Am Wochenende sind die Sankt Anna Kirche und die Chopaka Kirche, die sich auf dem Territorium von Indianerreservaten in Westkanada befanden, durch Brände zerstört worden. Beide Kirchen, aus Holz gebaut und über 100 Jahre alt, sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Brände ereignen sich rund eine Woche nach der Zerstörung zweier weiterer katholischer Kirchen in kanadischen Reservaten, inmitten der Wut über die Rolle der katholischen Kirche in der gewaltsamen Kampagne zur Zwangsassimilation indigener Völker in Kanada.
Ende Mai erschütterte der Fund der sterblichen Überreste von 215 Kindern auf dem Gelände eines ehemaligen Internats ganz Kanada. Wenige Wochen später wurde ein weiteres Massengrab mit über 600 Kinderleichen ebenfalls in der Nähe eines Internats entdeckt.
Vom 17. Jahrhundert bis in die 1990er-Jahre wurden die als "Residential Schools" bekannten Einrichtungen von der Regierung im Rahmen einer Zwangsassimilationskampagne für indigene Kinder verwaltet und finanziert. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und in den Internaten untergebracht, wo sie ihrer Herkunftskultur entfremdet wurden und die Traditionen der europäischen Kolonialisten erlernen mussten. Gewalt, Unterernährung und sexueller Missbrauch gehörten in diesen Internatsschulen zur Tagesordnung. Betreiber solcher Einrichtungen waren größtenteils Kirchen und religiöse Organisationen.
Die grausame Entdeckung sorgte in der kanadischen Öffentlichkeit für Empörung über die katholische Kirche und ihre Rolle bei der Misshandlung Tausender indigener Kinder in Kanada. Papst Franziskus zeigte sich schockiert über den Fund der Kinderleichen und forderte die Achtung der Rechte und Kulturen der Ureinwohner.
Der Chef und der Rat des Lower Similkameen Reservates, in dem sich die zerstörte Chopaka Kirche befand, äußerten ihre Besorgnis in Bezug auf den Brand. In einer Erklärung verwiesen sie jedoch auch auf "Trauer und Wut", die viele indigene Gemeinschaften im ganzen Land wegen der erschütternden Entdeckungen verspürten. Eine mögliche Brandstiftung verurteilten sie dennoch:
"Dies ist ein Symptom des generationsübergreifenden Traumas, das unsere Überlebenden erleben und mit dem unsere Nachkommen zu tun haben werden. Es gibt aber Wege, um mit diesen Emotionen auf heilende Weise umzugehen."
Am Freitag hatte die missionarische Ordensgemeinschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, die 48 Schulen in Kanada betrieb, darunter die beiden ehemaligen Internatsschulen, in denen die Gräber gefunden wurden, angekündigt, man werde alle im Besitz befindlichen Dokumente zum Umgang mit Kindern in diesen Einrichtungen veröffentlichen.
Mehr zum Thema - Westliche Werte: 150.000 Kinder der Ureinwohner Kanadas sollten christlich "umerzogen" werden