FBI soll Uniprofessor aufgrund von Google-Übersetzung der Spionage für China verdächtigt haben

Am Mittwoch ist in den USA ein Prozess gegen einen Universitätsprofessor zu Ende gegangen, der nach Angaben eines Ermittlers für China spioniert haben soll. Das FBI konnte keine triftigen Beweise vorlegen. Zuletzt wurde gegen Anming Hu wegen Falschaussagen prozessiert.

Die US-Staatsanwälte haben es diese Woche nicht geschafft, die Verurteilung eines aus China stammenden Professors der University of Tennessee zu erzielen. Der 52-jährige Anming Hu wurde unter anderem beschuldigt, heimlich für eine chinesische Hochschule gearbeitet und falsche Aussagen gemacht zu haben. Ein Richter der US-Stadt Knoxville ließ am 16. Juni den Prozess fallen.

Der Wissenschaftler war im Februar 2020 angeklagt worden. Der FBI legte dem außerordentlichen Professor für Maschinenbau, Raumfahrt und Biomedizintechnik unter anderem zur Last, die Tatsache verheimlicht zu haben, dass er gleichzeitig für eine Universität in Peking arbeitete, während er von der NASA Fördermittel für mehrere Projekte bekam. Nach dem US-Recht darf die Raumfahrtbehörde keine Untersuchungen finanzieren, die eine Beteiligung oder eine Zusammenarbeit mit China implizieren.

Obwohl in keinem der Anklagepunkte gegen Hu erwähnt wurde, dass er für sein Land spioniert oder die von der NASA erhaltenen Gelder und Geheimtechnologien weitergeleitet haben soll, wurde der Prozess gegen den Uniprofessor zum ersten Fall, den man im Rahmen des Programms "China Initiative" behandelte, das das US-Justizministerium im Jahr 2018 ins Leben gerufen hatte, um gegen Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und Wirtschafsspionage durch China vorzugehen.

Mutmaßlicher Spion

Das FBI ermittelte zwar gegen Hu im Rahmen einer Offensive gegen Forscher, die mutmaßlich ihre Verbindungen mit chinesischen Institutionen verheimlichten, um angeblich US-amerikanisches geistiges Eigentum zu stehlen. In der vergangenen Woche räumte der FBI-Agent Kujtim Sadiku während einer Anhörung im Gericht ein, dass seine Behörde den Universitätsprofessor grundlos wegen Spionage verdächtigt habe. Der Verdacht habe auf einer chinesischen Pressemitteilung basiert, die mit Hilfe von Google Translate übersetzt worden sei.

Sadiku behauptete dabei, er habe mit seinen Ermittlungen gegen Hu im Jahr 2018 begonnen, ohne vom Programm "China Initiative" zu wissen. Die auf Chinesisch verfasste Pressemitteilung mit einem Foto des Professors habe der FBI-Agent mit Hilfe der Suchmaschine von Google entdeckt. Als er sie mit Hilfe von Google Translate übersetzte, habe er festgestellt, dass Hu eine Verbindung mit der Polytechnischen Universität Peking habe. Dabei sei es um ein staatliches Programm gegangen, um prominente Akademiker zu rekrutieren. In den USA gilt dieses Programm jedoch als Instrument zur Anwerbung von Spionen.

Sadiku habe dann nach eigenen Worten beschlossen, eine Ermittlung gegen Hu wegen Spionage zu eröffnen. Aufgrund dieser Informationen habe er ein Team von FBI-Agenten veranlasst, die Aktivitäten des Professors und dessen Sohnes im Laufe von fast zwei Jahren zu überwachen. Darüber hinaus habe er den 52-Jährigen unter Druck gesetzt, um ihn zur Spionage für die US-Regierung zu verleiten.

Da der FBI-Agent jedoch seinen Verdacht mit keinen triftigen Beweisen belegen konnte, beschlossen die US-Staatsanwälte letztendlich, Hu wegen Betrugs und Falschaussagen anzuklagen.

Süß-saures Ende

Am 16. Juni konnten sich die Geschworenen nicht darüber einig werden, ob Hu tatsächlich seine Arbeit für die chinesische Universität verheimlich hatte. Daher ließ der zuständige Richter den Prozess fallen. Unter den Gerichtsunterlagen waren zwei Dokumente und zwei E-Mails, die belegten, dass der Professor die University of Tennessee über seine Arbeit für die chinesische Hochschule informiert hatte. Nach Angaben seines Anwalts habe Hu nicht gewusst, dass er diese Informationen auch in ein spezielles Formular hätte eintragen sollen. Auch die Universität habe seinen Mandaten darauf nicht aufmerksam gemacht. Außerdem sei es die NASA gewesen, die nach einer Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen gesucht habe.

Inzwischen ruinierten die Anschuldigungen des FBI den Ruf und die Laufbahn des einst angesehenen Professors: Hu wurde entlassen und in der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskreditiert. Gleichzeitig machte sein Fall die kritischen Stimmen gegen das Programm "China Initiative" hörbar. Die Organisation Asian Americans Advancing Justice, die sich für die Rechte der aus Asien stammenden US-Bürger einsetzt, erklärte, dass das Programm auf Rassenvorurteilen beruhe sowie Hass und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Menschen aus Asien schüre. Die Organisation forderte die US-Behörden auf, die Untersuchung gegen den Professor endgültig fallen zu lassen.

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