Die kanadische Provinz Ontario hat antirassistischen Aktivismus in ihren Mathematiklehrplan für die 9. Klasse aufgenommen. Die Behörden beschuldigen diese Naturwissenschaft der Normalisierung des Rassismus und fordern, dass der Mathematikunterricht künftig Macht- und Privilegiensysteme in Frage stellen soll.
Ihnen zufolge erlebten unter anderem schwarze und LGBT-Studenten "systemische Barrieren" wie Rassismus und implizite Voreingenommenheit beim Zugang zu anspruchsvollem Mathematikunterricht. Von den Lehrern wird erwartet, dass sie nicht nur solche Hindernisse erkennen und beseitigen, sondern allen Schülern auch die Fähigkeit vermitteln zu erkennen, wie Mathematik verwendet werden kann, um "Maßnahmen zur Bewältigung sozialer und ökologischer Probleme wie Ungleichheit und Diskriminierung aufzudecken, zu erforschen, zu analysieren und zu fördern."
Der von der Provinzregierung nun veröffentlichte Lehrplan fordert, sogenannte eurozentrische Ideen beim Erlernen von Mathematik in Frage zu stellen und ein "antirassistisches und antidiskriminierendes Umfeld" zu schaffen:
"Mathematik wurde verwendet, um Rassismus und Marginalisierung von nichteurozentrischem mathematischen Wissen zu normalisieren, und erst ein dekolonialer, antirassistischer Ansatz im Mathematikunterricht macht seine historischen Wurzeln und sozialen Konstruktionen sichtbar."
Folglich seien die Lehrer gefordert, verschiedene Arten des Lernens zu fördern und zum Beispiel "indigenes Wissen" in ihren Unterricht einzubringen, um den Schülern zu helfen, "gesunde und starke Identitäten" zu entwickeln. Das Programm mit dem Titel "Culturally Relevant and Responsive Pedagogy" wird sich zudem mit "Machtfragen und sozialer Gerechtigkeit im Mathematikunterricht" befassen.
Die Kontroverse in Ontario markiert den jüngsten Trend hin zu Mathematik-Lehrplänen, die weniger Wert auf Begabtenprogramme legen oder diese ganz eliminieren wollen und insbesondere in den USA die Objektivität dieser Wissenschaft infrage stellen. In Kalifornien zum Beispiel zielen vorgeschlagene Änderungen im Lehrplan darauf ab, Begabtenprogramme und die vermeintlich rassistische Praktik "der richtigen Antwort" aufzugeben.
Die vorgeschlagene kalifornische Mathematikreform beinhaltet die Verwendung eines Lehrleitfadens unter dem Motto "Der Weg zum gerechten Mathematikunterricht". Das Programm, welches zumindest teilweise von der Bill und Melinda Gates Stiftung finanziert wird, wird Berichten zufolge an Schulen in den US-Bundesstaaten Georgia, Ohio und Oregon umgesetzt. Kern des Programmes ist die Annahme, dass das Konzept einer Objektivität der Mathematik "eindeutig falsch" sei. Von den Lehrern wird verlangt, aufzuzeigen, dass das System genutzt wird, um "kapitalistische, imperialistische und rassistische Ansichten" aufrechtzuerhalten. Ziel ist es nun, allen Studierenden "gleich hohe Ergebnisse" zu ermöglichen.
Dr. Kulvinder Kaur Gill, eine Kinderärztin im kanadischen Ontario, erklärte, die Provinz sei damit zur "Clown-Hauptstadt der Welt" geworden, indem die Regierungspolitik die Mathematik als "rassistisch" und zu einer Quelle "weißer Vorherrschaft" deklariert habe. Im Gegensatz zum neuen Lehrplan sie die Mathematik aufgrund ihrer sprachenübergreifenden Objektivität ihre "erste Liebe" in der Schule gewesen, so die Ärztin. Sie fügte hinzu, dass die Behörden die Realität objektiver Tatsachen und Wahrheiten durch Illusionen subjektiver Ideologien ersetzt hätten.
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