen Partei, schloss sich Premierminister Trudeau – einem Liberalen – an und verurteilte den "Freiheitskonvoi", der letzte Woche durch Kanada fuhr und vor dem Parlament in Ottawa demonstrierte, um ein Ende der Impfpflicht zu fordern.
Trudeau erklärte, er werde "denen, die rassistische Flaggen hissen" oder "Vandalismus betreiben oder das Andenken an unsere Veteranen entehren", nicht nachgeben, und unterstellte, dass ein nicht identifizierter Mann, der mit einer Naziflagge fotografiert wurde, und drei Demonstranten, die auf das National War Monument geklettert waren, die gesamte Bewegung disqualifiziert hätten.
Kritiker hatten mit Blick auf die neuen Impfvorschriften gewarnt, diese würden die ohnehin schon angespannten Lieferketten weiter stören. Die Vereinigung der kanadischen Lkw-Fahrer hatte den Berichten zufolge die Proteste jüngst verurteilt und erklärt, die meisten Fahrer seien geimpft.
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