Der russische Botschafter könne nur in den USA bleiben, wenn Moskau den Leibwächtern des US-Gesandten in Russland, John Sullivan, Visa erteile. Das berichtete der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow. Er fügte hinzu, dass dies alles Teil der zunehmend angespannten Beziehungen zwischen den beiden Nationen sei. Der Botschafter erklärte:
"Es gibt keinen Fortschritt, was das [beschlagnahmte russische] diplomatische Eigentum [in den USA], die Visafrage oder die Entwicklung der Beziehungen selbst betrifft."
Antonow fügte hinzu, dass sich die Situation seiner Meinung nach nur noch verschlimmern könne.
Er wies außerdem darauf hin, dass die russischen Diplomaten alle zwei Wochen versuchten, das US-Außenministerium zu kontaktieren. Sie hätten bereits zwischen 400 und 500 Anfragen verschickt, in denen sie um Zugang zu den russischen diplomatischen Einrichtungen in San Francisco, Washington, New York und Seattle bitten. All diese Liegenschaften wurden bereits unter der Trump-Regierung zwischen 2017 und 2018 beschlagnahmt. Zumindest einige der Einrichtungen waren offiziell diplomatisches Eigentum Russlands. Moskau hatten deren Beschlagnahmung durch die USA als illegale Eigentumsübernahme und offen feindseligen Akt verurteilt.
Bislang hätten die USA nur "Lippenbekenntnisse" zu den russischen Forderungen abgegeben, aber nichts unternommen, so Antonow weiter. Er fügte hinzu, dass die US-Beamten "nicht einmal dieser grundlegenden Forderung nachkommen" und den russischen Diplomaten gestatten würden, das beschlagnahmte Eigentum zu besuchen. Der Botschafter hob hervor:
"Alles, was in den letzten Monaten geschehen ist, deutet darauf hin, dass die USA eine zunehmend harte Haltung gegenüber Russlands diplomatischer Präsenz auf US-amerikanischem Boden eingenommen haben."
Zudem dränge Washington weiterhin russische Diplomaten und ihre Familien aus dem Land.
Die US-Regierung verkündete, dass russische Gesandte nicht länger als drei Jahre auf US-Territorium bleiben dürften. Sie verlange nun, dass einige Botschaftsmitarbeiter früher als ursprünglich geplant ausreisen, bedauerte Antonow. Insgesamt 27 Personen müssten bis zum 30. Januar und weitere 28 bis zum 30. Juni nach Russland zurückkehren. So lauten die Bedingungen, die Washington im September 2021 festgelegt hatte.
Die USA wollten sie zwar nicht zu Personae non gratae erklären. Washington habe aber betont, dass die Botschaftsmitarbeiter ihre diplomatische Immunität verlieren und verhaftet werden könnten, wenn sie nicht rechtzeitig ausreisten, erklärte der Antonow.
In den vier Jahren seiner Tätigkeit als Botschafter mussten laut Antonow insgesamt 300 Personen die USA verlassen, darunter Diplomaten und ihre Familien. Er sehe keine Anzeichen dafür, dass sich dieser negative Trend in naher Zukunft ändern könnte. Die Vereinigten Staaten haben sich zu den jüngsten Äußerungen des russischen Botschafters indes nicht geäußert.
Sowohl die russische Botschaft in Washington als auch die US-amerikanische Botschaft in Moskau leiden derzeit unter Personalknappheit. In den vergangenen Jahren haben die diplomatischen Vertretungen ihre Dienste mehrfach eingeschränkt. So zum Beispiel mit der Entscheidung der USA, keine Visaanträge mehr in Russland zu bearbeiten.
Bereits im November 2021 hatte Antonow darauf hingewiesen, dass Moskau die Aufhebung aller in den letzten Jahren auferlegten Beschränkungen befürworte und die Arbeit der beiden Botschaften wieder normalisieren wolle.
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