Ex-US-Schauspieler Smollett des Vortäuschens eines Hassverbrechens für schuldig befunden

Der ehemalige US-Schauspieler Jussie Smollett, ein jüdischer homosexueller Afroamerikaner, wurde für schuldig befunden, andere dafür bezahlt zu haben, 2019 in Chicago ein Hassverbrechen gegen ihn zu inszenieren – um Sympathien zu gewinnen und seine Karriere zu fördern. Einige Menschen in Deutschland haben den Fall von Smollett mit dem des Musikers Gil Ofarim verglichen.

Eine Jury in Chicago hat den Schauspieler Jussie Smollett wegen ungebührlichen Verhaltens schuldig gesprochen. Ihm wurde vorgeworfen, zwei nigerianische Bodybuilder dafür bezahlt zu haben, eine Hassattacke gegen ihn zu inszenieren, damit er die Republikaner des Rassismus und der Homophobie beschuldigen konnte, um Sympathien für sich zu gewinnen und seine Schauspielkarriere voranzutreiben.

Die Geschworenen haben sich am Mittwochnachmittag beraten und kamen am Donnerstagabend nach insgesamt neun Stunden zu einem Urteil. Sie befanden Smollett in fünf der sechs Anklagepunkte für schuldig.

Der 39-jährige Schauspieler wurde wegen eines Vorfalls im Januar 2019 angeklagt, bei dem er behauptete, von zwei weißen Männern angegriffen worden zu sein, die ihn rassistisch und schwulenfeindlich beschimpft, ihn mit Bleichmittel übergossen und ihm eine Schlinge über den Kopf geworfen hätten.

Er behauptete, er habe seine Wohnung in Chicago gegen 2 Uhr morgens bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt verlassen, um ein Subway-Sandwich zu kaufen, als er von den Männern angegriffen wurde, die "This is MAGA country" (Dies ist MAGA-Land) gerufen hätten, was sich auf den Wahlkampfslogan "Make America Great Again" des damaligen Präsidenten Donald Trump bezog. Chicago ist allgemein als Hochburg der Demokratischen Partei bekannt, und Smolletts Geschichte wirkte ohnehin von Anfang an wenig überzeugend.

Die Angelegenheit hatte international für Schlagzeilen gesorgt und löste eine Welle der Solidarität seitens demokratischer Politiker und der US-Medien aus. Es stellte sich jedoch schon bald heraus, dass die mutmaßlichen Angreifer zwei nigerianische Brüder und Bekannte Smolletts waren.

Abimbola und Olabinjo Osundairo sagten vor Gericht aus, Smollett habe ihnen einen Scheck über 3.500 US-Dollar ausgestellt – Als Bezahlung für den inszenierten Angriff – und ihnen weitere 100 US-Dollar gegeben, um Bleichmittel und Seil zu kaufen. Sicherheitskameras zeigten, wie die Osundairos die Vorräte kauften und offenbar schon Tage vor dem Vorfall einen "Probelauf" mit Smollett inszenierten.

Der Schauspieler wurde für schuldig befunden, nach dem angeblichen Angriff am 29. Januar 2019 den Chicagoer Polizeibeamten Muhammed Baig zweimal und die Polizistin Kimberly Murray dreimal  belogen zu haben. In dem letzten Anklagepunkt der Falschaussage gegenüber Detective Robert Graves am 14. Februar 2019, er sei zwei Wochen zuvor Opfer einer schweren Körperverletzung geworden, wurde er freigesprochen. Smolletts Strafe wird in den kommenden Wochen festgesetzt werden. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren.

Die Jussie Smollett-Affäre veranlasste einige Menschen in Deutschland, die den Fall kannten, dazu, andere zur Vorsicht zu mahnen, nachdem der Musiker Gil Ofarim Anfang Oktober 2021 behauptet hatte, Opfer eines verbalen antisemitischen Angriffs im Westin Hotel in Leipzig geworden zu sein. Ofarims Geschichte weise viele Ähnlichkeiten mit Smollets auf, sagten sie.

Wie viele US-Politiker und Journalisten im Fall Smollet waren auch viele deutsche Politiker, Journalisten und andere schnell dabei Ofarim zu verteidigen, ohne sich vorher beide Seiten der Geschichte angehört zu haben.

Obwohl die Leipziger Staatsanwaltschaft noch immer im Fall Ofarim ermittelt, hat eine interne Untersuchung einer Anwaltskanzlei für das Hotel ergeben, dass alle Zeugen Ofarims Version der Ereignisse bestreiten. Keiner konnte sich zudem daran erinnern, seine Davidstern-Halskette gesehen zu haben, und sie war auch nicht auf den Überwachungsvideos zu sehen. Die Davidstern-Kette war Ofarim zufolge aber der eigentliche Kernpunkt der gesamten Geschichte.

Mehr zum ThemaDer Fall Gil Ofarim: Polizei lässt Vorfall im Leipziger Hotel zur Klärung nachstellen