Top-US-Arzt: Keine Beweise, dass eine dritte COVID-19-Impfdosis nötig ist

Der Dekan der Fakultät für öffentliche Gesundheit der Brown University hat in einem Interview gesagt, es gebe derzeit keine Indizien dafür, dass eine dritte COVID-19-Impfdosis nötig ist. In Deutschland bereitet sich die Bundesregierung bereits auf eine solche vor.

In einem Interview mit dem US-Finanznachrichtensender CNBC am Freitag sagte Dr. Ashish Jha, der Dekan der renommierten Fakultät für öffentliche Gesundheit der Brown University, dass es derzeit keine Indizien gibt, die darauf hindeuten, dass eine dritte Runde von Impfungen denjenigen, die bereits eine erste und zweite Dosis erhalten haben, irgendeinen Vorteil brächte. Im Interview sagte Jha:

"Lassen Sie mich Ihnen erklären, wo wir gerade stehen: Die Daten sind eindeutig. Wenn man bereits beide Imfdosen von Moderna oder Pfizer erhalten hat – oder eine Impfdosis von J&J –, hat man bereits einen sehr hohen Schutz gegen alle Varianten, einschließlich Delta. Ich habe bisher keine Beweise dafür gesehen, dass jemand eine dritte Impfdosis benötigt."

Am Donnerstag erklärten sowohl Pfizer als auch BioNTech, dass die Schutzwirkung ihres Impfstoffs nach etwa sechs Monaten nachlässt und sie kurz davor stehen, die Zulassung für eine dritte Dosis zu beantragen. Jha erklärte CNBC auch, wie wichtig es sei, die Daten abzuwarten, bevor man die Verabreichung einer dritten Auffrischungsimpfung in Betracht ziehe, und deutete an, dass er nicht glaube, dass eine dritte Dosis notwendig sein werde. Laut Jha:

"Falls diese Beweise auftauchen, und offensichtlich werden wir das in Betracht ziehen wollen, denke ich, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir für die meisten Menschen eine dritte Spritze benötigen werden."

Ein deutscher Ministeriumssprecher antwortete am Freitag auf die Frage, ob das Bundesgesundheitsministerium eine dritte Impfung nach sechs Monaten empfehle, dass die Datenlage noch nicht ausreichend sei. Eine Auffrischungsimpfung sei aber aller Voraussicht nach notwendig, so der Sprecher:

"Wir warten jetzt noch die Daten, die vorgelegt werden, ab, und entsprechend wird auch eine Empfehlung seitens der Ständigen Impfkommission dazu erfolgen."

Bund und Länder bereiten sich nach Angaben der Bundesregierung bereits auf sogenannte Auffrischungsimpfungen gegen Corona vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätten das Thema bereits besprochen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag. Seibert sagte weiter:

"Die Bürger können sicher sein, dass Bund und Länder sich vorbereiten auf das, was vorbereitet werden muss, nämlich dass nach einer ersten Immunisierungswelle Impfstoff und Impfungen zur Auffrischung zur Verfügung stehen und auch verfügbar gemacht werden."

Die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) und die US-Behörde für Lebensmittel und Medikamente (FDA) gaben eine gemeinsame Erklärung heraus, die besagt, dass US-Amerikaner, die vollständig geimpft sind, keine dritte Dosis benötigen. In der Erklärung heißt es:

"Amerikaner, die vollständig geimpft sind, brauchen derzeit keine Auffrischungsimpfung. FDA, CDC und [die nationalen Gesundheitsinstitute] arbeiten in einem wissenschaftlich fundierten, rigorosen Prozess, um zu prüfen, ob oder wann eine Auffrischung notwendig sein könnte."

Für eine mögliche Zulassung von Corona-Impfstoffen für Auffrischungsimpfungen ist es nach Angaben der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA noch zu früh. Denn es gebe für diese Entscheidung noch nicht genug Daten aus der Impfkampagne und den laufenden Studien, hieß es zur Begründung.

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